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Pensionen hängen Renten ab

Die Rentnerjahrgänge sind die wahlentscheidende Bevölkerungsgruppe. Knapp 21 Millionen Menschen beziehen eine gesetzliche Rente. Rund 20 Milliarden Euro werden monatlich an Renten überwiesen, eine gigantische Summe, die Monat für Monat zu zwei Dritteln aus den Pflichtbeiträgen der Arbeitnehmer bezahlt wird, zu einem Drittel aus dem Bundeshaushalt, für den die Steuerzahler geradestehen.

Vor allem in Deutschland-West werden die Rentner grimmig ihre Rentenbescheide öffnen, die ihnen spätestens im Juni mit der Post ins Haus flattern. Es ist Vorwahlzeit und da ist es schwierig, den 16,6 Millionen Westrentnern zu erklären, warum sie zum 1. Juli eine Rentenerhöhung von gerade mal 0,25 Prozent erhalten, während die 4 Millionen Ostrentner immerhin 3,29 Prozent mehr erhalten. Im Osten Deutschlands bedeutet das einen deutlichen Kaufkraftzuwachs, im Westen werden Millionen von Rentnern aufgrund der knapp zweiprozentigen Inflationsrate an Kaufkraft verlieren.

Allerdings: Nach wie vor liegt der Rentenbeitragswert im Osten unter dem Wert im Westen. Auch nach der deutlichen Erhöhung im Juli dieses Jahres steigt das Rentenniveau Ost von derzeit knapp 89 Prozent auf dann 91,5 Prozent des Westniveaus.

Obwohl die Fakten schon einige Wochen publik sind und das Bundeskabinett am vergangenen Mittwoch so entschieden hat, wird der Ärger beim Volk erst im Frühsommer so richtig durchschlagen, wenn jeder West-Renterhaushalt seine Minierhöhung schwarz auf weiß im Bescheid liest.

Ein großes Ärgernis in der Altersversorgung unseres Landes steht leider selten im Fokus der Politik und der Medien: die Beamtenversorgung. Während bei den Rentnern massive Einschnitte umgesetzt wurden, sind die Pensionäre erstaunlich glimpflich davon gekommen. Erst in dieser Woche hat das Statistische Bundesamt die Fakten publiziert. Renten und Pensionen driften immer weiter auseinander. Zwischen 2002 und 2012 sind die Durchschnittspensionen der Landesbeamten von 2.240 auf 2.570 Euro gestiegen. Das sind 14,7 Prozent Zuwachs. Dagegen erhöhten sich die gesetzlichen Renten im Westen nur um 8,5 Prozent, im Osten um 9,7 Prozent. Die monatliche Eckrente, die jemand erhält, der 45 Beitragsjahre mit regelmäßigem Durchschnittseinkommen vorzuweisen hat, stieg im gleichen Zehnjahreszeitraum im Westen von 1.164 auf 1.263 Euro und im Osten von 1.022 auf 1.121 Euro.

Dass diese schreiende Ungerechtigkeit politisch nicht thematisiert wird, hat viel damit zu tun, dass die Berufspolitiker ebenfalls von den Privilegien des Berufsbeamtentums profitieren – und zwar mit sattem Zuschlag! Wer die eigenen Besitzstände nicht infrage stellt, macht sich als Gesetzgeber in Bund und Ländern zum Schutzpatron des teuren Berufsbeamtentums.