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Marktwirtschaft für Alle!

Es ist schon skurril: Das Handelsblatt, Deutschlands Wirtschafts- und Finanzzeitung“, macht eine Wochenendausgabe mit der wie immer rot kostümierten Sarah Wagenknecht auf, neben sich eine güldene Büste von Ludwig Erhard und der Frage: Die Linke und die Marktwirtschaft Wem gehört Ludwig Erhard?“

So weit sind wir in der gesellschaftspolitischen Debatte in Deutschland gekommen, dem Land, in dem in einem vierzigjährigen Praxisversuch zwei konkurrierende Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme ihre unterschiedliche Leistungsfähigkeit doch anschaulich bewiesen haben! Die Linke Wagenknecht stilisiert sich heute als Wahrerin ordoliberaler Positionen und zitiert nur zu gern deren Köpfe wie Walter Eucken, Wilhelm Röpke oder eben Ludwig Erhard. Unternehmer und Wirtschaftsverbandsvertreter beklatschen ihre Vorträge, die Wirtschaftspresse hofiert sie und sie besitzt eine Dauerkarte in den TV-Talks.

Es ist ein Stück aus dem Tollhaus des linken Zeitgeistes, der sich spätestens mit Ausbruch der Finanz- und Bankenkrise 2008 endgültig manifestiert hat. Kapitalismuskritik gehört zum guten Ton – von der FAZ bis zum Papst! In der Tat sind die größten Totengräber unserer marktwirtschaftlichen Ordnung durchaus in der globalen Finanzwelt zu finden. Eine Branche, die sich immer wieder aufs Neue durch exzessive Spekulation und systematische Manipulation in Misskredit bringt, liefert laufend die Bestätigung für den berechtigten Vorwurf, dass Gewinne privatisiert, Verluste aber sozialisiert werden.

Die liberalen Verteidiger unserer Wirtschaftsordnung dürfen sich nicht in die Büsche schlagen. Sie müssen dafür kämpfen, dass auch für Banken und ihre Anteilseigner und Gläubiger (jawohl, das sind auch ihre Kunden!) endlich gilt, was in der Realwirtschaft ziemlich konsequent praktiziert wird: Spekuliert wird auf eigene Rechnung! Wer scheitert, bezahlt seine Zeche selbst und lässt sich nicht vom Steuerzahler nachträglich die fällige Risikoprämie bezahlen.

Unser erfolgreiches marktwirtschaftliches Modell lebt nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis unserer mittelständisch geprägten Wirtschaftsstruktur vom Leitbild des ehrbaren Kaufmanns. Man ist stolz auf das eigene Produkt oder die angebotene Dienstleistung. Mitarbeiter und Kunden erfahren eine Wertschätzung, die sie langfristig an das Unternehmen binden. Gewinne verbleiben häufig und überwiegend im Unternehmen. In schwierigen Phasen stehen Unternehmer und Mitarbeiter zusammen. Im Fall des Scheiterns tragen alle Akteure ihre Last in jeweils eigener Verantwortung.

Wenn diese Verantwortungsethik nicht in die Finanzwelt implementiert wird, wenn die schärfste Waffe im Kapitalismus, das Scheitern auf eigene Rechnung, in der Finanzbranche weiter systematisch außer Kraft gesetzt ist: Dann wird diese Branche endgültig zum Totengräber unserer marktwirtschaftlichen Ordnung. Dann kann die Linke mit ihrer staatlichen Planwirtschaft triumphieren und sich ganz schnell wieder von Ludwig Erhard verabschieden