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Gegen Armut hilft vor allem Arbeit

Jeder Sechste in Deutschland gilt als von Armut bedroht: Das klingt nach einem Aufreger. Doch das Armutsrisiko ist weder gewachsen noch spiegelt die Zahl die tatsächlichen Armutsverhältnisse wider. Die Statistik zeigt aber, dass Bildung und Arbeit der beste Schutz gegen Armut sind.

Armut ist relativ. Jedenfalls nach den Maßstäben der Europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen. Demnach gilt als armutsgefährdet, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens im jeweiligen Land verdient.

Die Nachricht, dass sich die Zahl der relativ Einkommensarmen auch in wirtschaftlich relativ guten Zeiten nicht merklich verringert hat, ist deshalb kein Skandal. Denn selbst wenn sich durch einen rasanten Aufschwung die Einkommen aller Bürger verdoppeln würde, bliebe die Zahl der Einkommensarmen gleich.

Das alles heißt aber nicht, dass die Politik dieses Niveau des Armutsrisikos als gegeben nehmen sollte. Die Ansätze für eine Senkung des Armutsrisikos sind offensichtlich: Besonders häufig sind Alleinerziehende, Arbeitslose und Menschen mit Migrationshintergrund von Armut bedroht – alles Gruppen mit Schwierigkeiten, einen Vollzeitjob zu finden.

Mehr Plätze für eine qualifizierte Ganztagsbetreuung würden Alleinerziehenden helfen, Familie und Vollzeittätigkeit unter einen Hut zu bringen und die Startchancen für Kinder mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Elternhäusern verbessern. Auch eine unkompliziertere Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse und der Ausbau gezielter Nachschulungen würden das Armutsrisiko von Personen mit Migrationshintergrund verringern. Und Un- und Angelernte hätten mit zertifizierten Teilqualifikationen, die sich bis zu vollwertigen Berufsabschlüssen kombinieren lassen, bessere Beschäftigungs- und Aufstiegschancen.


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