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Bildung: Selbstzufriedenheit ist ein schlechter Ratgeber

Junge Erwachsene ohne berufsqualifizierenden Abschluss nach SchulabschlussDie Bildungsreformen der letzten Jahre zeigen Wirkung. Dennoch ist die soziale Herkunft der Kinder noch immer entscheidend für ihren Erfolg. Die Bildungspolitik ist längst nicht am Ziel.

Seit Jahren steht die Reduzierung der Bildungsarmut regierungsübergreifend ganz oben auf der politischen Agenda. Geradezu heilsam auf die Politik wirkte der Pisa-Schock im Jahr 2001. Seitdem wurden tatsächlich erhebliche Verbesserungen beim Abbau der Bildungsarmut erzielt. Doch Selbstzufriedenheit ist ein schlechter Ratgeber. Die Probleme sind trotz allem noch erheblich.

Die Verringerung der Schulabbrecherzahl stockt bei rund 50.000. 1,3 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 29 Jahren haben keinen berufsqualifizierenden Abschluss. Dies ist aus gleich mehreren Gründen problematisch: Zum einen für die Betroffenen selbst. Fehlende Bildung ist ein großes Einstellungshemmnis und Arbeitslosigkeit der Hauptgrund für eine Armutsgefährdung. Zum anderen ist die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands eng damit verbunden, ob es Unternehmen auch in Zukunft noch gelingen wird, genügend Fachkräfte zu finden.

Verstärkt werden die Folgen der Bildungsarmut durch zwei Entwicklungen: Erstens sorgt die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung der Arbeitsprozesse dazu, dass einfache Helfertätigkeiten immer weniger nachgefragt werden. Zweitens verringert der demografische Wandel das Fachkräftepotential in Deutschland deutlich. Somit sind wir von der Nachfrageseite mit steigendem Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften konfrontiert, während demographiebedingt das Angebot sinken wird. Es droht ein gespaltener Arbeitsmarkt mit Fachkräftemangel bei gleichzeitigen Problemen für die Geringqualifizierten.

Unter den jungen Erwachsenen ohne Berufsausbildung sind Alleinerziehende, Zuwanderer mit Bildungsabschlüssen aus dem Ausland und Personen ohne Schulabschluss überrepräsentiert. Um zielgruppengenau zu fördern, sollten Ganztagsbetreuungsplätze ausgebaut werden, damit für Alleinerziehende die Vereinbarkeit von Ausbildung und Familie verbessert wird. Für Zuwanderer sind Nachqualifizierungsangebote zu schaffen. Und zur Reduzierung der Risikogruppen an Schulen ist die individuelle Förderung zu stärken. Dies beginnt bereits bei qualitativ hochwertigen Kindertagesstätten und systematischer Sprachförderung. Diese Probleme muss man ernst nehmen. Sonst war der Pisa-Schock der Vorbote eines Wirtschaftsschocks.


Lesen Sie mehr dazu in der IW Studie “Bildungsverlierer”