OrdnungspolitikTagged ,

FIFA-Skandal: Warum alles so bleibt, wie es ist

Die Festnahme und Anklage von sechs FIFA-Funktionären wegen Korruptionsverdacht hat die Fußballwelt erschüttert. Aus ökonomischer Perspektive ist das Verhalten der FIFA aber durchaus rational und ein gutes Beispiel dafür, wie sich Monopole bei mangelnder Kontrolle entwickeln können.

Schon einige Zeit wurde darüber spekuliert, ob bei der Vergabe der FIFA-Weltmeisterschaften immer alles mit rechten Dingen zuging. Seit den Festnahmen einiger ranghoher FIFA Funktionären und der darauffolgenden Rückzugsankündigung von noch FIFA-Präsident Sepp Blatter verging kein Tag, ohne neuen Korruptionsverdacht. Das Beispiel FIFA zeigt, wie sich Monopole bei mangelnder Kontrolle entwickeln können, selbst wenn Sie als gemeinnützig anerkannt sind.

Was sagt dazu die ökonomische Theorie? Danach könnte man Korruptionszahlungen auch als Kaufpreis für die Austragungsrechte einer Weltmeisterschaft interpretieren. Wenn das Land mit dem höchsten Gebot, wie bei einer Auktion, den Zuschlag erhält, ist das in der Regel effizient, weil es offensichtlich die höchste Wertschätzung für das Ereignis aufweist. Ein gewisses Problem mag darin bestehen, dass bei einer solchen Auktion nicht derjenige gewinnt, der wirklich die größte Wertschätzung für die Ausrichtung der WM hat, sondern das Land, das den Wert am meisten überschätzt. Ökonomen bezeichnen dies als den Fluch des Gewinners. Aber damit würde man wohl insgesamt gut leben können, ein globales Problem wäre das nicht gerade.

Ineffizient ist ein Monopol dann, wenn es die Angebotsmenge verknappt, um so den Preis nach oben zu treiben. Man könnte argumentieren, ob eine Fußball WM jedes Jahr oder im Zwei-Jahres-Rhythmus einen höheren Nutzen stiften würde. Das ist allerdings keineswegs klar. Auch durch weitere WM-Turniere für mehr Wettbewerb zu sorgen ist fragwürdig. Eine Weltmeisterschaft zeichnet aus, dass es am Ende einen Weltmeister gibt und nicht drei oder vier, wie wir das z.B. beim Boxen oder bei Schönheitswettbewerben erleben. Außerdem dürfte dies auch zeitlich und organisatorisch ein erhebliches Problem darstellen.

Vernachlässigt wird bei dieser Interpretation, dass es sich bei der Fußball-WM um das, was Ökonomen eine Plattform nennen, handelt. Als Plattform werden Institutionen bezeichnet, die mehrere Nutzergruppen zusammenbringen. Im Falle der FIFA-WM sind das auf der einen Seite die Zuschauer vor Ort und im Fernsehen, auf der anderen Seite die Sponsoren und werbetreibende Wirtschaft. Zudem gibt es Medien, die sich um die Übertragungsrechte bemühen. Für Sponsoren und Medien ist das Event umso interessanter, je mehr Zuschauer attrahiert werden können. Zur Maximierung der Zuschauerzahlen hat die FIFA durch eine schrittweisen Anhebung der Teilnehmermannschaften bei einer Endrunde von anfangs 16 (1954-1978) auf nunmehr 32 Mannschaften ihre Aufgabe erfüllt.

Problematischer ist jedoch, dass die WM-Vergabe kein transparenter Vergabeprozess mit offenen Zahlungen ist. Das Geld wandert in die Taschen der FIFA-Funktionäre. Das allokationstheoretische Problem ist nun, dass dadurch die Interessen von Zuschauern, Sponsoren und TV-Anstalten nicht hinreichend berücksichtigt werden. Denn die WM-Vergabe gewinnt anscheinend das Land, das am meisten zahlt.

Bedenklich ist, dass weder Fernsehsender noch Sponsoren diese Praktiken anprangern. Denn sie müssen um ihre Kunden fürchten, wenn Skandale der FIFA auf sie abfärben. Zusammen mit den persönlichen Interessen der Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees an einem Fortbestand des bisherigen Systems, das ideal geeignet ist, persönliche Vorteile zu generieren, ist das eine unheilvolle Mischung. Somit wird wohl auch ohne Sepp Blatter alles weitergehen wie bisher. Zu stark sind die ökonomischen Anreize für die einzelnen, Änderungen wie etwa die Einführung größerer Transparenz möglichst zu verhindern.

Eine längere Fassung dieses Beitrags ist auch in der FAS erschienen.

Keinen Ökonomen-Blog-Post mehr verpassen? Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter, abonnieren Sie unseren RSS-Feed oder unseren Newsletter.