Bildung, Ordnungspolitik, Soziales, Steuern und FinanzenTagged , , , , ,

Prioritäten statt Sozialismus

Durchschnittsalter der HochschulabsolventenÖkonomenBlog-Spezial zum Bildungsstreik: LHG Mal wieder eine Ausstellung – nicht wundern darf man sich, dass die bundesweiten Proteste, die sich vorgeblich um oder für oder gegen irgendwelche Formen der Bildung drehen, im Abgeordnetenhaus des Mainzer Landtags zur Verwüstung einer Ausstellung zu „20 Jahren friedliche Revolution“ geführt haben. Das Bildungsstreikbündnis findet schließlich nicht nur seine Inspiration in den Schülerprotesten des letzten Spätjahres, bei welchem eine jüdische Ausstellung in Berlin zerstört wurde, sondern vereint auch antidemokratische Gruppen, für die die friedliche Revolution in Deutschland wohl kein Höhepunkt war: Der Sozialismus wurde überwunden, dazu auch noch friedlich.

Den Protesten für eine wohlige Rundumversorgung konnten sich die Liberalen Hochschulgruppen nicht anschließen. Wer mehr Geld für die Bildung fordert, muss auch so konsequent sein, Prioritäten zu setzen. Wo die Linken diese jeden Tag anders setzen, das Geld ihrer Mitmenschen mal für Mindestlöhne, mal für Steinkohle, dann wieder für Windräder oder Kinderbetreuung ausgeben wollen, setzt der Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen klar auf eng beschränkte Staatsaufgaben – und zu diesen gehört vornehmlich die Bildung.

Das Geld, das jedes Jahr in großen Summen vom Steuerzahler an den Staat fließt, muss endlich zielgerichtet ausgegeben werden. Statt mit aufgeblähten Verwaltungsapparaten einen archaischen Status Quo im System der Umverteilung nach politischem Einfluss zu verwalten, sollten die Hochschulen ausreichend Eigenmittel für eine selbständige und effiziente Bewältigung ihrer täglich neuen Herausforderungen bekommen. Statt über seine Sozialkassen und die ausufernde Sozialbürokratie für mangelnde Bildungsinvestitionen in der Vergangenheit zu büßen, sollte der Staat in der Gegenwart in ausreichende und hochwertige Studienplätze investieren, um sich und seinen Bürgern derartiges Leid in Zukunft zu ersparen. Subventionen in fossile Rohstoffe und Industrien manifestieren die Relikte vergangener Zeiten, Investitionen in Bildung würden die Säulen der Zukunft fundamentieren.

Die Ausgestaltung der neuen Studiengänge ist kritisch zu betrachten. Die Bolognareformen dürfen nicht auf zwei Dritteln des Weges stehen bleiben. Der Ansatz eines Studiums in zwei Zyklen ist richtig und steht einer sehr guten universitären Bildung nicht im Wege, ermöglicht aber gleichzeitig auch viele unterschiedliche Bildungsbiographien. Was zur Zeit vor Allem fehlt, ist eine sinnvolle Ausgestaltung der Curricula an den Universitäten und eine Flexibilisierung der starren Strukturen der jeweiligen Studiengänge, inklusive der flächendeckenden Einführung von Teilzeitstudienangeboten. Die schlechten Lehrpläne liegen vor Allem daran, dass es keine zusätzlichen Mittel für die Zeit der Umstellung gab.

Statt reaktionär und zukunftsängstlich nach einer zum Ideal stilisierten deutschen Universität der Vergangenheit zu rufen, haben die Liberalen Hochschulgruppen einen internationalen Hochschulraum der Zukunft vor Augen. Die beste Hochschule ist frei von staatlichen Zwängen, lediglich an die Gesetze der akademischen Freiheiten und die selbst geschlossenen Zielvereinbarungen gebunden und ermöglicht so den künftigen Trägern unserer Gesellschaft eine ihren Ansprüchen entsprechende Bildung.


Zum Autor: Johannes Knewitz studiert Geschichte, Volkswirtschaftslehre und öffentliches Recht an der Universität Mainz und ist Bundesvorsitzender der Liberalen Hochschulgruppe (LHG).