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Mehr Chancengleichheit im Bildungssystem

Die Hochschulfinanzierung setzt falsche PrioritätenÖkonomenBlog-Spezial zum Bildungsstreik: Juso-Hochschulgruppe Die Juso-Hochschulgruppen beteiligen sich aktiv am Bildungsstreik um auf bildungspolitische Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen. Wir freuen uns über die breite Beteiligung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und über die große Unterstützung vieler Akteure. Vielerorts haben sich tausende von Menschen auf die Straßen begeben um auf Fehlentwicklungen in der Bildung hinzuweisen. Wir setzen uns auf allen Ebenen für mehr Chancengleichheit im Bildungssystem ein und erteilen der vielfach existenten neoliberalen Konzentration auf Elitenförderung eine klare Absage.

Unser Ziel ist der offene und gebührenfreie Zugang zu Bildung für alle. Daher ist der Kampf gegen Studiengebühren für uns sehr zentral und auch zurecht Kernthema vieler Aktivitäten im Bildungsstreik. Immer noch halten in sechs Bundesländern allgemeine Studiengebühren und in weiteren verschiedene Modelle von Langzeitstudiengebühren Studierwillige davon ab, ein Studium aufzunehmen. Studierende gehen in dieser Woche mit der Forderung der Gebührenabschaffung auf die Straße nicht nur, weil sie persönlich betroffen sind, sondern weil sie überzeugt sind, dass sie bildungspolitisch und sozialpolitisch falsch sind.

Um allen Studierwilligen – unabhängig vom finanziellen Hintergrund – ein Hochschulstudium zu ermöglichen ist ein Ausbau der staatlichen Studienfinanzierung dringend notwendig. Im Gegensatz zu Stipendienmodellen, die in der Hauptsache Studierende aus ohnehin bessergestellten Elternhäusern fördern, bietet nur das BAföG den Studierenden eine finanzielle Absicherung im Studium. Dennoch betonen wir auch klar, dass es in der bisherigen Form noch lange nicht ausreicht: Das Mittelstandsloch, die Elternabhängigkeit und die mangelnde Flexibilität sind nur einige der Probleme, die auf dem Weg hin zu einem gerechten Studienfinanzierungssystem noch gelöst werden müssen.

Um mehr Studierenden eines Altersjahrganges den Weg an die Hochschulen zu ermöglichen und gleichzeitig dem wachsenden Bedarf an Studienplätzen durch die steigende Anzahl an Hochschulzugangsberechtigten in den nächsten Jahren zu begegnen ist ein deutlicher Ausbau der Studienplätze in Deutschland notwendig. Die Verlängerung des Hochschulpaktes ist dazu ein erster wichtiger Schritt, jedoch muss noch deutlich mehr getan werden: Insbesondere muss eine kontinuierliche und langfristig-gesicherte Finanzierung durch Bund und Länder für bessere Lehrbedingungen an den Hochschulen sorgen.

Die aktuelle Studienreform und die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor und Master ist für uns vollkommen unbefriedigend verlaufen. Statt einer fortschrittlichen und emanzipatorischen Bildung an unseren Hochschulen herrscht in vielen Bachelor- und Masterstudiengängen eine vollkommen ungeeignete Verschulung kombiniert mit oft unerträglicher Prüfungslast vor. Hinzu kommen neugeschaffene Selektionshürden und Übergangsquoten, die Bachelor-AbsolventInnen die Aufnahme eines Masterstudiums verwehren. Wir fordern daher einen Rechtsanspruch auf einen Masterstudienplatz für alle Bachelor-AbsolventInnen und damit auch einen deutlichen Ausbau der Masterkapazitäten in Deutschland.


Zum Autor: Florian Hillebrand studiert Informatik und Wirtschaftswissenschaften an der RWTH Aachen und ist Mitglied im Bundesvorstand der Juso-Hochschulgruppen. Er ist seit mehreren Jahren in der studentischen Interessensvertretung aktiv, u.a. als Referent für Öffentlichkeitsarbeit im AStA der RWTH Aachen und als Mitglied im geschäftsführenden Vorstand des studentischen Dachverbandes fzs.