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Wer an morgen denkt, wird bestraft

Die Nullzinspolitik der EZB belohnt Schuldner, Sparer müssen dagegen sogar draufzahlen. Um die Wachstumschancen der künftigen Generationen zu sichern, muss die Nullzinspolitik dringend beendet werden.

Im Euro-Raum lohnt es sich immer mehr, Schuldner und nicht Sparer zu sein. Der Grund dafür ist die anhaltende Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), an der sie auch in Zukunft festhalten wird. Auf ihrer nächsten Sitzung will sie jedenfalls das Prüfergebnis mitteilen, ob aus EZB-Sicht die aktuelle Geldpolitik die Konjunktur schon ausreichend stimuliere. Diese Ankündigung sollte wohl die Märkte auf eine Ausweitung der Staatsanleihenkäufe vorbereiten.

Mit diesem Instrument möchte sie sichere Staatspapiere für Investoren unattraktiv machen. Banken sollen stattdessen billige Kredite an Unternehmen und Haushalte vergeben. Die Folgen sind negative reale Renditen für Staatsanleihen, denn die Inflation führt dazu, dass Investoren absurderweise zahlen müssen, um Staaten einen Kredit zu geben.

Seit Mai 2011 bewegt sich der Realzins unter einem Prozent. Dies führt zu enormen Umverteilungseffekten von Sparern, die für ihr Geld kaum Zinsen bekommen, zu Schuldnern, die kaum noch etwas für ihre Kredite zahlen müssen. Das bedeutet aber auch, dass schneller Konsum – oft auch auf Pump – in der Gegenwart sich deutlich stärker lohnt als Verzicht, um Geld für später zurückzulegen.

Solch eine Wirtschaftspolitik, in der viel über Generationenverträge geredet wird, Ersparnisse, Altersrücklagen und Pensionen aber über Negativzinsen real abgewertet werden, verbessert weder die Lebensqualität im heutigen Alltag nachhaltig, noch die Wachstumsperspektiven der künftigen Generationen in der langen Frist. Nur steigende Realzinsen bieten Anreize für heutige Verhaltensweisen zugunsten der Nachkommen. Deshalb ist es höchste Zeit für eine Abkehr von der Nullzinspolitik. Besser früher als später.

Dieser Beitrag ist in einer längeren Fassung auf welt.de erschienen.

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