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Arbeit heute und morgen: Vorstellungen von der Zukunft der Arbeit

Die Digitalisierung der Arbeitswelt hat längst begonnen. Aber sie bereitet den Beschäftigten kaum Sorgen. Im Gegenteil: die klare Mehrheit sieht darin für sich vor allem Vorteile. Noch wichtiger: Drei Viertel sehen sich den künftigen Anforderungen gut gewachsen. Ob der Gesetzgeber deshalb besser die Füße stillhalten sollte, darüber wurde heute in Berlin diskutiert. Im Folgenden die Kurzfassung der großen Deutschlandbefragung des Instituts für Demoskopie Allensbach (Umfrage in GrafikenUmfrage in Text plus Grafiken, gesamte Umfrage online lesen). 


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Die große Mehrheit der Berufstätigen ist weit überwiegend zufrieden mit der eigenen beruflichen Situation. Diese außerordentlich hohe Arbeitszufriedenheit ist bemerkenswert, da ein Großteil der Berufstätigen in den letzten Jahren nicht nur eine große Veränderungsdynamik am eigenen Arbeitsplatz erlebt hat, sondern 45 Prozent der Berufstätigen auch davon berichten, dass die Arbeitsbelastungen bei ihnen persönlich in den letzten Jahren gestiegen sind. Arbeitnehmer in Führungspositionen bilanzieren überdurchschnittlich oft, dass sich ihre Arbeitsbedingungen verändert und sich ihre Belastungen verstärkt haben.

Gebeten, die Veränderungen an ihrem Arbeitsplatz zu beschreiben, berichten die Berufstätigen vor allem, dass der Arbeitsdruck in den letzten Jahren bei ihnen gestiegen ist und sie heute mehr leisten müssen. Knapp jeder Zweite bilanziert zudem einen zunehmenden Zeitdruck, jeder Dritte, dass die Arbeit anspruchsvoller und komplizierter geworden ist. Im Trendvergleich wird jedoch deutlich, dass die Bilanz heute positiver ausfällt als noch vor einigen Jahren: Aufgrund der guten Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind die Ängste und Sorgen der Arbeitnehmer zum Teil deutlich zurückgegangen. Bemerkenswert ist, dass trotz der guten Konjunktur auch andere Aspekte, wie der Arbeitsdruck oder die Komplexität von Arbeitsabläufen, weniger kritisch bewertet werden. Da die Auslastung vieler Unternehmen in konjunkturell guten Zeiten aufgrund der positiven Auftragslage in aller Regel besonders hoch ist, steigt normalerweise auch die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter an. Dies ist aktuell jedoch nicht der Fall. Es zeigt sich, dass die Digitalisierung ganz wesentlich zu einer Erleichterung von Arbeitsabläufen beiträgt und daher die Mehrarbeit als weniger belastend wahrgenommen wird als noch vor einigen Jahren.

Die Zukunft der Arbeit wird von den Berufstätigen eher ambivalent gesehen. Die überwältigende Mehrheit der Arbeitnehmer rechnet damit, dass in der Arbeitswelt von morgen der Leistungsdruck und die Anforderungen an die Arbeitnehmer steigen werden. Gleichzeitig rechnet eine Mehrheit der Berufstätigen aber auch mit einer zunehmenden Automatisierung von Arbeitsprozessen. Diese Erwartungen im Hinblick auf die allgemeine Entwicklung der Arbeits- und Berufswelt stehen dabei in einem deutlichen Kontrast zu den Erwartungen, wie sich der eigene Arbeitsplatz in den nächsten Jahren verändern wird. Für das eigene Arbeitsumfeld gehen die meisten Arbeitnehmer von weit weniger Veränderungen aus. So gehen zwar 79 Prozent ganz allgemein von zunehmenden Automatisierungsprozessen in der Berufswelt aus, aber nur weniger als jeder Dritte erwartet, dass am eigenen Arbeitsplatz immer mehr Arbeiten von Computern und Maschinen übernommen werden. Die Vorstellung, dass Arbeitsplätze immer unsicherer werden, teilen 60 Prozent der Berufstätigen ganz allgemein, aber nur 22 Prozent im Hinblick auf den eigenen Betrieb. Dass man zukünftig immer mehr Arbeiten von zu Hause oder unterwegs aus erledigen kann, vermuten 55 Prozent ganz allgemein, aber nur 17 Prozent für den eigenen Arbeitsplatz. Genauso verhält es sich mit der Erwartung, dass die Anforderungen an die Berufstätigen steigen und sich der Leistungsdruck erhöhen wird: Auch hier befürchten Arbeitnehmer weit weniger Veränderungen der eigenen beruflichen Situation als sie dies für den Arbeitsmarkt ganz allgemein erwarten.

Auch wenn die Berufstätigen der Zukunft der Arbeits- und Berufswelt mit gemischten Gefühlen entgegenblicken, sieht sich die große Mehrheit von ihnen den anstehenden Veränderungen und Herausforderungen gut gewachsen. Dies hängt ganz wesentlich mit der zunehmenden Vernetzung und Digitalisierung zusammen. Keine andere Entwicklung verändert die Arbeitswelt zurzeit so gravierend wie die Digitalisierung und Vernetzung von Arbeitsabläufen und -prozessen. Mehr noch als die allgemeinen Veränderungen registrieren die Berufstätigen, dass sich ihre Arbeit durch das Internet und andere digitale Technologien verändert hat: 43 Prozent aller Berufstätigen haben den Eindruck, dass sich ihre berufliche Tätigkeit durch die Digitalisierung stark oder sogar sehr stark verändert hat. Doch nicht alle Berufsgruppen sind von den Veränderungen in gleichem Maße betroffen. Die Digitalisierung verändert qualifizierte Jobs wesentlich stärker als einfache Tätigkeitsbereiche.

Während Veränderungsprozesse meist mit Skepsis verbunden sind, gilt dies für die Digitalisierung nicht. In der Summe ist die Mehrheit der Berufstätigen überzeugt, dass für sie die Vorteile der Digitalisierung überwiegen: 54 Prozent der Berufstätigen sehen für sich persönlich beruflich mehrheitlich Vorteile; lediglich für 9 Prozent überwiegen die Nachteile. Das positive Gesamtfazit resultiert ganz wesentlich auch daraus, dass viele Arbeitnehmer die positiven Auswirkungen der Digitalisierung im eigenen beruflichen Umfeld erfahren haben. So hat jeder zweite Berufstätige die Erfahrung gemacht, dass durch den Einsatz digitaler Technologien viele Abläufe im Betrieb schneller geworden sind. Knapp jeder Vierte betont auch die gestiegene Effektivität.

Für die nächsten Jahre erwartet jeder Dritte infolge der Digitalisierung der Arbeitswelt für sich persönlich weitere gravierende Auswirkungen. Allerdings macht sich nur eine Minderheit der Berufstätigen ernsthaft Sorgen, den eigenen Arbeitsplatz aufgrund der technologischen Entwicklungen zu verlieren.

Die Untersuchung stützt sich auf 1.437 Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahre, davon 827 Interviews mit Berufstätigen. Die Interviews wurden im April 2016 durchgeführt.

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