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Telefone nur in Elfenbein und Schwarz: Eine kurze Geschichte der Liberalisierung der Telekommunikation

Die Deutsche Telekom AG (DTAG) hatte bis 1998 das staatliche Monopol für Telekommunikationsleistungen. Die Folge waren hohe Preise und mangelnder Service. Seitdem hat sich vieles geändert. Eine Reise durch zwei Jahrzehnte.

Entwicklung der Liberalisierung

Ein kleiner Rückblick in die Zeit, als die Post noch für den Telefonanschluss zuständig war: Es klingt aus heutiger Sicht merkwürdig, aber es ist gerade einmal 20 Jahre her, da gab man bei der Post nicht nur seine Briefe auf. Auch wer einen Telefonanschluss haben wollte, war auf die Bundesbehörde angewiesen und musste deren – zuweilen recht seltsame – Bedingungen akzeptieren. So wurde zum Beispiel unterschieden zwischen Orts- und Ferngesprächen. Eine komplizierte Angelegenheit: Denn während viele Städte und ihre Randgemeinden zu neuen kommunalen Einheiten zusammengelegt wurden, hielt die Post an ihren Ortsnetzen fest. Und so konnten die einen innerhalb ihres Ortes zeitlich unbegrenzt für 23 Pfennig telefonieren, während jene, die erst nach einer Eingemeindung zu diesem Ort gehörten, die Gebühr für ein Ferngespräch zu zahlen hatten. Ein eigenes Telefon? Ging nicht, man musste eines von der Post nehmen! Vielfalt? Es gab die Telefone entweder in Schwarz oder Elfenbein, später kamen noch Weinrot und Grün hinzu. Ein Anrufbeantworter? Nur auf Antrag und nur gegen Gebühr.


Wenn von Liberalisierung die Rede ist, hagelt es in der öffentlichen Diskussion häufig Kritik. Am Beispiel der fünf Branchen Post, Telekommunikation, Luftverkehr, Fernbuslinienverkehr und Strom zeigen wir in einer Serie, dass die Öffnung dieser Märkte den Verbrauchern fast ausnahmslos große Vorteile gebracht hat. Die Serie basiert auf der Studie „Erfolge der Liberalisierung“ des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie (DICE).


Wie der Postmarkt war auch das Angebot an Telekommunikationsleistungen bis 1998 weitgehend monopolisiert; lediglich im Mobilfunk gab es bereits 1991 zwei Anbieter. Im Festnetzbereich war die Deutsche Telekom AG (DTAG) ohne Konkurrenz, das heißt, die Verbraucher hatten keinerlei Wahlmöglichkeiten und mussten immens hohe Preise zahlen. Wie auf Monopolmärkten üblich, ließ der Service oft sehr zu wünschen übrig, und der Monopolist hatte keinerlei Anreiz zu forschen und innovative Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt zu bringen.

Im Jahr 1998 begann die im Telekommunikationsgesetz festgeschriebene Liberalisierung. Von Anfang an drängten zahlreiche neue Anbieter auf den Markt und setzen den Platzhirsch DTAG stark unter Druck. Zunächst war der Wettbewerb von sogenannten Call-by-Call-Angeboten geprägt: Die Verbraucher konnten über die Vorwahl einer bestimmten Nummer bei jedem Telefonat neu entscheiden, über welchen Anbieter sie das Gespräch führen – je nachdem, zu welcher Uhrzeit welcher Anbieter den günstigsten Tarif anbot. Wer wollte, konnte auch mit einem einzigen alternativen Anbieter einen Vertrag abschließen und zu dessen Konditionen telefonieren. Mittlerweile hat sich der Telekommunikationsmarkt drastisch verändert. Es gibt eine Vielzahl an Anbietern – und damit einen intensiven Wettbewerb, von dem die Verbraucher profitieren.

Die Vorteile der Liberalisierung für die Verbraucher

Die Öffnung des Telekommunikationsmarktes gilt als eines der erfolgreichsten Reformprojekte der vergangenen Jahrzehnte. Denn sie hat eine Dynamik nie gekannten Ausmaßes in Gang gesetzt. Abzulesen ist das nicht nur, aber besonders deutlich an den Preisen: Kostete zum Beispiel ein Ferngespräch in die USA vor der Liberalisierung fast 74 Cent pro Minute, waren es wenige Jahre nach der Marktöffnung weniger als 3 Cent.

Genauso außergewöhnlich wie die hohen Preisvorteile ist auch der technische Fortschritt in der Telekommunikation; denn wenn auf einem Markt viele Anbieter miteinander konkurrieren, muss sich der Einzelne schon etwas einfallen lassen, um zu bestehen. Wie rasant sich die Hardware verändert hat, zeigt zum Beispiel der Vergleich eines 15 Jahre alten Handys mit einem Smartphone von heute: Waren die Handys zur Jahrtausendwende fast ausschließlich zum Telefonieren gedacht, steckt in den modernen Smartphones mehr Rechenpower, als die Besatzung von Apollo 11 für die erste Mondlandung zur Verfügung hatte, und sie können nicht nur alles, was auch ein Computer kann, sondern noch viel mehr – zum Beispiel fotografieren, filmen und den Weg finden. Und telefonieren natürlich.

Hier finden Sie alle Posts der Serie “Erfolge der Liberalisierung”.

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