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Hat Facebook ein Monopol?

Nach dem Datenskandal bei Facebook mehren sich die Stimmen, die eine Zerschlagung des Unternehmens fordern, weil dessen Marktmacht zu groß sei. Doch Skandale allein machen kein Monopol aus.

Hat Facebook ein Monopol? Auf diese Frage konnte Mark Zuckerberg in den Anhörungen vor dem amerikanischen Kongress am 10. April aus Sicht vieler Beobachter keine zufriedenstellende Antwort geben. „Ja, natürlich“, wäre vermutlich die Antwort, die viele gern gehört hätten. Aber Zuckerberg sagte stattdessen: “It certainly doesn’t feel like that to me”, unter dem Gelächter der Zuhörer. Zudem nannte er Google, Apple, Amazon und Microsoft als wichtige Konkurrenten.

In der Tat ist die Antwort auf die Frage auch nicht so einfach wie viele zu wissen glauben. Facebook verdient sein Geld fast ausschließlich mit Werbung, denn die Nutzer bezahlen kein Geld für die Nutzung. Nutzer sind aus Perspektive von Facebook nur dann profitabel, wenn sie auch auf Werbung klicken. Tun sie das nicht, bringen sie Facebook auch kein Geld. Auf dem Markt für Internet-Werbung herrscht jedoch durchaus Konkurrenz. Vor allem Google ist hier ein starker Anbieter, aber es gibt auch andere. Auf dem Werbemarkt – dem Markt also, auf dem Facebook sein Geld verdient – hat es sicher kein Monopol.

Wie aber sieht es auf der Nutzerseite aus? Hat Facebook ein Monopol über seine Nutzer? Auch diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Sicher gibt es keinen Anbieter, der exakt dieselben Dienste anbietet wie Facebook. Gleichwohl gibt es eine Reihe von anderen sozialen Netzen wie Xing, LinkedIn, Google Plus, Twitter, Instagram (das allerdings inzwischen zu Facebook gehört), Snapchat und anderen. Auch wenn diese Dienste nicht identisch zu Facebook sind – welchen Sinn würde dies aus Nutzersicht auch ergeben? –, so sind es doch Konkurrenten. Wie stark der Wettbewerbsdruck ist, den diese Dienste auf Facebook ausüben, ist letztlich eine empirische Frage, die nicht allein durch Grübeln am Schreibtisch zu beantworten ist. Um die Wettbewerbsbeziehung zu ermitteln, müsste man wissen, wann wie viele Nutzer von Facebook zu anderen Anbietern wechseln würden. Gemeint ist nicht unbedingt ein vollständiger Wechsel, sondern die Frage: Wann würden Nutzer mehr Zeit mit anderen Diensten verbringen und weniger Zeit auf Facebook? Denn diese Zeit versucht Facebook zunächst zu maximieren, damit die Leute dann eben dort auch auf Werbung klicken.

Anders als auf herkömmlichen Märkten lässt sich jedoch nicht einfach beobachten, wie Nachfrager auf Preiserhöhungen reagieren und zu welchem Produkt oder Dienst sie dann wechseln, denn Facebook gibt es bekanntlich für die Nutzer zum „Nullpreis“. Nun zahlen die Nutzer angeblich mit ihren Daten, aber letztlich ist diese „Zahlung“ eben nur etwas wert, wenn die Nutzer dann auch auf die Werbeanzeigen klicken, die ihnen eingeblendet werden. Und fraglich ist, wie man eine Preiserhöhung messen soll, wenn Nutzer mit Daten zahlen. Was eine Preiserhöhung von 10 % auf herkömmlichen Märkten ist, ist klar. Was aber soll eine Preiserhöhung von 10 % auf einem Markt bedeuten, auf dem mit Daten bezahlt wird? Und welche Internetdienste würden die Leute nutzen, wenn Facebook eine Nutzergebühr einführen würde?

Allein die Beobachtung, dass Facebook von einem Skandal geplagt ist, sagt hingegen nur wenig über die Marktstellung aus. Auch Volkswagen ist vom Diesel-Skandal geplagt, der Versicherer Ergo hatte einen Sexskandal mit Hostessen – aber all diese Unternehmen haben keine Monopole. Wie groß die Marktmacht von Facebook also wirklich ist, kann nicht einfach durch Nachdenken beantwortet werden. Entscheidend ist vielmehr die empirische Analyse des tatsächlichen Nutzerverhaltens.

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