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Gut Geld will Weile haben

Buchkritik: Caspar Dohmen: Good Bank – das Modell der GLS Bank, Freiburg 2011 Die Finanzkrise und vor allem die Katastrophe von Fukushima haben der Bochumer GLS Bank im März so viele Kunden wie noch nie in einem Monat beschert: 2000 Neukunden. Seit 2007 sind es im Durchschnitt monatlich 1.500. Vorher lag die Zahl drunter. Die sozial und ökologisch motivierten Anleger, die zur Genossenschaftsbank ins Ruhrgebiet wechseln, wollen den ökonomisch-ethischen Spagat: sozialen Mehrwert und gute Rendite. In einer für alternative Sparmodelle sensiblen Zeit erklärt der Finanzjournalist Caspar Dohmen in seinem nun erschienenem Buch „Good Bank“ am Beispiel der GLS Bank das „Good Banking“. Weit entfernt vom Typus grüner Gutmensch und Weltverbesserer mit selbstgestrickter Sparsocke zeigt Dohmen zweifellos sympathisierend aber auch kritisch den Weg der Bank von ihrer Gründung 1974 bis heute. Er erläutert den „moralischen Mehrwert“, den Sinn und Unsinn der „grünen Revolution“, erklärt an Beispielen aus der Realwirtschaft die Trias der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie und Soziales) und lockert die Kapitel ebenso unterhaltend wie informativ mit Interviews auf. Darunter mit dem Ökonomen Hans Christoph Binswanger, dem Sozialethiker Friedhelm Hengsbach, GLS-Vorstandssprecher Thomas Jorberg oder auch Attac-Gründungsmitglied Sven Giegold. Die Idee der GLS-Bank: Wer sein Geld auf eines ihrer Konten überweist, kann entscheiden, für welche soziale, ökologische und ökonomisch sinnvollen Projekte die Bank das Geld verwendet. Wer dort ein Sparkonto eröffnet, kann zudem selbst bestimmen, wie viel Zinsen zwischen Null und dem branchenüblichen Satz er in Anspruch nehmen will. Bei solchen Modellen seien vor allem Geldanleger gefragt, die nicht nur soziale und ökologische Motive hätten und sehr stark auf Transparenz wert legten, sondern die auch bereit seien, auf einen Teil ihres Zinses zu verzichten, meint der Autor. Für sie sei nicht Gewinnmaximierung das ausschließliche Ziel, sondern die Frage, in welcher Gesellschaft man grundsätzlich leben wolle.  

Der Club der nachhaltigen Geldinstitute und ihrer Kunden ist in Deutschland überschaubar. 220.000 Menschen vertrauen ihr Geld alternativen Banken an. Experten zufolge ist aber das Potenzial williger Kunden viel größer – allein in Deutschland wird es auf acht bis zehn Millionen Menschen geschätzt.
Ein Problem der Alternativbanken: Nicht immer böten sich ihnen in dem Ausmaß neue Projekte, wie sie mit Geld überhäuft würden. So läge Geld ungenutzt brach. Auch lieferten die meisten Kriterien für grüne Fonds, die auch viele konventionelle Anbieter zusammenstellen, reichlich Interpretationsspielraum, so dass manche Anleger manchmal überrascht seien, dass sie Anteile an Unternehmen hätten, die möglicherweise nicht ihrem eigenen ethischen Code entsprechen.

Dohmen geht es nicht darum, die Wirtschaft von Geld und Gewinn zu befreien, sondern für einen gesellschaftlich sinnvollen Geldeinsatz zu werben. Für Deutschland scheint das mehr als notwendig: Sind in den USA heute bereits elf Prozent der Geldanlagen nach dem zusätzlichen Anlagekriterium „ethisch wertvoll“ so investiert, dass die Geldgeber ein ruhiges Gewissen haben können, liegt die Zahl in Europa nur bei vier, in Deutschland gar nur bei ein Prozent.