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Mit der Pleite aus der Krise

Lange hatte die europäische Politik Staatsinsolvenzen innerhalb der Euro-Zone kategorisch ausgeschlossen. Stattdessen hat man sich mit immer breiter werdenden Rettungsschirmen Zeit teuer erkauft, in der Hoffnung, dass Schuldenländer durch strukturelle Reformen wieder Fuß fassen und aus den Schulden rauswachsen. Heute ist klar: Die Realität hat die Hoffnung überholt. Einige Euro-Länder sitzen so tief in der Schuldenfalle, dass kurzfristig keine Korrektur möglich ist. Ein Strategiewechsel ist notwendig: Ohne einen Schuldenschnitt – also einer faktischen Insolvenz - wird sich die Schuldenspirale in den überschuldeten Euro-Ländern weiter drehen. Zugegeben: Die Anreizwirkungen eines Schuldenschnitts sind schlecht. Zu einfach können sich überschuldete Staaten (wie Griechenland) durch eine Bankrotterklärung zu Lasten ihrer Gläubiger schlagartig von ihren Verbindlichkeiten befreien. Strukturelle Reformen sind dann plötzlich nicht mehr so dringend und andere Länder könnten dem Vorbild folgen. Der Zahlungsausfall eines Euro-Staates dürfte Schockwellen auslösen, die weit über das betroffene Land hinaus wirken. Die Risikoprämien für andere Euro-Länder mit (zu) hohen Staatsschulden würden schlagartig in die Höhe getrieben. Damit steigen deren Refinanzierungskosten. Dieser Dominoeffekt könnte zu einer Kernschmelze des Eigenkapitals auch von gesunden Finanzinstituten führen. Eine Ansteckung zu verhindern, daraus entstehen die Kosten eines Schuldenschnitts und darin besteht die Herausforderung. Die Stützung insolventer Länder durch gemeinschaftliche Hilfe wird auch nach dem Schuldenschnitt notwendig sein. Das Geld ist notwendig um deren Banken zu rekapitalisieren. Gleichzeitig müssen als Gegenleistung strukturelle Reformen auf den Weg gebracht werden. Passiert das glaubwürdig und nachhaltig, ist die Chance gut, dass das griechische Drama nicht zur europäischen Tragödie wird.
Dieser Beitrag ist eine Kurzfassung des Namensbeitrags „Rettet die Gläubiger“, erschienen in der Süddeutschen Zeitung am 12.10.2011.

Lange hatte die europäische Politik Staatsinsolvenzen innerhalb der Euro-Zone kategorisch ausgeschlossen. Stattdessen hat man sich mit immer breiter werdenden Rettungsschirmen Zeit teuer erkauft, in der Hoffnung, dass Schuldenländer durch strukturelle Reformen wieder Fuß fassen und aus den Schulden rauswachsen. Heute ist klar: Die Realität hat die Hoffnung überholt. Einige Euro-Länder sitzen so tief in der Schuldenfalle, dass kurzfristig keine Korrektur möglich ist.

Ein Strategiewechsel ist notwendig: Ohne einen Schuldenschnitt – also einer faktischen Insolvenz – wird sich die Schuldenspirale in den überschuldeten Euro-Ländern weiter drehen. Zugegeben: Die Anreizwirkungen eines Schuldenschnitts sind schlecht. Zu einfach können sich überschuldete Staaten (wie Griechenland) durch eine Bankrotterklärung zu Lasten ihrer Gläubiger schlagartig von ihren Verbindlichkeiten befreien. Strukturelle Reformen sind dann plötzlich nicht mehr so dringend und andere Länder könnten dem Vorbild folgen.

Der Zahlungsausfall eines Euro-Staates dürfte Schockwellen auslösen, die weit über das betroffene Land hinaus wirken. Die Risikoprämien für andere Euro-Länder mit (zu) hohen Staatsschulden würden schlagartig in die Höhe getrieben. Damit steigen deren Refinanzierungskosten. Dieser Dominoeffekt könnte zu einer Kernschmelze des Eigenkapitals auch von gesunden Finanzinstituten führen. Eine Ansteckung zu verhindern, daraus entstehen die Kosten eines Schuldenschnitts und darin besteht die Herausforderung.

Die Stützung insolventer Länder durch gemeinschaftliche Hilfe wird auch nach dem Schuldenschnitt notwendig sein. Das Geld ist notwendig um deren Banken zu rekapitalisieren. Gleichzeitig müssen als Gegenleistung strukturelle Reformen auf den Weg gebracht werden. Passiert das glaubwürdig und nachhaltig, ist die Chance gut, dass das griechische Drama nicht zur europäischen Tragödie wird.


Dieser Beitrag ist eine Kurzfassung des Namensbeitrags „Rettet die Gläubiger“, erschienen in der Süddeutschen Zeitung am 12.10.2011.