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Hamburgs riskante Schiffstour

Hamburg will seinen Anteil an der Reederei Hapag-Lloyd weiter aufstocken und würde damit zum größten Anteilseigner. Doch die Risiken sind groß. Das Fahrwasser in der Container-Schiffahrt ist unruhig. Geht das Investment schief, haftet mal wieder der Steuerzahler.

Würden Sie in eine Branche investieren, die im vergangenen Jahr weltweit einen Verlust von 5,2 Milliarden Dollar eingefahren hat und die durch hochgradig ruinöse Konkurrenz gekennzeichnet ist? Wohl kaum. Anders die Freie und Hansestadt Hamburg: Für 420 Millionen Euro plant der Stadtstaat weitere Anteile an Hapag-Lloyd zu erwerben. Mit 37 Prozent würde Hamburg dann größter Anteilseigner an der Reederei. Alles in Allem hätte die Hansestadt damit 1,1 Milliarden Euro in das Unternehmen investiert. In einem Marktumfeld, das von immensen Überkapazitäten und messerscharfen Preiskämpfen geprägt ist, ist das eine Anlagestrategie, von der wohl jeder vernünftige Anlageberater abraten würde. Geht es schief, müssen die Steuerzahler in die Bresche springen.

Seit wann ist internationale Logistik eine Staatsaufgabe? Was wäre so schlimm daran, wenn Anteile von Hapag Lloyd an ausländische Aktionäre verkauft würden? Es gibt kein Marktversagen, das einen so massiven staatlichen Eingriff rechtfertigen könnte. Vielmehr ist  die Gefahr sehr groß, dass die Hamburger Bürgerinnen und Bürger mit mehr als 600 Euro pro Kopf in ein hoch riskantes Geschäft investieren und ihr Geld bald futsch ist. Der weltweite Strukturwandel in der Container-Schifffahrt kann dadurch kaum verhindert werden, höchstens verlangsamt. Zudem drohen Wettbewerbsverzerrungen, denn der Stadtstaat will kreditfinanziert ein altes, hochverzinstes Darlehen ablösen, damit Hapag Lloyd 47 Millionen Euro im Jahr sparen kann. Anderen Unternehmen in der Branche kommt diese Hilfe nicht zugute. Man kann es nur gebetsmühlenartig wiederholen: Ob internationale Logistik, ob Finanzdienstleister oder Energieversorger: Erstens ist der Staat nicht der bessere Unternehmer, und zweitens sind Steuern Zwangsabgaben. Mit dem besonderen Recht, die Bürger zu besteuern, muss deswegen verantwortungsvoll umgegangen werden. Hochgradig spekulative und riskante Investitionen sind kein verantwortungsbewusster Umgang mit Steuergeldern.