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Schluss mit dem Guten-Unternehmer-Gequassel

Mit der Finanzkrise hat sich das Bild des "gierigen Unternehmers" festgesetzt. "Verantwortungslos" seien viele.  Seit dem wird viel wird diskutiert: Gibt es den guten Unternehmer noch? Und was macht ihn aus? Doch um innovativ und erfolgreich zu sein, haben die Unternehmer keine Wahl.

Das zurzeit ständige Gerede vom „guten Unternehmer“ ist kaum mehr zu ertragen. Natürlich hat das gravierende Fehlverhalten vieler Manager und Unternehmer und die Gier vieler privater Investoren dazu geführt, dass die Welt 2008 in eine unvergleichliche Finanz- und Wirtschaftskrise geraten ist. Aber jetzt den „guten Unternehmer“, den „vir bonus“, den „virtù“, diese Mischung aus Odysseus, Ghandi und Robert Bosch als den Helden einer neuen Wirtschaftsepoche zu feiern, ist langweiliges, sentimentales und fast absurdes Geschwaller. Es wäre etwa so, als ob man plötzlich wieder grüne Äpfel priese, nachdem wir jahrelang lila Äpfel gegessen hätten. Äpfel sind eben genauso wenig lila, wie ein Unternehmer eine amoralische, gierige und verantwortungslose Person zu sein hat.

Und wenn dann – vor allem in der Presse – immer wieder die großen Unternehmertugenden heraufbeschworen werden, ist das weniger ein tatsächlich hehrer Ruf nach Verbesserung, sondern eher ein Armutszeugnis dafür, wie wenig diese so genannten Kritiker Einblick in die Wirtschaftswelt haben, in der Tausende von mittleren und kleinen Unternehmen den lieben langen Tag nichts anderes tun, als sich um ihre Mitarbeiter zu kümmern. Dass müssen sie tun, damit diese in guter und gesunder Arbeitsumgebung qualitativ optimal arbeiten können. Es gibt die guten Unternehmer in Deutschland – zu Tausenden!

Es drängt sich der Verdacht auf: Das Gut-Unternehmer-Gerede soll nichts anderes bewirken, als ein paar einzelne Gestalten in die Schlagzeilen zu bringen und Auflage zu machen – oder besser gesagt Aufträge und Geld. Zum Beispiel beim Meinungsinstitut Forsa. Dieses hat jetzt die Bürger befragt (wie originell!), wie sie sich den „idealen Unternehmer“ vorstellen. In einer Zeit, in der Bürger die besseren Bundespräsidenten stellen, muss das ja ein ziemlich klares und zukunftsweisendes Ergebnis bringen – haben die sich bei Forsa wohl gedacht.

Doch bringt das Ergebnis natürlich nichts Neues: 93 Prozent der Befragten meinen, ein guter Unternehmer müsse offen und ehrlich gegenüber der Belegschaft sein, 91 Prozent glauben, er müsse sich um das Vertrauen seine Mitarbeiter bemühen und für 91 Prozent muss er innovativ sein und für einen Ausgleich zwischen Beruf und Familie sorgen. Ein Ergebnis – so umwerfend neu wie der Untergang der Titanic.

Es sind natürlich Aussagen, die man ernst nehmen muss. Aber nicht, um einen guten Unternehmer zu charakterisieren, sondern um überhaupt unternehmerischen Erfolg zu haben. Denn in einer Welt des Fachkräftemangels und harten globalen Wettkampfs muss jedes Unternehmen alles tun – gerade in seiner Personalarbeit und -führung – um die geeigneten Mitarbeiter zu bekommen. Nur damit wird es innovativ und zukunftsfähig bleiben und wachsen können.

Wir sollten endlich aufhören, darüber zu jammern, was alles sein könnte, wenn die Bedingungen, in denen wir arbeiten und leben müssen, anders wären. Viele Probleme entstehen, dass wir es nicht akzeptieren können, dass die Welt, in der wir momentan leben, nicht so ist, wie wir sie gerne hätten. Wir sollten daher aufhören, weiter von gutem Unternehmer zu träumen (Es gibt ihn!) und ständig den moralischen Kapitalismus zu fordern (den brauchen wir ohnehin!), sondern endlich beginnen, loszulassen von unseren Empfindlichkeiten, uns der Gegenwart zu stellen und einfach unsere Arbeit zu machen.


Dies ist ein Beitrag aus der Reihe “WachstumsBlog”. In einem bis zwei Beiträgen pro Woche beschäftigen sich Wirtschaftsexperten im ÖkonomenBlog mit Themen rund um nachhaltiges Wachstum.

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