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Grünes Wachstum allein reicht nicht

Grünes Wachstum ist hilfreich und geradezu notwendig, um ressourcenschonender zu arbeiten und industrielle Prozesse umweltfreundlicher zu machen. Doch es reicht nicht. Die Fokussierung auf green tech und green growth drängen das eigentliche Problem an den Rand: die globale Klimaerwärmung.

Wenn es um Technik geht, ist die Bundesrepublik immer noch in vielen Industrien weltweit spitze. So ist es kein Wunder, dass auch deutsche Unternehmen mit ressourcenschonender Technik einen Weltmarktanteil von 15 Prozent haben, in einigen Branchen sogar sagenhafte 30 Prozent. Und sie werden vermutlich ihren Anteil weiter ausbauen, denn der Markt ist viel versprechend: Fielen 2007 rund acht Prozent des hiesigen Bruttoinlandsprodukts auf Umwelttechnologien, werden es laut einer Umfrage der Unternehmensberatung Roland Berger bis 2020 etwa 14 Prozent sein.

Das ist ein großer Erfolg, doch leider verdeckt er das tatsächliche Problem, um das sich kaum einer tatkräftig kümmert. Oder kümmern will. Denn nachdem in den vergangenen Jahren ein Klimagipfel nach dem anderen mehr oder weniger im Fiasko endete, versuchen uns verschiedene Institutionen, darunter die Enquetekommission der Bundesregierung oder auch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep), einzureden, dass sich der Umbau der Energieversorgung und das Arbeiten mit Rohstofferhaltenden Techniken auch ohne Klimaschutz lohne. Grüne Technologien beleben nicht nur das Wirtschaftswachstum, sondern lösen praktisch wie nebenbei das Klimaproblem, so die ökologisch-ökonomischen Apologeten. Die nachhaltigen Techniken seien effektiver als jedes Ergebnis einer Klimaschutzkonferenz.

Grünes Wachstum allein ist aber keine Lösung. Es hilft, um die Energiewende zu unterstützen. Und es kommt natürlich vielen Unternehmen gelegen, um neue Wachstumszielen zu definieren und anzupeilen.

Richtig ist: Wir müssen weiter versuchen, die zur Neige gehenden fossilen Energieträger irgendwann komplett durch die erneuerbaren Energien zu ersetzen. Doch die Klimaerwärmung ist ein globales Problem. Globale Probleme verlangen globale Lösungen.

Deswegen brauchen wir endlich funktionierende und ergebnisorientierte Klimaverhandlungen. Sie werden bislang aus verschiedensten Gründen blockiert. Die einen fürchten um ihre Ressourcenrenten, die anderen setzen zurzeit mehr auf Wachstum als auf Nachhaltigkeit, wieder andere haben politische Motive. Kurzum: Es gibt Konflikte zwischen Wachstumspolitik und Umweltschutz.

Wie lösen wir diese Konflikte? Nun, grüne Technologien können als Ergänzung zum Verhandlungsprozess sinnvoll sein. Doch wir brauchen endlich den Mut, für alle unsere wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen als höchstes Ziel die langfristige Sicherung unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu setzen. Wir werden es sicherlich nicht mit der Brechstange schaffen, vor allem die Schwellenländer zu einer sofortigen Senkung der Treibhausgasemissionen zu drängen. Das wird nur dann funktionieren, in dem wir Chinesen und Indern und anderen helfen, schnellstmöglich zu flächendeckendem Wohlstand zu kommen – und sich damit auch Umweltschutz leisten zu können.


Dies ist ein Beitrag aus der Reihe “WachstumsBlog”. In einem bis zwei Beiträgen pro Woche beschäftigen sich Wirtschaftsexperten im ÖkonomenBlog mit Themen rund um nachhaltiges Wachstum.

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