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Mehr Freiheit für die Krankenkassen

Die Praxisgebühr hat ihren Zweck nicht erfüllt. Die Zahl der Arztbesuche in Deutschland ist immer noch hoch. Dennoch ist es richtig, bei den Patienten für mehr kostenbewusstsein zu sorgen. Doch anstatt den Krankenkassen weitere gesetzliche Fesseln anzulegen, sollte der Gesetzgeber mehr Freiheit und Wettbewerb im Gesundheitssystem zulassen.

Knapp 20 Milliarden Euro Überschuss hat die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im Jahr 2011 eingefahren. Grund genug für die Politiker, die Spendierhosen anzuziehen und Pläne zu schmieden, wie das Geld wieder ausgegeben werden kann. Dabei gibt es mehrere Vorschläge, wie das am besten zu machen ist. Man kann die Beitragssätze für die Versicherten wieder senken oder man kann die Sparauflagen der Vergangenheit für die Kassen wieder rückgängig machen. Gesundheitsminister Daniel Bahr will die ungeliebte Praxisgebühr wieder abschaffen. Er plant, das Thema demnächst in den Koalitionsausschuss einzubringen.

Fest steht: Die Praxisgebühr hat ihre Ziele nicht erfüllt. 2004 wurde die Gebühr in der Hoffnung eingeführt, überflüssige Arztbesuche zu verhindern. Das hat nicht funktioniert. Zwar ging 2004 die Zahl der durchschnittlichen jährlichen Arztbesuche in Deutschland leicht zurück, allerdings blieb es bei einem kurzfristiger Effekt. Zwar mag dieser auf die Praxisgebühr zurückzuführen sein, allerdings verpuffte diese Lenkungswirkung bereits ein Jahr später. Das alte Niveau war wieder erreicht, seitdem steigt die Zahl der Arztbesuche.

Die Idee, ein Kostenbewusstsein bei Patienten und damit Kunden herzustellen, ist grundsätzlich richtig. Das jetzige System verfehlt dieses Ziel einer Kostentransparenz vollständig. Das Gesundheitswesen in Deutschland braucht deutlich mehr als nur eine Reform der Praxisgebühr. Warum lässt man nicht die Kassen / Versicherungen entscheiden, wie ihre Versicherten für Arztbesuche zur Kasse gebeten werden? Warum legt der Gesetzgeber fest, wie hoch der Beitragssatz für Kassen sein muss? Wieso gibt es eine Beitragsbemessungsgrenze, die es nur Menschen mit höheren Einkommen ermöglicht, eine private Krankenversicherung zu wählen? Die Praxisgebühr ist nichts als ein politischer Spielball, die an dem überregulierten System selbst nichts ändert. Mehr Freiheit und mehr Wettbewerb im Gesundheitssystem hingegen hätten Effizienzgewinne, geringere Kosten und am Ende gesündere Patienten zur Folge. Vielleicht sind wir dann nicht mehr so weit davon entfernt, dass aus Krankenkassen Gesundheitskassen werden, die Prävention als Grundprinzip beherzigen.