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Vom verworrenen Weg des Geldes

Im Laufe der Eurokrise wurden die Deutschen Zeuge wie beachtliche Mengen ihres Geldes in die Schuldenstaaten wanderten, während gut situierte Griechen sich nach Kräften bemühten, ihr Vermögen ins Ausland zu schaffen - außer Reichweite der öffentlichen Hand. Das hat verständlicherweise zu viel Ärger und fälschlicherweise zu dummen Vorurteilen geführt.

Richtig ist: Griechenland erhält massive Unterstützung von deutscher Seite. Doch die komplexen Zusammenhänge im Euroraum erfordern eine tiefer gehende Betrachtungsweise.  Wer sich die Kapitalflüsse einmal genauer ansieht, wird unter Umständen überrascht sein, welch wirre Wege das Geld manchmal einschlägt.

Ganz oben auf der Liste möglicher Zielhäfen für griechisches Erspartes steht die Schweiz. Um den Franken, der durch diese starken Zuflüsse unter Aufwertungsdruck gesetzt wurde, abzuschwächen, beschloss die Schweizer Nationalbank (SNB) im September 2011, künftig den Wechselkurs Franken/Euro festzusetzen. Genauer legte die SNB einen Höchstkurs von 0,833 Euro fest. Um diesen zu halten, ist sie bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen.

Mit dieser Ankündigung wurde  die Schweiz einer  der weltweit größten Währungsspekulanten. Um für die Verbilligung des Frankens zu sorgen, musste die SNB die Notenpresse anwerfen und das neu entstandene Geld in Euro umtauschen. So hielt die Nationalbank 2012 Fremdgeld in einer Menge, die 70% des schweizerischen BIP entsprach.

Damit wurde die Schweiz zur zentralen Drehscheibe des Devisenverkehrs: Innerhalb eines Jahres, von Sommer 2011 auf Sommer 2012, legte das Land mehr als 93 Milliarden Euro zusätzlich im Euroraum an: Tendenz steigend. Der Großteil dieser Zukäufe dürfte in Staatsanleihen erfolgt sein, und die Vermutung liegt nahe, dass sich die sicherheitsliebenden Schweizer dabei für Deutsche oder Niederländische Wertpapiere entschieden haben.

Damit können die Deutschen nur zufrieden sein –  die Nachfrage der SNB nach deutschen Staatsanleihen wirkt sich nämlich zinssenkend aus. Auch wenn sich über die genaue Stärke dieses Effekts nur spekulieren lässt, so steht doch fest, dass die Zinslast des Bundes im Jahr 2012 deutlich, genauer um 5,8 Prozent, zurückging. Während die Schweiz sich mit minimalen Zinssätzen begnügen muss, freut sich der Bundesfinanzminister also über billiges Geld. So kann Deutschland sich günstig am Kapitalmarkt refinanzieren. Und so findet das Geld der wohlhabenden Griechen über verschlungene Pfade in die Tasche deutscher Sozialhilfeempfänger.