Umwelt, Wachstum

Lösen sich die Umweltprobleme von selbst?

Die meisten Rohstoffe sind endlich. Mit den Wohlstandsteigerungen in den Schwellen- und Entwicklungsländern steigt aber auch dort der Bedarf nach Ressourcen und Umweltgütern. Eng damit verbunden steigen die weltweiten Treibhausgasemissionen immer weiter an. Sollte Wachstum eingeschränkt werden? Oder ist Wachstum sogar der Schlüssel zu mehr Umweltschutz?

Gerade erst ist der Klimagipfel in Doha zu Ende gegangen. Wieder ist es nicht gelungen, sich verbindlich und glaubhaft auf eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu verständigen. Die Schwellenländer haben großes Interesse das Wohlstandniveau der Industriestaaten zu erreichen, selbst wenn der Aufholprozess mit mehr Treibhausgasemissionen verbunden ist. Vor allem in armen Ländern steht die Sicherung der lebensnotwendigen Versorgung der Bevölkerung über dem Schutz der Umwelt.

Die Staatengemeinschaft sitzt also in einem Dilemma. Die Industrienationen mit hohem Wohlstandsniveau investieren Milliarden in Ressourcenschonung und Treibhausgasvermeidung. Die aufstrebenden Staaten hingegen wollen wachsen. Ressourcenschonung ist nachrangig. Den Wachstumshunger kann man keinem Land verwehren. Das bedeutet aber unterm Strich, dass die Anstrengungen der Einen durch den Aufholprozess der Anderen mehr als wettgemacht wird.

Entscheidend wird es sein, diese Wachstumsentwicklungen nicht zu verhindern, sondern umweltfreundlicher zu gestalten.

Wirtschaftliches Wachstum führt natürlich zu einem Mehrverbrauch an knappen Ressourcen. Aber: Nur von einer ausreichenden wirtschaftlichen Basis können finanzielle Ressourcen für Umweltschutzmaßnahmen breitgestellt werden. Gleichzeitig geht Wachstum mit technischem Fortschritt einher. Umweltschutz wird dadurch immer preisgünstiger. Und Wachstum verhindert Verteilungskonflikte, die entstehen würden, wenn für ein Mehr an Umweltschutz auf wirtschaftlichen Wohlstand oder soziale Leistungen verzichtet werden müsste.

Generell lässt sich der Zusammenhang von Wohlstandsentwicklung und Wirtschaftswachstum in drei Phasen einteilen (Abbildung):

  1. Ausgehend von einer wohlstandslosen Gesellschaft ohne Wirkung auf die Umwelt steigt die Nutzung natürlicher Ressourcen zunächst mit steigendem Wohlstand an.
  2. Ist aber ein bestimmtes Wohlstandsniveau erreicht, steigt die Präferenz für eine intakte Umwelt und einen nachhaltigen Lebensstil.
  3. Nach der Phase von zurückgehender Umweltverschmutzung wäre es denkbar, dass zusätzlicher Wohlstandsgewinn nicht mit mehr Umweltverbrauch einhergeht. Genauso ist allerdings möglich, dass nach dem Rückgang der Umweltverschmutzung in Phase zwei, der Verbrauch der Umwelt mit wachsendem Wohlstand wieder steigt, weil es mit der Umsetzung der technischen Möglichkeiten zur Emissions- und Ressourcenreduktion wieder zu einer engeren Kopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltverschmutzung komme, wenn auch auf niedrigerem Niveau.

Lösen sich also die Umweltprobleme von selbst? Ist es möglich Wirtschaft und Wachstum ganz zu entkoppeln? Bei der Emission von Treibhausgasen ist eine Entkopplung zumindest in Deutschland bereits erfolgt.  Für die Produktion einer Einheit BIP werden immer weniger Treibhausgase emittiert. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch bei anderen Ressourcen. Wasser, Energie und Flächen werden immer effizienter eingesetzt und die verbrauchte Menge ist in den meisten Fällen trotz gestiegenem Wohlstand sogar absolut gesunken.

Dennoch: Wirtschaftliche Aktivität bleibt eng mit der Nutzung der Umwelt verbunden. Eine emissions- und ressourcenlose Wirtschaft wird es nicht geben. Aber die negativen Auswirkungen eines steigenden Wohlstandsniveaus auf die Umwelt sind in den letzten Jahrzehnten gesunken. Die Abkehr vom Wachstum wäre der falsche Weg. Im Gegenteil: Umweltschutz braucht Wachstum!


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