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Die Zeichen der Endzeit

Jorgen Randers: 2052 – eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre, München 2012, Oekom-Verlag 40 Jahre nach dem Bericht die Grenzen des Wachstum schaut einer der Autoren noch mal vorn vier Dekaden nach vorn. Ergebnis: Die Zukunft sieht ungemütlich aus. Doch Rettung ist möglich – sie kommt ausgerechnet aus China.

Bereits vor 40 Jahren schrieb Jorgen Randers am berühmten Bericht des Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“ mit. Damals glaubte den Autoren kaum jemand, zu sehr erschütterte der Bericht die Vorstellungskraft der Menschen. Von Ökonomen wurde die Studie damals sogar wüst beschimpft – was ihr aber zu noch mehr Popularität verhalf. Viele der damaligen Prognosen und Befürchtungen des Berichts sind heute Realität. Jetzt hat der norwegische Wirtschaftsexperte und Zukunftsforscher Randers auf rund 400 Seiten erneut eine detailreiche Abhandlung vorgelegt: 2052 – eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre. Es ist zu befürchten, dass sie genauso wenig ernst genommen wird, wie damals ihre Vorgängerstudie. Dieses Mal hat es aber andere Gründe.

Es sind zwei Überraschungen, die Verwirrung stiften. Zunächst die positive: Seine nicht wissenschaftlichen, sondern „wohlbegründeten Vermutungen“ zeigen zwar kein schönes Bild der Zukunft, aber ein deutlich positiveres als das seines damaligen Kollegen Dennis Meadows, Hauptautor von „Die Grenzen des Wachstums“. Meadows ist heute ein zwar liebenswürdiger aber auch radikaler Schwarzseher, der den kompletten Zusammenbruch der Erde erwartet. Randers hingegen gibt der Welt Überlebenschancen.

Zunächst ist er sich wie Meadows sicher: Die Menschen werden die Treibhausgasemissionen nicht in den Griff bekommen. Sie steigen weiter bis 2030, um dann bis 2050 auf das heutige Niveau abzusinken. Randers zufolge wird das nicht reichen, um eine Erwärmung von weniger als zwei Grad zu garantieren. Zudem wird 2052 etwa nur die Hälfte aller Energie mit Wind, Wasser und Solarkraft erzeugt werden können. Auch das wird nach Randers Meinung nicht genug sein, um den endgültigen Raubbau an diesem Planeten zu verhindern.

Das Problem sind für ihn die Menschen selbst – vor allem in den reichen Industrienationen. Sie würden zu kurzfristig denken und seien nicht bereit, kleine Opfer zu bringen, um die großen Desaster der Zukunft zu vermeiden. Die Menschen würden immer noch zu viele Autos kaufen, zu viel Benzin verbrauchen, zu viel fliegen und zu viel Energie im privaten Haushalt verbrauchen – eine Mentalität, die vor allem für westliche und demokratische Regierungs- und Wirtschaftsformen charakteristisch sei.

Lernen müsste der Westen deswegen – und das ist die zweite und negative Überraschung – von China und seiner Politik der Energieeffizienz. Im Reich der Mitte soll die Energieeffizient bis 2020 um 40 Prozent wachsen. Eine  imponierende Zahl – und auch die Wirtschaftskraft Chinas ist vorbildhaft. Dass der Autor jedoch die Umstände dieser Wirtschaftsleistung und damit Realität  des totalitären Regimes im Reich der Mitte ausblendet, grenzt an Zynismus oder noch schlimmer an Naivität.

Vielleicht ist es auch nur kokettes Gedankenspiel. Denn wenn es nach Randers geht, lernen die westlichen Industrienationen ihre Lektion spätestens mit Hilfe des Vorschlaghammers: Wiederkehrende Naturkatastrophen wie Stürme, Beben und Dürren werden sie lehren, sich zu ändern. Für diese Weisheit reicht aber im Grunde auch der Blick in die Bibel.

Schade um Randers gut gemeinten und fleißigen Versuch der Vorausschau. Doch es bleibt die wohlgemeinte Vermutung, dass es heute zum Thema ökologische und ökonomische Trag- und Zukunftsfähigkeit unserer Welt auch weniger tendenziöse Bücher gibt.