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Mehr Erwerbstätige – mehr Arbeitszeit

Das Beschäftigungswunder in Deutschland ist kein Wunder sondern die Folge von beschäftigungsfreundlichen Reformen. Die Kritik, dass Vollzeitstellen in Teilzeitstellen umgewandelt wurden und deshalb die Beschäftigung angestiegen sei, ist dagegen falsch und kann einfach widerlegt werden.

Im abgelaufenen Jahr 2011 ist das Arbeitsvolumen, die Zahl der von den Erwerbstätigen gearbeiteten Stunden, auf den höchsten Stand seit 1994 gestiegen. Seit Inkrafttreten der Hartz-Reformen konnte der bis dahin sichtbare Abwärtstrend zunächst gestoppt und dann umgekehrt werden. Im letzten Jahr wurden schon 2,2 Mrd. Stunden mehr gearbeitet als 2003. Dies widerlegt die These, dass der Beschäftigungsaufschwung der letzten Jahre ein Muster ohne Wert war, da lediglich Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse in Teilzeitstellen umgewandelt worden seien.

Richtig ist, dass die Bedeutung der Teilzeit zugenommen hat. Während im Jahr 2000 noch 12 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Teilzeit beschäftigt war, stieg der Anteil bis zum Jahr 2010 auf 17 Prozent. Von den knapp 2,5 Millionen neu entstandenen Teilzeitstellen wurden 71 Prozent von Frauen besetzt. Doch diese Expansion der Teilzeitbeschäftigung ging nicht auf Kosten der Vollzeitstellen. Vielmehr handelte es sich um zusätzliche Beschäftigung. Der Anteil der Vollzeitbeschäftigten an der Erwerbsbevölkerung betrug damals wie heute unverändert 44 Prozent. Rückläufig war hingegen der inaktive Teil der Bevölkerung. Der Anteil der Erwerbslosen und Nichterwerbstätigen sank von 35 auf 29 Prozent. Das Wachstum der Teilzeit ist Ausdruck eines arbeitsmarktpolitischen Erfolges, nämlich einer zunehmend gelungenen Erwerbsintegration – in erster Linie von Frauen.

Der Erfolg lässt sich nicht leugnen, aber mitunter wird der Versuch unternommen, ihn zu relativieren: Die Zahl der Arbeitslosen sei in Wirklichkeit viel höher als in der Statistik ausgewiesen und die vielen Teilzeitkräfte seien gewissermaßen auch Teil-Arbeitslose, weil sie eigentlich lieber mehr arbeiten würden. Richtig daran ist, dass es neben den arbeitslos Registrierten noch weitere Personen ohne Arbeit gibt, die nicht in der Statistik auftauchen, etwa Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen. Das ist nichts Neues, diese Personengruppen wurden schon immer aus den Arbeitslosenzahlen herausgerechnet. Die Bundesagentur für Arbeit weist aber ihre Zahl transparent aus. Dabei zeigt sich, dass die Zahl der insgesamt Unterbeschäftigten sogar noch schneller sinkt als die Zahl der registrierten Arbeitslosen. Die versteckte Arbeitslosigkeit ist mithin zurückgegangen.

Es trifft auch zu, dass sich viele Teilzeitbeschäftigte eine längere Arbeitszeit wünschen. 2010 gaben dies 36 Prozent der Teilzeitkräfte und sogar 61 Prozent der geringfügig Beschäftigten an. Damit ist aber noch nichts darüber besagt, was die Betreffenden an einer Ausweitung ihrer Arbeitszeit gehindert hat. Es liegt vielmehr nahe, dass dafür überwiegend persönliche Gründe ausschlaggebend waren. Nur 21 Prozent der Teilzeitbeschäftigten gab an, keine Vollzeitbeschäftigung gefunden zu haben. Und auch dies darf nicht vergessen werden: Vollzeitbeschäftigte wünschen sich überwiegend eine Verkürzung ihrer Arbeitszeit. Werden alle Arbeitszeitwünsche aufaddiert, so ergibt sich ein gesamtwirtschaftlicher Wunsch nach Arbeitszeitverkürzung – selbst wenn sich dabei der Verdienst entsprechend vermindert.