Finanzmarkt

Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , 1 Kommentar zu Marode Banken abwickeln: Mit Plan!

Marode Banken abwickeln: Mit Plan!

Die Eigenkapitalrendite der 19 größten international aktivsten Banken hat erheblich abgenommen. Ein Zeichen, dass nicht solide gewirtschaftet wurde.

Obwohl die Gewinne der Banken wieder sprudeln; die Finanzkrise noch längst nicht überstanden. In den letzten zwei Jahren mussten die Banken ordentlich Federn lassen. Die Eigenkapitalrendite ist erheblich gesunken – solide gewirtschaftet wurde also nicht. Schlimmer war, dass aus einer Pleite ein Flächenbrand zu werden drohte. Die US-Regierung hat nun einen ersten Schritt gewagt vorzubeugen. Mit Sondersteuern, Boniregelungen und sogar Zerschlagung wird gedroht. Doch die Diskussionen führen an den eigentlichen Ursachen der Krise vorbei. Denn versagt haben in erster Linie die staatlichen Aufsichtsgremien. Will man die Fehler der Vergangenheit vermeiden, brauchen wir eine unabhängige Aufsicht, die ihre Maßnahmen wirkungsvoll, ohne politische Einflussnahme durchsetzen kann.

Konkret heißt das: das unabhängige Aufsichtsgremium sollte die dem Finanzministerium unterstehende Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht unterstützen und gleichzeitig kontrollieren. Weitere Aufgabe der Aufsicht ist es neue Eigenkapitalvorschriften zu erlassen. Wichtig dabei ist, dass sich die Vorschriften für die Hinterlegung von Eigenkapital nach dem Systemrisiko einer Bank richten. Je größer die Rolle einer Bank desto mehr Eigenkapital muss hinterlegt werden. Doch was passiert, wenn eine systemrelevante Bank zahlungsunfähig wird? Für diesen Fall muss jede Bank einen Notfallplan erstellen, der zeigt, wie die Bank im Pleitefall abwickelt werden kann. So kann der Insolvenzschaden  für die Sparer und Steuerzahler minimiert werden. Denn den Schaden tragen dann – im Sinne der Marktwirtschaft – die Eigentümer.


Hier kommen Sie zu einem ausführlichen Bericht des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln.

Europa, Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , , 8 Kommentare zu Kontrolle ist gut, Strafe ist besser

Kontrolle ist gut, Strafe ist besser

Griechenland hat von der EU-Kommission einen strikten Sparkurs auferlegt bekommen. Bis 2012 mus das Staatsdefizit auf 2,8 Prozent des BIP sinken.

Erstmals macht die EU-Kommission einem ihrer Mitglieder wirtschaftspolitische Auflagen: Griechenland muss sparen und zwar drastisch. Das Staatsdefizit muss binnen zwei Jahren auf 2,8 Prozent gesenkt werden. Ein Rückgang von rund 10 Prozentpunkten im Vergleich zu heute. Gut so, denn die Ursachen der Schieflage sind hausgemacht. Nicht neu ist die schlechte Haushaltslage der Griechen und seit Oktober ist bekannt, dass die Einführung des Euro durch Statistikfälschungen quasi erschlichen wurde.

Die Hoffnung der Hellenen auf Gelder der EU hat der Währungskommissar Almunia erst einmal zerschlagen. ÖkonomenBlog Autor Frank Schäffler stimmt dem zu: keine EU Hilfe für Griechenland. Stattdessen droht die Kommission Griechenland Strafen an, wenn der auferlegte Sparplan nicht eingehalten wird. Doch wie hoch das Strafmass ausfällt bleibt offen. Viele Möglichkeiten hat die EU nicht: zwar kann man Defizitsündern die Zahlungen aus dem EU Topf streichen, doch diese Mittel sind im Haushalt längst eingeplant – eine Kürzung würde die Lage nur noch verschlimmern. Eine Exit-Option für Euro-Staaten, die sich nicht an die Regeln halten, gibt es auch nicht. Fest steht aber: eine klare Regelung mit konkretem Strafmaß ist unabdinglich. Denn mit Portugal und Spanien warten bereits die nächsten Pleitekandidaten.


Hier geht’s zu weiteren Beiträgen zum Thema:
Prof. Dirk Meyer in Focus-Online: “Griechenland muss den Euro abgeben”
Angst vor einem zweiten Griechenland wächst “- Handelsblatt vom 04. Februar 2010
EZB nimmt Griechen in die Pflicht “- FTD vom 04. Februar 2010
Prof. Peter Bofinger im SPIEGEL-Interview: “Der Euro könnte die Staatspleite verkraften”

Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , Leave a Comment on Nicht alle Banken sind gleich

Nicht alle Banken sind gleich

Die Bilanzsummen vor allem großer Banken haben sich vor der Krise extrem verlängert. Große Banken müssen anders reguliert werden als kleine, mein Prof. Kaserer

Neben der zerstörerischen Wirkung, hat jede Krise auch ihr Gutes: denn systematische Ineffizienzen werden gnadenlos aufgezeigt und bereinigt. Jede Krise schöpft – frei nach Schumpeter – auch Neues und Besseres. Die aktuelle Krise zeigt das auf: hier werden vor allem die Schwächen in der internationalen Bankenaufsicht offen gelegt. Keine Aufsichtsbehörde hat die systematischen Risiken erkannt. In der gesamten OECD gab es kein System, welches den übrigen überlegen war und heute als Blaupause dienen kann. Um also zukünftige Risiken zu vermeiden, bedarf es etwas Neuem. Eine umfassende Änderung der Finanzmarktarchitektur muss her. Das Problem dabei: Überregulierung könnte die Gefahr einer Kreditklemme forcieren und die aufkeimende Wirtschaft wieder abwürgen.

Too big to fail – wie gehen wir mit systemrelevanten Banken zukünftig um? Und wie behandeln wir die Kleineren? Ich meine: die Großen müssen sich einer stärkeren Aufsicht unterwerfen. Die selbe Regulierung für alle, würde den kleineren Banken aber Luft zum atmen entziehen. Daher bietet sich eine zwei gegliederte Aufsicht an. In der ersten Stufe werden nur nicht-systemrelevante beaufsichtigt. Reguliert werden sie im Wesentlichen nach dem heute gültigen Regelwerk. Verbesserungsbedarf besteht hier vor allem in der Reduktion prozyklischer Effekte. Möglicherweise lassen sich die derzeitigen Regelungen für diese Banken auch vereinfachen. In der zweiten Stufe werden die großen, systemrelevanten Banken reguliert und kontrolliert. Die Institute müssen zusätzliche Anforderungen erfüllen, etwa im Bereich der Eigenkapitalqualität und der Liquiditätsversorgung. Zudem muss dieser Bereich der Aufsicht international koordiniert werden. Darüber hinaus brauchen wir ein bankenspezifisches Insolvenzrecht. Denn Bankenpleiten wird es immer geben – sie müssen aber zukünftig ohne Kollateralschäden abgewickelt werden können.


Die  Studie “Reformbedarf und Reformoptionen im Finanzdienstleistungssektor– Lehren aus der Finanzkrise”  von Prof. Kaserer können sie hier downloaden.

Europa, Finanzmarkt, Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , , , , , , , , , 6 Kommentare zu Exempel Griechenland

Exempel Griechenland

Griechenland kann seine Staatsanleihen nur noch durch hohe Risikozuschläge am Markt platzieren. Derzeit werden griechische Staatsanleihen mit rund 6% verzinst.

Selten habe ich eine so klare und konsequente politische Agenda in Form eines Interviews gelesen. Der griechische Finanzminister Georgios Papaconstantinou hat sich viel vorgenommen. Zack-Zack: So rattert er seinen brachialen Konsolidierungskurs in der FAZ am Mittwoch nur so runter: Verbrauchsteuern anheben, pauschale Ausgabenkürzungen aller Ressorts von 10 Prozent, Gehaltseinbußen im öffentlichen Dienst. Zudem: Steuerreform, Sozialreformen, weniger Verwaltung und Bürokratie. Hut ab. So eine Rosskur könnte auch der deutschen Volkswirtschaft nicht schaden. 

Griechenland steht allerdings vor deutlich größeren Problemen als wir. Seine extrem hohe Staatsverschuldung führt zu aktuten Finanzierungsengpässen: Nur durch erhebliche Zinsaufschläge ist es der griechischen Regierung überhaupt noch möglich, Staatsanleihen auf den Markt zu bringen. Das Land hat jahrelang über seine Verhältnisse gelebt – und seinen Kunsum auf Pump finanziert, schreibt Otmar Issing heute in einem lesenswerten Beitrag in der FAZ. Und nun? Müssten die Euro-Länder ihrem größten Sorgenkind jetzt nicht finanziell unter die Arme greifen? Issing meint: Nein. Falsch verstandene Solidarität führe mittelfristig zu gefährlichen Anreizen. Immerhin stehen Spanien, Italien und Irland auch schon auf der Matte. ÖkonomenBlog-Autor Frank Schäffler meint zudem: Finanzhilfen sind mit der No-bail-out Klausel nicht zu machen. Was neben dem Stabilitäts- und Wachstumspakt fehlt, ist eine überzeugende Exit-Variante für chronische Spielverderber.

Jetzt also hart bleiben? Werner Mussler (FAZ) schreibt heute in seinem Leitartikel: “Nicht nur Griechenland, auch der Stabilitätspakt steht (wieder) vor einer Bewährungsprobe. Dass er in der Vergangenheit ausgehöhlt wurde, ist kein Argument dafür, ihn jetzt zu vergessen.” Also: an den Griechen jetzt ein weitreichendes Exempel statuieren? Zumindest erscheint es lohnenswert, die athener Regierung bei der Umsetzung ihrer mehr als ambitionierten Sanierungsagenda zu unterstützen. So kann aus einem Exempel vielleicht noch ein Vorbild für andere werden.


Prof. Dirk Meyer in Focus-Online: “Griechenland muss den Euro abgeben”

Finanzmarkt, Soziales, Steuern und FinanzenTagged , , , , 3 Kommentare zu Rentengarantie: unlogisch und unbezahlbar

Rentengarantie: unlogisch und unbezahlbar

Trotz eines Rückgangs der Bruttolöhne 2009 dürfen die Renten 2010 nicht fallen. Die Kosten trägt der Beitragszahler.

Nun ist es amtlich: das durchschnittliche Bruttogehalt je Arbeitnehmer ist laut Angaben des statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr um rund 0,4 Prozent gesunken. Wenn sich dieser Trend auch für die beitragspflichtigen Pro-Kopf-Entgelte bestätigt – das ist zum jetzigen Zeitpunkt keineswegs sicher – dann müssten der Logik nach auch die Renten dieser Entwicklung folgen. Doch der Rentengarantie sei Dank bleibt den Ruheständlern eine Kürzung erspart – garantiert.

Grundsätzlich gilt: die dynamische Rente soll gesetzlich versicherte Ruheständler davor bewahren, dauerhaft hinter den Wohlstand der arbeitenden Bevölkerung zurückzufallen. Doch dieser Grundsatz wurde durch die Rentengarantie auf den Kopf gestellt. Wenn die Arbeitnehmer im Schnitt weniger Lohn in ihrem Lohnsäckel vorfinden, die Renten aber ungekürzt bleiben, verbessert sich die Position der Ruheständler im Vergleich zu der arbeitenden Bevölkerung. Der Grundsatz ist ausgehebelt. Die Zeche dafür zahlen die Beitragszahler. Denn eine Rentengarantie gibt es nicht zum Nulltarif. Schätzungen gehen von rund 46 Milliarden Mehrkosten aus – ein steigender Beitrag ist vorprogrammiert.


Zur Grafik: Aufgrund des Nachhaltigkeitsfaktors in der Rentenformel steigen die Renten weniger stark als die Bruttojahresentgelte im Vorjahr – siehe die Nullrunden in den Jahren 2005, 2006 und 2007. Durch politische Eingriffe in die Rentenformel sind die Renten im Jahr 2009 um 2,41Prozent angestiegen, obwohl die Bruttogehälter im Vorjahr nur um rund 2 Prozent zugelegt haben.

Europa, Finanzmarkt, Soziales, Steuern und FinanzenTagged , , , , , 12 Kommentare zu Und Tschüs

Und Tschüs

Die Staatschuld Griechenlands ist 2009 über die Jahreswirtschaftskraft des Landes angestiegen.

Der Stabilitäts- und Wachstumspakt muss verändert werden. Derzeit lässt das Regelwerk kein Ausscheiden aus dem Euro, weder freiwillig noch durch Zwang zu. Wer einmal drin ist, hat es geschafft. Griechenland hat nachweislich bereits in der Aufnahmephase, aber auch nach dem Euro-Beitritt 2001 bis auf das Jahr 2006 (2,9 Prozent) in jedem Jahr das Maastricht-Neuverschuldungskriterium von 3 Prozent gerissen. Wie sich Jahre später herausstellte geschah dies mit Hilfe “kreativer Buchführung” in erheblichem Umfang und mit Vorsatz. Während Griechenland zu Zeiten des Drachmen noch Risikoaufschläge von 500 Basispunkten im Verhältnis zu deutschen Staatsanleihen auf den Tisch legen musste, gelten aktuell Risikoaufschläge von 300 Basispunkte für griechische Staatsanleihen schon als besorgniserregend. Fakt ist, der griechische Staat hat sich auf Kosten der übrigen Mitglieder in den Euro gemogelt, die das heute teuer bezahlen müssen.

Wer vorsätzlich sich den Zugang in den Euro durch falsche Angaben erschleicht und dauerhaft gegen die Stabilitätskriterien verstößt, muss auch zum Austritt aus dem Währungsraum gezwungen werden können. Die Hürden müssen dafür hoch, aber es darf nicht unmöglich sein. Wer sich auf Kosten der übrigen Länder unsolidarisch verhält, darf nicht auf die Hilfe und Unterstützung der übrigen Länder in Europa hoffen. Der Euro hat nur eine Chance, wenn die beiden Stabilitätssäulen funktionieren. Die Unabhängigkeit der EZB und ihre strikte Orientierung an der Geldwertstabilität und die fiskalische Einhaltung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes mit seinen Defizitgrenzen für die gesamtstaatliche Verschuldung (60 Prozent des BIP) und die Neuverschuldung (3 Prozent des BIP) sind daher nicht disponibel. Deshalb gilt: lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Wenn es nicht anders geht, muss es für Griechenland heißen: und Tschüs.


Frank Schäffler ist Mitglied des Deutschen Bundestages und dort Mitglied des Finanzausschusses. Ergänzend zu diesem ÖkonomenBlog-Beitrag zum Euro-Stabilitätspakt erscheint in der morgigen Ausgabe von FOCUS-MONEY ein ausführliches Interview mit dem Finanzexperten.

Arbeitsmarkt, Finanzmarkt, Soziales, Steuern und FinanzenTagged , , , , , , 6 Kommentare zu Hartz IV hat sich bewährt

Hartz IV hat sich bewährt

Harzt-IV ist ein Erfolg: Seither sank die Zahl der Arbeitslosen um mehr als 1,4 Millionen.

Fünf Jahre Hartz IV: heute wissen wir, die Reform hat sich bewährt. Vor vier Jahren waren in Deutschland rund 5 Millionen Menschen arbeitslos. 2009 hatten wir die zweitniedrigste Arbeitslosenzahl seit 1994 – obwohl die deutsche Wirtschaft den schlimmsten Wirtschaftseinbruch seit Bestehen der Bundesrepublik verkraften musste. In Ostdeutschland ist die Arbeitslosigkeit trotz Krise sogar noch einmal gesunken und ist jetzt so niedrig wie nie seit der Wiedervereinigung. Die gute konjunkturelle Lage der Vorjahre hat einen Beitrag dazu beigesteuert. Aber nicht nur. Denn konjunkturelle Erholungen gab es schon immer. Dieses Mal konnte die Arbeitslosenzahl unter das Niveau der jeweils vorangegangenen Rezession gedrückt werden. Das ist einmalig. Profitieren konnten vor allem Langzeitarbeitslose. Denn rund die Hälfte davon hat bis heute nie einen Beruf erlernt. Eine Beschäftigung im Niedriglohnsektor – der stark gewachsen ist – ist für diese Menschen der einzige Ausweg aus der Arbeitslosigkeit – und damit der Einstieg in Arbeit.

Berechtigt ist die Kritik, was die Anrechnung von Schonvermögen betrifft. Derzeit liegt die Grenze bei 250 Euro pro Lebensjahr – das ist zweifelsohne zu wenig. Was wir aber zwingend brauchen, ist eine Obergrenze, um Extremfälle auszuschließen. Sonst könnten zukünftig auch ehemalige Vorstandschefs und Firmeneigentümer bei Hartz IV die Hand aufhalten. Nichts halte ich von der Forderung, die Hinzuverdienstmöglichkeiten auszuweiten. Ob Kombilohn oder Bürgergeld: All diese Ideen haben einen zentralen Schwachpunkt: Entschieden werden muss, an welcher Einkommensschwelle die staatliche Bezuschussung der Niedriglöhne auslaufen soll. Hier kommt es zu Verwerfungen. Warum, fragen sich die Menschen, soll ich Vollzeit arbeiten, wenn der Staat die Lohndifferenz zur Teilzeitarbeit fast vollständig übernimmt? Menschen, die eigentlich nicht hilfsbedürftig sind, sollten aus meiner Sicht auch keine staatlich finanzierten Mittel erhalten! Sonst droht eine Subventionspolitik, die den Staat völlig überfordert.

Arbeitsmarkt, Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , , 1 Kommentar zu Gebot der Stunde: Beschäftigungssicherung

Gebot der Stunde: Beschäftigungssicherung

Auch Kurzarbeit belastet die Unternehmen.

Der Arbeitsmarkt erweist sich zum Jahresbeginn als äußerst robust. Die Gründe dafür sind vielseitig. Einerseits haben beide Tarifpartner die Beschäftigungssicherung als oberstes Gebot definiert und zur Erreichung des Ziels an einem Strang gezogen. So haben sie es geschafft, auf betrieblicher Ebene flexibel Lösungen für die von der Wirtschaftskrise verursachten Probleme zu finden. Andererseits hat auch der Staat seinen Beitrag geleistet, in dem er zum Beispiel die Liquiditätslage der Unternehmen verbessert hat. Dies geschah vor allem durch einen Abbau von Elementen der Substanzbesteuerung in den Unternehmenssteuern. Hier wäre noch mehr Entlastung möglich gewesen. Stattdessen hat man die vorhandenen Freiräume für höheres Kindergeld und eine fragwürdige Mehrwertsteuerentlastung für Hoteliers genutzt.

Entscheidender war aber die großzügige Ausweitung der Kurzarbeit. Aber: Auch die Kurzarbeit belastet die Unternehmen selbst bei voller Übernahme der Sozialbeiträge durch die Arbeitsagenturen, weil der Lohn während des Urlaubs oder bei Krankheit zu bezahlen ist und tarifliche Sonderzahlungen, wie etwa für die betriebliche Altersvorsorge oder das Weihnachtsgeld, ungeschmälert weiterlaufen. Das Instrument verliert insofern mit anhaltender Unterauslastung an Bedeutung bei der Arbeitsplatzsicherung.

Angesichts hoher Unterauslastung und gesunkener Produktivität lautet das Gebot der Stunde Lohnzurückhaltung. Wer jetzt alten Ritualen folgend übermäßige Lohnsteigerungen fordert nimmt den Unternehmen die Luft zum Atmen und schmälert die Beschäftigungschancen vieler Menschen.

Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , , 3 Kommentare zu Bankbilanzen entgiften!

Bankbilanzen entgiften!

bip-wachstum

Zu Beginn des Jahres 2010 verbinden sich mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung Hoffen und Bangen. Die Hoffnung, dass sich die im ersten Halbjahr 2009 vollzogene Trendwende der Konjunktur fortsetzen werde und die leichte Erholung weitergehe, nachdem die Wirtschaft zuvor dramatisch eingebrochen war. Und das Bangen, dass die Labilität der Erholung angesichts einer schwierigen Liquiditätslage der Unternehmen nicht zu einem erneuten Absturz führen möge. 

Die Trendwende kam früher und stärker als von den meisten Beobachtern vor Jahrsfrist erwartet. Dies zeigt die Robustheit unseres Wirtschaftssystems und sollte allemal Anlass zur Zuversicht sein. Aber trotz der Belebung wird 2010 das kritische Jahr der Krisenbewältigung sein. Vor allem im ersten Halbjahr wird sich erweisen, ob der eingeschlagene Pfad recht kontinuierlicher Expansion hält. Als besonders kritisch wird weiterhin die Gefahr einer Kreditklemme bewertet, obgleich diese Befürchtung bisher nicht durch einen entsprechenden gesamtwirtschaftlichen Befund gestützt wird. Nach Vorlage der im Schnitt schlechten Ergebnisse der Industrieunternehmen für das Jahr 2009 ist eine ratingbedingte Verschlechterung der Kreditkonditionen zu erwarten. Inwieweit dies im Zusammenspiel mit dem immer noch kränkelnden Finanzsystem zu umfänglichen Finanzierungsengpässen führt, wird sorgsam zu beobachten sein. Der von der Bundesregierung berufene Kreditmediator mag dabei in dem einen oder anderen Fall ausgleichend wirken. In jedem Fall hilfreich wäre aber eine durchgreifende Entgiftung der Bankbilanzen über ein wirklich funktionierendes, das heißt entsprechend überarbeitetes Bad Bank-Gesetz.

Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , , 5 Kommentare zu Wie viel Krise erwartet uns 2010?

Wie viel Krise erwartet uns 2010?

Entwicklung des Goldpreises 2009Ökonomenblog-Podcast Folge 16  – mit Dr. Manfred Jäger

In zahlreichen Podcasts hat IW-Experte Dr. Manfred Jäger die Finanzkrise und ihre Folgen erklärt. In der letzten Aufzeichnung 2009 wagt er einen Ausblick auf das kommende Jahr: Wie viel Krise liegt noch vor uns? Wo lauern die nächsten Spekulationsblasen? Wird der Keynesianismus die kommenden Jahre bestimmen?

Adhocianer nennt Jäger die staatlichen Feuerwehrleute, die in der Krise Geld in die Märkte gepumpt haben. Jatzt müsse man aufpassen, dass sie sich nicht in Keynesianer verwandelten. Denn öffentliche Geldgeschenke können die nächste Blase begründen. Man könne gut beobachten, wie dank dieser Gelder die Spekulationsbereitschaft in die Höhe schieße. Die Goldpreisentwicklung (siehe Grafik) zeige das gut.

Folge 16 mit Dr. Manfred Jäger: nach Wie viel Krise erwartet uns 2010?Download:
Folge 16 mit Dr. Manfred Jäger: Wie viel Krise erwartet uns 2010?

 
[audio:http://media1.roadkast.com/oekonomenblog-podcast/OekonomenBlog-Podcast16.mp3|titles= Dr. Manfred Jäger: Wie viel Krise erwartet uns 2010?]


Abonnieren Sie den ÖkonomenBlog-Podcast hier bei iTunes.
 
Hier können Sie den Ökonomenblog-Podcast zur “Exit-Strategie” downloaden.

Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , 4 Kommentare zu Konjunkturpolitik auf Abwegen

Konjunkturpolitik auf Abwegen

Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Nächstes Jahr sind 100 Milliarden Euro Neuverschuldung im Bundeshaushalt vorgesehen. Dass sich ein so erfahrener und intelligenter Mann wie Wolfgang Schäuble als Finanzminister dazu hergibt, diese expansive Haushaltspolitik als Wachstumsstimulans zu verkaufen, irritiert mich maßlos. Ich kann und will nicht glauben, dass Volksverdummung jetzt zum Repertoire der bürgerlichen Fiskalpolitik gehört. Sachverständigenrat, Forschungsinstitute und Bundesrechnungshof haben ihr Verdikt der Regierung ja längst ins Stammbuch geschrieben: Mit kreditfinanziertem Hotellerie-Rabatt bei der Mehrwertsteuer und einer kreditfinanzierten Kindergelderhöhung schafft man keine Wachstumsimpulse, sondern Mitnahmeeffekte, die von der ganzen Volkswirtschaft teuer bezahlt werden müssen.

Wer die „Wachstumsressorts“ im Regierungsentwurf ins Blickfeld nimmt, dem stockt der Atem. Weil die Leistungsausgaben steigen und die Bundeskasse im Obligo ist, dürfen das Gesundheitsministerium und das Ressort für Arbeit und Soziales mehr als 39% respektive knapp 15% mehr ausgeben als im Vorjahr. Die konsumtiven Ausgaben explodieren, die Investitionen dagegen stagnieren auf dem äußerst bescheidenen Niveau des Vorjahres. Ein Viertel des Haushalts 2010 ist kreditfinanziert. Nominal macht die bürgerliche Koalition in einem einzigen Jahr so viele Schulden wie diverse Regierungen der Bundesrepublik in einem ganzen Vierteljahrhundert – zwischen 1949 und 1973. Schuldenfinanzierte Konjunkturpolitik – und das auch mit den falschen Prioritäten. Hier muss dringend umgesteuert werden.

Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , , 3 Kommentare zu Nach der Krise in die Planwirtschaft?

Nach der Krise in die Planwirtschaft?

Nur noch fünf der, nach der Bilanzsumme, größten 20 deutschen Banken sind in privater oder genossenschaftlicher Hand. Droht nach der Krise die Staatswirtschaft?ÖkonomenBlog-Podcast Folge 15 – mit Dr. Manfred Jäger

Mit enormem Aufwand stemmt sich die Politik gegen die Finanzkrise. Durch Soffin, Bad Bank, Deutschlandfonds und Konjunkturpakete wächst aber auch der Einfluss des Staates. Eine Gefahr für den Markt? Der Finanzexperte des IW Köln, Dr. Manfred Jäger, meint: Deutschland muss rechtzeitig den Absprung schaffen. Zum Beispiel frühzeitig aus der Commerzbank wieder aussteigen. Momentan seien unter den 20 größten Banken nur noch fünf Institute in privater Hand. Die massiven Probleme bei den Landesbanken hätten aber bewiesen: Der Staat ist nicht der bessere Banker. Im Gegenteil: Der staatliche Schutzschirm führt auf die lange Frist zu schlechteren ökonomischen Ergebnissen und zu einem höheren Risiko für die Steuerzahler. Zur Exitstrategie gehöre auch eine Korrektur der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. In Zeiten der Krise sei die Geldbasis im Euroraum massiv gestiegen. Die EZB müsse nun den Mut haben, die Geldschöpfung einzuschränken – sonst bestehe die Gefahr einer Inflation.

Folge 15 mit Dr. Manfred Jäger: nach der Krise in die Planwirtschaft?Download:
Folge 15 mit Dr. Manfred Jäger: Nach der Krise in die Planwirtschaft?

[audio:http://oekonomenblog-podcast.podspot.de/files/OekonomenBlog-Podcast15.mp3|titles=Dr. Manfred Jäger: Nach der Krise in die Planwirtschaft?]


Abonnieren Sie den ÖkonomenBlog-Podcast hier bei iTunes.

Bildung, Finanzmarkt, Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , , , , , , Leave a Comment on Forschung stärker anschieben

Forschung stärker anschieben

Zurück auf den Wachstumspfad – das hat sich die neue Bundesregierung auf die Brust und in den Koalitionsvertrag geschrieben. Was aber sind die entscheidenden Wachstumstreiber und -impulse? Ohne bessere Bildung für jeden und zukunftsweisende Innovationen wird die deutsche Volkswirtschaft sicher nicht nachhaltig wieder mehr Zugkraft entwickeln können.

Wie aber ist es möglich, die Bereitschaft der Unternehmen – vor allem die der kleineren und mittleren Unternehmen – für eigene Forschungsaktivitäten zu erhöhen? Staatliche Fördergelder alleine sind vielfach zu selektiv und fließen zu oft am Mittelstand vorbei. Unter den OECD-Staaten haben bereits 21 der 30 Länder allgemeine steuerliche Anreize für FuE-Tätigkeiten eingeführt. Auch Deutschland sollte sich diesem Weg nicht länger versperren. Möglich wäre etwa ein Modell, bei dem die Unternehmen zehn Prozent ihrer FuE-Investitionen direkt von ihrer Steuerschuld abziehen. Der Staat würde dann zunächst auf etwa vier Milliarden Euro Steuereinnahmen verzichten.

Doch dieser Verzicht auf Einnahmen zahlt sich mittelfristig aus: Aus internationalen Vergleichsstudien kann man als Faustformel ableiten, dass eine einprozentige Erhöhung steuerlicher FuE-Förderung zu einer knapp einprozentigen Steigerung privater FuE-Aktivität führt. Nach dem Bericht zur Technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2007 führt eine Steigerung der gesamtwirtschaftlichen FuE-Intensität um ein Prozent zu einer Steigerung der totalen Faktorproduktivität einer Volkswirtschaft um 0,3 Prozent, so dass sich große Teile der staatlichen Investitionen bereits über die resultierenden Produktivitätszuwächse refinanzieren. Mit welchen Steuerausfällen sich ein Staat konfrontiert sieht, hängt jedoch auch maßgeblich von der konkreten Ausgestaltung der Förderung ab.


Quellen: Steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung (FuE) in Deutschland – Ökonomische Begründung, Handlungsbedarf und Reformbedarf, MPI Studies on Intellectual Property, Competition and Tax Law, Band 8, Springer-Verlag. 

Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit.

Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft hatten sich mit einem “Innovationsappell” bereits im August für eine steuerliche Forschungsförderung eingesetzt. Den Innovationsappell der INSM finden Sie hier.

 Zur Grafik: Seit den 1980er Jahren ist die staatliche Finanzierung von Forschung und Entwicklung in Unternehmen zurückgegangen: von 6,0 Milliarden Euro im Jahre 1985 auf 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2005. Erst in den letzten Jahren ist der Betrag leicht angestiegen, liegt aber noch weit unter dem Wert von 1985. Quelle: siehe Grafik.

Europa, Finanzmarkt, Ordnungspolitik, Soziales, Steuern und Finanzen, UmweltTagged , , , , , , , , , Leave a Comment on Doppelbelastung vermeiden

Doppelbelastung vermeiden

Laut einer Studie von Ecofys und McKinsey sind im Zeitraum 2005 bis 2007 die Nettoproduktionskosten durch den Emissionshandel gestiegen.

Treibhausgase gelten als Klimakiller. Um sie global zu reduzieren, wurden im Kyoto Protokoll verschiedene Instrumente festgeschrieben. Zentral war die Übereinkunft, ab 2005 einen Emissionshandel für Treibhausgase einzuführen. Bis 2012 sollte die Zuteilung der Zertifikate überwiegend kostenlos erfolgen. Wer mehr verbraucht als von der Politik zugewiesen, muss die fehlenden Zertifikate am Markt erwerben. So wird bereits ein wichtiger Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase geleistet. Diesen Klimaschutz gibt es aber nicht zum Nulltarif: Direkte Kosten entstehen durch den Kauf von Emissionsrechten. Zudem entstehen indirekte Kosten durch den eigenen Stromverbrauch – denn in die Strompreise fließen die Emissionskosten ja bereite hinein. Da alle Stromerzeuger in das Emissionshandelsystem eingebunden sind, werden diese Kosten weitestgehend auf Stromverbraucher und Industrieunternehmen überwälzt.

Im internationalen Wettbewerb ist eine Weitergabe der Kosten allerdings schwierig, vor allem für stromintensive Industriebranchen. Laut einer Studie von Ecofys und McKinsey sind im Zeitraum 2005 bis 2007 die Nettoproduktionskosten durch den Emissionshandel gestiegen: Um bis zu 1,7 Prozent in der Stahlindustrie, um bis zu 6,2 Prozent in der Papierindustrie und um bis zu 3,8 Prozent in der Zementindustrie. Bei der primären Aluminiumproduktion lag die Mehrbelastung sogar bei 11,4 Prozent. Weil sich viele Länder, mit denen die deutsche Industrie im Wettbewerb steht, bisher am Emissionshandel nicht beteiligen, ist die Kopenhagener Konferenz so wichtig: Zukünftig sollten alle Staaten ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Zudem muss die deutsche Regierung Wege finden, eine einseitige Wettbewerbsverzerrung zu vermieden.


Hier geht’s zur Studie von Ecofys und McKinsey.

Aktuelle News zum Thema: Die Aluminium-Hütte in Neuss steht nach Angaben aus der Metallbranche wegen hoher Kosten für den Klimaschutz vor der Schließung.