Jahrelang hat die Schweizerische Nationalbank den Kurs des Franken an den Euro gebunden. Jetzt gibt sie auf. Das Land hofft auf ein Ende mit Schrecken. Doch es könnte schlimmer kommen.
Monat: Januar 2015
Die schöne neue Welt der Besitzlosigkeit
Jeremy Rifkin: Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft – das Internet der Dinge, kollaboratives Gemeingut und der Rückzug des Kapitalismus, Campus-Verlag, Frankfurt Main 2014
Die Tage, dass der Kapitalismus als einzige Kategorie unser Wirtschaften bestimmt, sind gezählt. Das zumindest glaubt Jeremy Rifkin. Das Internet beflügelt die Idee des Teilens, die Kultur des Besitzens naht ihrem Ende, der genossenschaftliche Gedanke blüht neu auf, die Welt wird schön. Was wie die Wiedergeburt sozialistischer Utopien klingt, ist für Rifkin vielmehr die Demokratisierung der Ökonomie. Klingt gut. Sehr realistisch ist die Idee dennoch nicht.
Wohin führt die Geldschwemme?
Wie angekündigt schwemmt die EZB die Märkte mit Geld. Diese Maßnahme ist aus meiner Sicht nicht notwendig, aber sie muss nicht schädlich sein und bietet auch Chancen. Um diese zu nutzen, bedarf es weiterer Reformen und zwar nicht nur im Süden Europas sondern auch in Deutschland.
Die Kapitulation der Ordnungspolitik
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am vergangenen Donnerstag eine für die europäische Geldpolitik schicksalhafte Entscheidung getroffen. Sie verabschiedet sich mit ihrem gigantischen Quantitative Easing (QE) endgültig von dem geldpolitischen Wertekanon, für den über Jahrzehnte die Deutsche Bundesbank stand. Die EZB monetarisiert künftig wie selbstverständlich Staatsschulden über die Notenbankpresse. Das hat mit ihrem Mandat nichts, aber auch gar nichts zu tun. Sie treibt Aktien- und Immobilienmärkte in Höhen, die nichts mit werthaltigen Fundamentaldaten zu tun haben, sondern vor allem auf einer durch grenzenlose Notenbankliquidität hervorgerufenen Spekulation beruhen. Sie refinanziert Banken, die sich mit Staatsanleihen von Eurokrisenstaaten vollgepumpt haben und kauft ihnen diese Risiken jetzt ab. Damit hält sie Banken mit QE-Subventionen am Markt, die eigentlich längst zahlungsunfähig wären und verhindert so Strukturanpassungen in der (süd)europäischen Bankenlandschaft – mit allen Langfristrisiken.
Deflation: Kein Grund zur Panik
Der Kampf um Werte in einer globalen Welt
Der abscheuliche Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo verdeutlicht dramatisch, dass fundamentale Werte der Demokratie – die Freiheit der Meinung und die Pressefreiheit – religiösen Fanatikern überall auf der Welt den Vorwand liefern, Todesurteile im Namen Allahs zu exekutieren. Die globale Empörung über die Mordtat ist zwar groß und vor allem in den Medien ein beherrschendes Thema. Schließlich wurden Kollegen zur Zielscheibe des tödlichen Meinungsterrors. Doch wie stark sich die Furcht vor dem Terror auch in Journalistenköpfen eingenistet hat, belegten am Tag nach dem Terroranschlag von Paris die Reaktionen vieler Medien im angelsächsischen Raum. Dort wurden die islamkritischen Cartoons aus Charlie Hebdot überwiegend nicht nachgedruckt, Fotos der Ermordeten mit retuschierten Karrikaturen in der Hand veröffentlicht und im TV-Nachrichtenkanal CNN verpixelt. In deutschen Medien dagegen herrschte viel mehr Mut, sich für die Presse- und Meinungsfreiheit als Mahnung an die ermordeten Kollegen stark zu machen. In vielen Blättern wurden die Cartoons prominent und unzensiert auf den Titelseiten veröffentlicht.
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Und jetzt alle bitte mal durchwursteln
Hugo Müller-Vogg: Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient, Murmann-Verlag, Hamburg 2014
Das Jahr 2014 könnte als das Wendejahr in die Geschichte eingehen, glaubt Hugo Müller-Vogg – nämlich als das Jahr, als wir unsere Zukunft verspielten. Die Große Koalition (GroKo) macht es sich so bequem, dass sie bald auf der Standspur einschläft, meint der Autor. In seinem Rundumschlag geht der Konservativste unter den deutschen Publizisten der GroKo an den Kragen. Viel bleibt nicht übrig.