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Bilden statt besteuern: Warum Piketty für Deutschland keine Botschaft hat

Seit Veröffentlichung seines Buches „Kapital im 21. Jahrhundert“ wird Star-Ökonom Thomas Piketty von allen Seiten bejubelt. Die Forderung nach mehr Chancengerechtigkeit ist zwar richtig, Pikettys Weg aber der falsche.

Thomas Pikettys Buch ist mutig. Doch für das Ziel einer gerechteren Verteilung zwischen Arm und Reich ist seine Forderung nach einer globalen progressiven Kapitalbesteuerung der falsche Weg. Für Deutschland gilt das besonders.

Pikettys Daten zeigen: Sowohl für den Anteil der oberen 10 Prozent der Einkommensbezieher am Volkseinkommen als auch für die obersten 0,1 Prozent sind die Anteile für Deutschland seit 1950 im Trend stabil. Wären die Vermögen kleinerer Gruppen in diesem Zeitraum gestiegen, hätte das zu wachsenden Ungleichheiten in der Einkommensverteilung führen müssen. Zudem entspannt die seit 2005 in Deutschland zu beobachtende steigende Beschäftigung die Verteilungssituation.

Trotzdem gibt es Handlungsbedarf, wie die schwächer werdende Aufstiegsmobilität zeigt. Die politische Antwort ist ebenso banal wie bekannt: Investiert in Bildung! Das erfordert in einer schrumpfenden Gesellschaft Mut. Demografisch bedingte Einsparungen müssen im System bleiben (die Pro-Kopf-Ausgaben also steigen) und die Organisation des Bildungssystems endlich von ineffizienter Ländervielfalt befreit werden.

Die Mehrheit der Deutschen deutet, wie Studien des Allensbach Instituts belegen, Gerechtigkeit als Chancen- und Leistungsgerechtigkeit. Das hat mit Bildung, guter Infrastruktur und einer verlässlichen sozialen Sicherung zu tun. Aus guten Gründen haben wir eine progressive Einkommensteuer. Diese führt zur Steuerlastverteilung: Die oberen 25 Prozent der Einkommensteuerzahler tragen 75 Prozent der Einkommensteuerschuld. Piketty bleibt ohne Botschaft für Deutschland.