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Schöpferische Zerstörung durch Innovation

Er war eine schillernde Figur, Politiker und einer der bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Er pflegte einen extravaganten Lebensstil, duellierte sich als Professor mit seinem Bibliotheksleiter. Als österreichischer Finanzminister pflegte er öffentlich Kontakt mit Prostituierten. Er führte eine Bank, die bankrott machte.

Dieser Joseph Schumpeter prägte das Wort von der „schöpferischen Zerstörung“ als ein für den Kapitalismus wesentliches Faktum. Schon vor mehr als hundert Jahren machte er in seinem Werk „Die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ deutlich, dass die ständige Innovationskraft von Unternehmern Auslöser dieser kreativen Zerstörung sei. Nur durch Innovationen, die aber gleichzeitig Bestehendes zerstören, könnten sich Unternehmen neu im Markt durchsetzen oder im marktwirtschaftlichen Wettbewerb auf Dauer bestehen.

Mit dieser Erkenntnis war Schumpeter seiner Zeit meilenweit voraus. Immerwährende Veränderungsbereitschaft als Voraussetzung für wirtschaftliche Dynamik? Das in einer Zeit, in der sich die großen Konzerne der Schwerindustrie, die Kohle- und Stahlbarone, in Kartellen organisierten und ihre wirtschaftliche Macht durch Wettbewerbsbeschränkungen mit politischer Unterstützung zu sichern suchten.

Im digitalen Zeitalter eines globalen Wettbewerbs wissen wir längst, wie durch technologische Innovation und durch die intelligente Verknüpfung von Soft- und Hardware innerhalb kürzester Zeit innovative Unternehmerpersönlichkeiten auch Technologiekonzerne vom Thron stürzen können. Steve Jobs, der legendäre Apple-Guru, wäre für Schumpeter sicher der Prototyp des schöpferisch zerstörenden Unternehmers gewesen. Mit dem iPod löste Apple den japanischen Sony-Konzern mit seinem Achtziger Jahre-Welterfolg Walkman ab, der damit fast zwei Jahrzehnte lang den Musikmarkt dominiert hatte. Mit seinem iPhone holte der kalifornische Mac-Erfinder den finnischen Nokia-Konzern vom hohen Ross des Handy-Weltmarktführers. Und mit der intelligenten Verknüpfung von Software und mobilen Endgeräten machte er das Smartphone zu einer allumfassenden Umsatzmaschine, die unser aller Lebensalltag innerhalb von nicht einmal sieben Jahre revolutionierte.

Nicht Größe ist Stärke in unserer Wirtschaftsordnung, sondern Innovationskraft. Überall dort, wo Unternehmen und Unternehmer aus lauter Bequemlichkeit nur ihren erreichten Status behaupten und verteidigen wollen, da ziehen am Horizont schon die Schatten des Untergangs auf. Wer diese Konsequenzen leugnet, wer mit staatlichen Subventionen die schöpferische Zerstörungskraft der Innovation bremst, der verschleudert nicht nur Abermilliarden an Steuergeldern, der zerstört auch die wirtschaftliche Dynamik und damit den Wohlstand eines Landes.

In Nordrhein-Westfalen, vor allem in manchen Regionen des Ruhrgebiets, kann man sehen, wie verheerend sich bis heute die jahrzehntelangen Erhaltungssubventionen für den Kohlebergbau auf die unterbliebene oder verzögerte Strukturanpassung der regionalen Wirtschaft ausgewirkt haben. Überschuldete Städte, marode öffentliche Einrichtungen und eine hohe Dauerarbeitslosigkeit sorgen für allenthalben sichtbare Tristesse.

Die deutsche Allparteien-Energiepolitik der vergangenen zwei Jahrzehnte ist ein anderes brutales und aktuelles Beispiel dafür, welche fatalen Konsequenzen die sündhaft teure Langzeitsubvention für den Sektor der regenerativen Energieerzeugung hat. Die von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hat nachdrücklich bestätigt, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das uns Stromkunden hohe Ökostromaufschläge wegen der garantierten Einspeisevergütungen für die Ökostrom-Erzeuger abverlangt, keinerlei Innovationskraft entfaltet. Gemessen an der Zahl der Patente im Bereich der Biogas- und Photovoltaik-Stromerzeugung stellt die teure Subvention nichts anderes als ein dreistelliges Milliardengrab dar. Und auch die Klimaschutzwirkung tendiert nach Auffassung der EFI gegen Null.

Die Lehren daraus für die Politik: Gute Wirtschaftspolitik sorgt für Wettbewerb, setzt auf Marktmechanismen, nicht auf staatliche Überregulierung! Und Unternehmer sollten sich immer wieder – frei nach Schumpeter – bewusst machen: Innovation ist Chance und Risiko zugleich. Doch wer nicht wagt, kann auch nicht gewinnen.