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Die Investitionsschwäche!

Die Investitionen in Deutschland sind auf dem Rückzug.In der aktuellen Debatte wird immer wieder auf die deutsche Investitionsschwäche hingewiesen – und das zurecht. Die Investitionen von heute bestimmen den Kapitalstock von morgen und deshalb auch die Produktivität der Arbeit, die Löhne und die Einkommen. Der Fehler in der Debatte ist aber, dass regelmäßig mangelnde staatliche Ausgaben für die Investitionsschwäche verantwortlich gemacht werden. Das Problem sind aber nicht die mangelnden staatlichen sondern die zu geringen privaten Investitionen. Es sind die Ausgaben der Unternehmen für Maschinen und Gebäude, die unsere Produktivität in der Zukunft bestimmen.

Hier stellt sich die Frage warum die Unternehmen so wenig investieren. Deutschland exportiert weltmeisterlich, die Wettbewerbsfähigkeit ist hoch, die Zinsen sind auf historischen Tiefstständen, die Gewinne sind nicht schlecht und die Unternehmenssteuern im internationalen Vergleich nicht völlig übertrieben. Warum also? Die Gründe liegen in den langfristigen Erwartungen. Deutschland wird kleiner, die Bevölkerung schrumpft und altert. Wir werden immer weniger und ein immer geringerer Anteil der Bevölkerung wird erwerbstätig sein und ein Einkommen erzielen: Deutschland ist kein Absatzmarkt der Zukunft. Andere Länder und Regionen, wie die Schwellenländer aber auch die USA, wachsen die Bevölkerung und die Pro-Kopf-Einkommen sehr viel schneller. Eine Nähe zu den Märkten erfordert also Investitionen in andere Regionen der Welt.

Zum gleichen Ergebnis kommt man wenn man über Produktionskosten nachdenkt. In Deutschland werden Arbeitskräfte knapper. Schon in den vergangenen Jahren sind die Löhne angesichts der erfreulich besseren Arbeitsmarktentwicklung stärker gestiegen als in der Vergangenheit. Damit verliert Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit – das ist im Marktprozess normal und entspricht den Vorstellungen und Wünschen unser europäischen und internationalen Handelspartnern. Dennoch reduziert es die Profitabilität von Investitionen in Deutschland und damit den Willen hier zu investieren.

Manchmal wird darauf verwiesen, dass private Investitionen auch an staatliche geknüpft sind: wo es keine ausreichende Infrastruktur gibt, wird auch nicht investiert. Das ist zwar richtig, kann aber die Schwäche der privaten Investitionen nicht erklären. Bisher ist die Infrastruktur in Deutschland – trotz der sicherlich zu geringen staatlichen Investitionen – noch immer Spitzenklasse. Dies wird auch durch einen ersten Platz im Logistik-Ranking der Weltbank belegt. Damit diese Stellung erhalten bleibt, müssen die öffentlichen Investitionen wieder gestärkt werden. Dies allein wird aber nicht zu verbesserten privaten Investitionen führen.

Was also ist zu tun? Deutschland muss wieder Perspektiven auf langfristiges Wachstum eröffnen. Dazu muss der Rückgang der Erwerbsbevölkerung gebremst werden. Notwendig sind dafür höhere Erwerbsquoten – insbesondere bei Frauen und älteren Menschen gibt es hier erhebliche Potenziale. Außerdem brauchen wir mehr Zuwanderung, besonders von Hochqualifizierten. Darüber hinaus können und müssen wird die Wachstumspotenziale stärken, indem wir die Qualifikation der Erwerbsbevölkerung verbessern. Das ist alles nicht schnell und einfach zu erreichen. In wichtigen Bereichen haben in den letzten Jahren Schritte in die richtige Richtung stattgefunden. Es kommt nun darauf an weiterzugehen und nicht umzukehren.