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Auf dem Rücken der Arbeitnehmer? – Wer die Erhöhung der Krankenkassenbeiträge zahlt

Der Arbeitgeber-Beitrag zur Krankenversicherung ist bekanntlich "eingefroren". Preissteigerungen schlagen somit ausschließlich beim Arbeitnehmer-Anteil auf. Tragen die Arbeitnehmer deshalb auch ausschließlich die Kosten solcher Preisanstiege? In der Zeitung Die Welt zum Beispiel ist das so zu lesen. Der Ökonom Markus Hessler erklärt, warum das Unsinn ist.

Im Welt-Artikel “Jetzt lohnt sich der Wechsel der Krankenkasse” zu den aktuellen Beitragserhöhungen bei den gesetzlichen Krankenkassen ist zu lesen: „Was die Preisspirale so brisant macht: Während die Beitragslast der Arbeitgeber dauerhaft bei 7,3 Prozent eingefroren ist, müssen Arbeitnehmer und Altersrentner 7,3 plus x Prozent ihres Einkommens allein schultern.“

Suggeriert wird damit, die armen Arbeitnehmer werden stärker belastet, aber die Arbeitgeber nicht – wie ungerecht. Das ist natürlich Unsinn. Denn für den Arbeitgeber sind die Gesamtkosten, die ein Arbeitnehmer verursacht, relevant und nicht, ob die Abgaben vor oder nach Berechnung des Brutto-Lohns abgezogen werden. Ebenso ist es für den Arbeitnehmer irrelevant, wo die Abgaben abgezogen werden. Für ihn ist entscheidend, was er am Ende ausgezahlt bekommt. Der Arbeitnehmer muss mit seiner Arbeitsleistung mehr als seine Gesamtkosten erwirtschaften.

Nirgendwo auf der Welt ist die Differenz zwischen Brutto- und Nettolohn so hoch wie in Deutschland. In Deutschland werden zwar sehr ordentliche durchschnittliche Bruttolöhne bezahlt, aber davon kommt bei den Arbeitnehmern verhältnismäßig wenig an. Andererseits sind dadurch die Arbeitskosten für die deutschen Unternehmen sehr hoch. Die Krankenkassenabgaben sind bei den Lohnnebenkosten ein relevanter Punkt.

Ob sich bei der Abrechnung Arbeitgeber und Arbeitnehmer die derzeit durchschnittlich 15,5 Prozent Krankenkassenbeitrag teilen oder ob diese direkt beim Arbeitgeber abgezogen oder von dem höheren Bruttolohn dann durch den Arbeitnehmer komplett bezahlt würden ist völlig irrelevant.

Viel wichtiger ist ein ganz anderer Punkt: Der Wettbewerb zwischen den Krankenkassen, der den Versicherten (Kunden) zugutekommt. Da die Krankenkassen untereinander seit einiger Zeit nicht nur über Leistungen und Qualität, sondern auch über den Preis konkurrieren können, lohnt es sich für sie viel mehr zu versuchen, gut zu wirtschaften und ein attraktives Leistungsportfolio bereitzustellen. Tun sie dies nicht, laufen ihnen die Kunden davon. Aufgrund der neuen Transparenz durch diverse Vergleichsportale kann man davon ausgehen, dass sich die Versicherten zumindest teilweise die Unterschiede in den Leistungen und Preisen anschauen und auf diese auch mit einem Kassenwechsel reagieren.

Die Versicherten haben also letztlich neue Macht gewonnen, die sie nutzen können. Durch entsprechende Reaktionen auf die Preis- und Leistungsgestaltung der gesetzlichen Krankenkassen haben sie die Möglichkeit erheblichen Einfluss auf die Ausgestaltung des Angebots zu nehmen und das jeweils für sie optimale Angebot, dessen Preis-Leistungs-Verhältnis ihren Bedürfnissen am ehesten entspricht auszuwählen.

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