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Bologna: Studium & Praxis vereinbaren

Entwicklung des durchschnittlichen Alters der deutschen Hochschulabsolventen Ausgelöst durch den Protest der Schüler und Studenten in der vergangenen Woche ist eine neue Debatte um Bildungsthemen entbrannt. Die Kritik richtet sich vor allem gegen die angestrebte und zum Teil laufende Umstellung des Studiensystems. Mit Bologna sollte erreicht werden, bis 2010 europaweit vergleichbare Studienabschlüsse zu schaffen. Der Prozess hat in Deutschland eine enorme Dynamik ausgelöst. Bis zum Wintersemester 2008/2009 waren bereits über 75 Prozent des deutschen Studienangebots auf Bachelor- oder Master-Studiengänge umgestellt. Schon in der Anfangsphase des Bologna-Prozesses wurde Sorge geäußert, dass durch die Umstellung Qualität verloren gehen könnte oder die Umstellung nicht dazu genutzt wird, die Inhalte zu überarbeiten und sie den Erfordernissen am Arbeitsmarkt anzupassen. Dieser Sorge haben auch die Streikbündnisse vergangener Woche Ausdruck verliehen.

Empirische Studien, in denen Wirtschaftsvertreter seit Beginn des Bologna-Prozesses zur Akzeptanz von Bachelor und Master befragt worden sind, belegen aber: Die neuen Studienabschlüsse werden weitgehend unterstützt. Als Vorteile gegenüber den klassischen Diplomstudiengängen sehen die Unternehmen vor allem kürzere Studienzeiten und eine größere Praxisorientierung.

Studenten kritisieren außerdem einen zu eng gesteckten Studienplan. Der Einwand ist nicht ganz unbegründet. Immerhin liegt die Quote der Studienabbrecher bei den Bachelor- und Masterstudenten neun Prozentpunkte über dem Gesamtdurchschnitt. Andererseits wird vielfach angenommen, der Bachelor-Abschluss müsse unbedingt in sechs Semestern erreicht werden. Die Bologna-Reform ist dagegen viel flexibler konzipiert. Möglich ist eben auch ein Studium in sieben oder acht Semestern. Dadurch würde zwar das durchschnittliche Alter der Absolventen wieder etwas ansteigen, es entstünde jedoch mehr Zeit für Praxisphasen und Auslandsaufenthalte.

90 Prozent der befragten Firmen bewerten die höhere Praxisorientierung positiv. Und doch halten die Unternehmen den Anteil der praktischen Tätigkeiten während des Studiums noch immer für zu gering. Es lohnt sich also, Zeit für Studium und Praxiserfahrung zu nutzen.