Viele in unsrer Gesellschaft sehen die Unternehmer* und Manager* äußerst negativ und machen ihnen massive Vorwürfe. Der Schwerste ist, dass die Unternehmer und Manager nur ans Geld denken, alles ihrer Gier unterordnen und keine Moral haben.
Ein weiterer Vorwurf ist, dass die Unternehmer und Manager – und hier sind nur die männlichen gemeint – Frauen systematisch benachteiligen. Viele Fälle werden angeführt. In einem Volk mit 80 Millionen Angehörigen gibt es natürlich für jeden Vorwurf Beispiele. Die Frage ist: Sind das Einzelbeispiele oder ist das systematisch?
Zunächst fällt auf, dass die beiden Vorwürfe sich widersprechen. Denn wer schlechtere Männer besseren Frauen vorzieht, verdient tendenziell weniger Geld. Ein Unternehmer oder Manager, der nur ans Geld denkt, kann seine Mitarbeiter nicht nach dem Geschlecht diskriminieren, übrigens auch nicht nach Herkunft, dem Aussehen oder sonstiger Orientierung.
Nehmen wir mal an, den Unternehmern und Managern ist die Diskriminierung von Frauen wichtiger als alles andere. Die härtesten Kritikerinnen führen stets Männerbünde und -gemeinschaften an, die sich gemeinsam gegen Frauen geradezu verschwören. Demnach müssten sich die Männer vor Entscheidungen über Einstellungen, Beförderungen oder Gehaltserhöhungen in geheimen Vorbesprechungen oder informell verabreden, die Kandidatinnen zu benachteiligen. Solche Vorstellungen sind schon sehr abstrus und von der Praxis in den Betrieben weit entfernt.
Überdies liegt dieser Position die Perspektive zugrunde, dass das Geschlecht die einzig relevante Eigenschaft von Personen ist. Die Menschen, männlich und weiblich, in ihrer Vielfalt von Eigenschaften, Wissen, Erfahrungen, Verhalten und Handeln werden ausschließlich nach dem Geschlecht kategorisiert. Das ist im Übrigen ein strikt kollektivistischer Ansatz. Die Individuen werden nicht als einzelne Personen gesehen, sondern nur als Mitglied einer Gruppe, hier des Geschlechts.
Doch gibt es in den Unternehmen statt der „harten“ eben die „softe“ Benachteiligung von Frauen? Werden die männlichen Attribute wie Durchsetzungskraft, Entschlossenheit und Härte höher geschätzt als die weiblichen Attribute wie Konsensdenken, Einfühlsamkeit und Bescheidenheit, so dass die Männer dadurch – vielleicht nur unbewusst – bevorzugt werden? Hier mag es Hürden für Frauen geben. Allerdings ist auch klar, dass sich die Gesellschaft und die Unternehmen erheblich geändert haben und weiter ändern. Dasselbe gilt für die Frauen. Sie sind mutig geworden und selbstbewusst. Diese Veränderungen sind massiv, es braucht aber Zeit, bis sie sich in allen Bereichen durchsetzen.
In vielen Betrieben gibt es Frauenförderprogramme. Sie enthalten individuelle Unterstützung von Frauen durch Weiterbildung, Coaching und Frauengruppen. Darüber hinaus legen viele Unternehmen Frauenquoten für die Hierarchiestufen fest. Das kann ein Unternehmen im Rahmen seiner Eigenverantwortung tun. Allerdings wird dies fragwürdig, wenn die Frauenquote höher ist als der Anteil der Frauen an der relevanten Bewerbergruppe. Wer also bei 15 % Frauenanteil bei Bewerbungen für Ingenieurtellen 25 % Frauenanteil für die Einstellung vorgibt, begibt sich ins Dickicht neuer Diskriminierung.
Wie gesagt, wenn ein Unternehmen im Rahmen seiner Eigenverantwortung so vorgeht, ist das – bis zu einem gewissen Ausmaß – dessen Sache. Wenn der Staat aber Frauenquoten vorgibt, wie sie in Deutschland für die Aufsichtsräte etlicher Unternehmen gelten, so ist das in dreifacher Hinsicht zu kritisieren. Erstens kann nicht eine vermeintliche Diskriminierung durch eine „kompensierende Diskriminierung“ ersetzt werden, zumal im Grundgesetz das Diskriminierungsverbot sich auf Individuen bezieht und nicht auf Gruppen. Zweitens ist eine Quote ein Eingriff in die unternehmerische Freiheit. Und drittens äußert sich in den bürokratischen staatlichen Umsetzungsvorschriften der Quoten und der Frauenförderung eine Einstellung, bei der bürokratische Regeln als geeignetes Mittel zur Umgestaltung von Unternehmen angesehen werden. Die hohen Kosten und Ineffizienz dieser Bürokratie werden aber missachtet.
Es bleibt zu hoffen, dass in Politik und Regierung endlich wieder Praxisnähe und Augenmaß über kollektivistische Ideologie dominieren und dass in den Unternehmen der gesellschaftliche Wandel voranschreitet und Reste möglicher Benachteiligung endgültig verschwinden.
* Es sind stets männliche und weibliche Vertreter gemeint.
Keinen Ökonomen-Blog-Post mehr verpassen? Folgen Sie uns auf Facebook, Instagram und Twitter, und abonnieren Sie unseren WhatsApp-Nachrichtenkanal, RSS-Feed oder einen unserer Newsletter.