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Mobilfunk 5G: Warum Industrie 4.0 eigene Frequenzen braucht

Unternehmen werden mit 5G ihre eigene Industriefrequenz bekommen. Doch das Spektrum zwischen 3,7 und 3,8 GHz wird nicht reichen, meint der Bundestagsabgeordnete  Dr. Christian Jung (FDP) und fordert zumindest eine effiziente Spektrumsnutzung mittels Wettbewerb.

Alle reden über das neue Mobilfunknetz 5G. Dass 5G rasch kommen muss, ist inzwischen Allgemeingut. Dann würde das viel beschworene „Internet der Dinge“ Realität. Der erste Schritt ist die geplante Frequenzversteigerung in diesem Frühjahr. Doch zu häufig denken wir bei 5G nur an Verbraucheranwendungen wie smarte Kühlschränke und autonomes Fahren. Noch wichtiger ist 5G für die Industrie in einer auf Wettbewerb ausgerichteten Sozialen Marktwirtschaft.

Weshalb? Große Unternehmen und der Mittelstand wollen den neuen Standard selbst nutzen können – ohne einen dazwischengeschalteten Mobilfunkprovider. Das Stichwort ist „Industrie 4.0“, also alles, was in Zukunft mit dem Herstellen von Produkten, Maschinen, Fahrzeugen und Systemen zu tun hat. Dies schließt auch die Produktion von Medieninhalten und Veranstaltungen mit ein. Das setzt voraus, dass die Industrie einen sicheren Zugriff auf 5G-Frequenzen hat. Die Bundesnetzagentur hat dafür das Frequenzspektrum zwischen 3,7 und 3,8 GHz reserviert und wird diese 100 MHz nicht an den Mobilfunk versteigern. Das ist eine gute Nachricht für die deutsche Wirtschaft. Hier handelt Deutschland weitsichtiger als viele andere Nationen. Doch schon jetzt zeigt sich: 100 MHz reichen bei Weitem nicht aus.

So spricht auch der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) in einer von der Bundesnetzagentur veröffentlichten Stellungnahme davon, dass „mindestens“ 100 MHz notwendig seien. Obwohl 5G noch ein Zukunftsprojekt ist, steigt schon jetzt der Bedarf an tauglichen Frequenzen. Unternehmen wollen nicht nur eigene Campusnetze auf ihren Werksgeländen einrichten. Bedarf besteht auch für „nomadische Anwendungen“, also kurzzeitig betriebene lokale Netze, etwa für Messen oder Kulturveranstaltungen. An diese Anwendungen denkt die Bundesnetzagentur zu wenig, wenn sie plant, Frequenzen nach einem Antragsverfahren in gestaffelten Blöcken und für Zeiträume bis zu zehn Jahre zu vergeben. Was, wenn ein Netz nur für zehn Tage gebraucht wird? Es dürfen zwar keine Frequenzen gehortet werden und ein Nichtnutzer verliert seine Frequenz, aber: Der Nachweis ist schwierig und dauert lange. Rechtsstreitigkeiten blockieren die Frequenzen noch länger. Deshalb ist an eine automatische Lösung der Frequenzvergabe für lokale Nutzungen zu denken. Das könnte über eine Plattform geschehen. Das sichert eine effiziente Spektrumsnutzung und sichert Wettbewerb.

Zudem reichen die bislang insgesamt reservierten 100 MHz nicht aus. Deshalb muss alsbald der Bereich zwischen 3,8 und 4,2 GHz für industrielle Anwendungen geöffnet werden. Die Industrie braucht einen einfachen und schnellen Zugang zu diesem Spektrum. Und: Diese Nutzung muss zuverlässig sein, sie darf nicht von anderen gestört werden.

Bei alledem sollte Deutschland nicht nur europäischer Vorreiter sein, sondern auch eine internationale Harmonisierung anstreben. In den USA ist schon jetzt der Bereich 3,5 bis 3,7 GHz für eine Vielzahl von lokalen und regionalen Anwendungen, also auch für Industrie 4.0, über ein modernes Rahmenwerk der Frequenzregulierung namens „Citizen Broadband Radio Service“ (CBRS) flexibel nutzbar. Der Bereich zwischen 3,8 GHz und 4,2 GHz soll nach Abschluss der laufenden öffentlichen Konsultationen hinzukommen. Nicht nur die Lebensfähigkeit einer amerikanischen Industrie hängt von diesen Frequenzen ab. Wer Industrie 4.0 in unserer Sozialen Marktwirtschaft will, muss die deutsche Industrie mit dieser Infrastruktur ausstatten. Ansonsten droht 5G zu scheitern – und entsteht nur anderswo, etwa in Amerika.

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