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Lesetipps: Auktionen, Staatsfirmen, Mehrwertsteuer, Beitragsjahrmodell, Corona-Schulden

Wie verändert die stetige Zunahme von Auktionen unser Leben? Wie viel Staat steckt in der deutschen Marktwirtschaft? Was lernen wir aus der temporären Mehrwertsteuersenkung? Welche Idee haben junge Unionspolitiker, um notwendige Reaktionen auf den demografischen Wandel in der Politik mehrheitsfähig zu machen? Und welche Last wird die künftige Generation infolge der Corona-Schulden zu tragen haben? Fünf Lesetipps für ein Wochenende mit ökonomischer Erkenntnis.

1. Wie Auktionen unser Wirtschaftsleben verändern

Auktionen bestimmen – dank neuer Internet-Technologien – zunehmend unser Wirtschaftsleben. Strom, Bordeauxweine, Kunstwerke – viele Märkte sind mittlerweile im Bieterverfahren ausgestaltet. Wer das Thema und den Stand der ökonomischen Erkenntnis mit überschaubarem Aufwand erfassen will, dem empfehlen wir den Überblicksartikel „Auktionen in Theorie und Praxis“ von Justus Haucap von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf auf „Wirtschaftliche Freiheit“, dem Wirtschaftsblog von Norbert Berthold. 

2. Kann der Staat auch Unternehmer?

Deutschland ist eine Marktwirtschaft. Ja, auch. Aber Deutschland ist auch Staatswirtschaft. Im Vergleich aller OECD-Staaten, einer Organisation mit 37 Mitgliedstaaten, die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen, liegt Deutschland in der Rangliste von Staaten, in denen staatseigene Unternehmen in vielen Wirtschaftsbereichen vertreten sind, auf dem fünften Platz (Platz 1: Frankreich, Platz 2: Polen). Die Corona-Krise verstärkt diese Entwicklung. Wann Staatsbeteiligungen sinnvoll sind und wann nicht und wie sich dies auf Wohlstand und Gesellschaft eines Landes auswirkt, erklären Klaus-Heiner Röhl, Senior Economist beim Institut der deutschen Wirtschaft am Standort Berlin, und Christian Rusche, Economist für Industrieökonomik und Wettbewerb beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, im Beitrag „Corona-Krise: Staatsbeteiligungen bleiben eine problematische Intervention in den Markt“ der Fachzeitschrift „Wirtschaftsdienst“.

3. Was hat die Senkung der Mehrwertsteuer gebracht?

Was hat die temporäre Senkung der Mehrwertsteuer in Deutschland von 19 auf 16 Prozent von Juli bis Ende 2020 gebracht? Die Ökonomen sind sich nicht ganz einig. Der Konsum in Deutschland sei spürbar angeschoben worden, meint das Wirtschaftsforschungsinstitut DIW aus Berlin. Die Kollegen vom ifo-Institut in München sind zurückhaltender: Die Senkung der Mehrwertsteuer habe 6,3 Milliarden Euro an zusätzlichem Konsum erzeugt. Der geschätzte Steuerausfall habe dagegen 20 Milliarden Euro betragen, heißt es hier. – Man kann die Sache freilich auch anders sehen: Die Menschen in Deutschland haben durch die Steuersenkungen 20 Milliarden Euro mehr von ihrem Erwirtschafteten behalten dürfen. Ist ja auch nicht schlecht, oder?  

4. Unionspolitiker: Renteneintrittsalter abschaffen

Der demografische Wandel erzwingt bekanntlich Anpassungen an vielen Stellen, nicht zuletzt in der gesetzlichen Rentenversicherung. So besteht bei der Rente wenig Zweifel, dass das Renteneintrittsalter nach 2030 (bis dahin ist der sukzessive Anstieg bis 67 Jahre gesetzlich festgelegt) weiter nach hinten geschoben werden muss. Das Problem: Die Politik traut sich an das Thema kaum ran. Es sind damit bei den WählerInnen keine Blumentöpfe zu gewinnen. Die sogenannte „Junge Gruppe“, ein Zusammenschluss von jungen Bundestagsabgeordneten der CDU/CSU-Fraktion, will deshalb einen anderen Weg gehen: Das Renteneintrittsalter durch ein Beitragsjahrmodell ersetzen. Interessante Idee. Hier der Vorschlag.

5. Ökonomen-Debatte: Wer zahlt für die Corona-Schulden?

Wie wirken Schulden auf die zukünftige Generation? Sind sie von Vorteil, weil mit dem Geld heute eine Welt geschaffen werden kann, von der die zukünftige Generation profitiert? Oder sind die Schulden für die künftige Generation von Nachteil, weil diese Schulden dann mittels Steuererhöhungen zurückgezahlt werden müssen? Im Zuge der hohen Staatsverschuldung infolge der Corona-Pandemie werden diese Fragen unter deutschen Ökonomen gerade heftige diskutiert. Wer die Debatte verstehen will, dem empfehlen wir drei Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 

Zunächst hatten Christian Bayer, Professor für Volkswirtschaftslehre und Direktor des Instituts für Makroökonomik und Ökonometrie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, und Philip Jung (44), er hat einen Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre an der Technischen Universität Dortmund, einen Beitrag veröffentlicht („Wer kommt für die Rekordschulden auf?“).

Darauf haben in zwei Beiträgen zunächst Moritz Schularick, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn, mit Jens Südekum, Professor für International Economics an der Universität Düsseldorf, („Schulden müssen kommende Generationen nicht belasten“), und dann Adalbert Winkler, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management, und Holger Sandte, lehrt am DIS Copenhagen, geantwortet („Die junge Generation erbt keine Nettoschulden“).

Auch interessant: Die Einschätzung des Wirtschaftsweisen Lars Feld auf Twitter zu den Beiträgen.

Gute Kommentare, interessante Hintergründe – jeden Freitag präsentieren wir auf dem Ökonomenblog mit fünf ausgewählte Links zu interessanten Ökonomie-Blogs und Wirtschaftsseiten Lesetipps fürs Wochenende.

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