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Post-Corona-Politik, Impfprivilegien, Geburtenrate, soziale Mobilität, Prinz Harry und Herzogin Meghan

Jedes Wochenende empfiehlt der Weekender fünf Vertiefungen zu wirtschaftspolitisch interessanten wie relevanten Themen.

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Wie sollte die Wirtschaftspolitik in der Post-Corona-Zeit aussehen? Und wann beginnt eigentlich diese Zeit? Je länger die gesamtwirtschaftlichen Stimuli anhalten, umso höher ist das Risiko unerwünschter prozyklischer Nebenwirkungen“, schreibt im Handelsblatt das ehemalige Mitglied und Vorsitzender des Sachverständigenrats Bert Rürup. Wann also ist der richtige Zeitpunkt für eine Abkehr von einer solchen expansiven Ausgabenpolitik? Der Blick in die Vergangenheit zeige, so Rürup, dass häufig dieser Zeitpunkt verpasst worden sei. So habe man nach der letzten Finanzkrise zu lange geglaubt, dass die Finanzpolitik expansiv bleiben müsse. In der Folge sei eine prozyklische und damit schädliche Wirtschaftspolitik betrieben worden. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit empfiehlt Rürup deshalb, verstärkt auf Wachstumspolitik zu setzen, mit Fokus auf folgende drei Bereiche: Erhöhung des Arbeitsangebots durch bessere Anreize, Modernisierung der Infrastruktur und Stimulierung von privaten Investitionen durch eine „überfällige“ Unternehmensteuerreform plus bessere Abschreibungsbedingungen.  

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Was hat die Diskussion um (vermeintliche) Impfprivilegien mit Marktwirtschaft zu tun? Beide brauchen ein Verständnis über Freiheitsrechte. Was für einen Beruf möchte ich ergreifen? Welche Produkte kaufen? Wo mein Unternehmen gründen? – Ohne Entscheidungsfreiheit keine funktionierenden Märkte. Um Freiheitsrechte geht es auch in der aktuellen Debatte um sogenannte Impfprivilegien. Bettina Schöne-Seifert, Professorin am Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin der Universität Münster, zeigt in der FAZ eine eindeutig Haltung: Von Impfprivilegien könne keine Rede sein. Erstens sei nicht die Rückgabe, sondern die Beschränkung freiheitlicher Grundrechte rechtfertigungspflichtig (weshalb der Staat verfassungsrechtlich keinerlei Befugnis habe, Regelungen zuungunsten der Geimpften aufrechtzuerhalten). Zweitens gehe es in der Debatte nicht nur um Grundrechtsfragen, sondern auch um Ethik. Ein sogenanntes „Levelling Down“, also ein Freiheitsentzug auch für Geimpfte, damit es wenigstens allen Betroffenen gleich (schlecht) geht, sei nur unter ganz bestimmten Gründen ethisch vertretbar. Etwa wenn die Bessergestellten ihren Status „auf ethisch problematische Weise erreicht hätten“. Oder wenn „die Anerkennung des Bessergestellten-Status nachteilige Auswirkungen auf den Status der Schlechtergestellten“ hätte. Das sei hier aber nicht der Fall. Im Gegenteil: Wenn Geimpfte Konzertkarten, Pizzas, Hotelbetten oder Kleidung kaufen könnten, so Schöne-Seifert, würde dies Unternehmen und Kultur-Einrichtungen helfen zu überleben, wovon auch Nicht-Geimpfte profitieren würden.    

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Sorgt die Corona-Pandemie für einen Baby-Boom, weil wir es uns zu Hause gemütlich machen und viel Zeit zu zweit verbringen konnten? Die Antwort ist eindeutig: Nein. Für die USA rechnen die beiden ÖkonomInnen Melissa S. Kearney (Professorin an der Universität von Maryland, USA) und Phillip B. Levine (Professor am Wellesley College USA) mit etwa 300.000 weniger Geburten, das wäre ein Minus von acht Prozent. Der Hauptgrund: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten werden weniger Kinder geboren. Familienplanung ist eben auch eine Frage des (stabilen) Einkommens. Darüber hinaus, schreiben die ÖkonomInnen in der New York Times, gebe es in einer Pandemie die Besonderheit, dass Kontakte limitiert und so viele Beziehungen erst gar nicht entstanden seien. Dass es in Europa ähnlich aussieht, berichtet die Financial Times.

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Wie sehr hängen die Einkommen von Töchtern und Söhnen von denen der Väter und Mütter ab? Diese sogenannte intergenerationelle soziale Mobilität wird häufig als Indikator für die Gerechtigkeit von Gesellschaften gesehen. Je weniger Abhängigkeit zwischen den Generationen, desto chancenreicher sei die Gesellschaft. Die beiden ÖkonomInnen Melanie Häner und Christoph A. Schaltegger haben für die Schweiz untersucht (hier Blogpost, hier Paper), wie sich diese soziale Mobilität über viele Generationen (15!) verändert hat. Interessante Erkenntnisse: Die heutige Mobilität liege etwa im langfristigen Mittel, vor allem Kriegsgenerationen seien immobile Gesellschaften (etwa während des Dreißigjährigen Krieges und der Weltkriege) und der Einfluss der Großeltern auf den Erfolg der aktuellen Generation sei bereits „um die Hälfte verwässert“, während für die Urgroßeltern gar keine statistische Abhängigkeit mehr bestehe.

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Was hat das Gespräch von Prinz Harry und Herzogin Meghan bei Oprah Winfrey den beiden Interviewten gebracht? Die ökonomische Antwort: sehr viel Geld. Thomas Kleinrahm von der Kommunikationsagentur fischerAppelt vermutet in der FAZ, dass die beiden als Gastredner vor dem Interview schätzungsweise 200.000 bis 300.000 Euro pro Auftritt verdient hätten. „Jetzt können sie sicher 500.000 bis eine Million verlangen.“ Zusammen mit Deals bei Disney und Netflix könnten die beiden im Jahr damit rund 500 Millionen Euro verdienen, vermutet der Celebrity-Experte. Ein Grund: Harry and Meghan würden Themen besetzen, die zurzeit viele Menschen in Amerika bewegen, wie etwa Rassismus und die Stärkung von Frauen. Und welche Reaktion empfiehlt Kleinrahm dem britischen Königshaus? Es sollte am royalen Grundsatz „never complain, never explain“ (sich nie beschweren, nichts erklären) festhalten.


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