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Weekender-Themen: Klima, EZB, Bismarck, Krugman, Patentschutz

Jedes Wochenende empfiehlt der Weekender fünf Vertiefungen zu wirtschaftspolitisch interessanten wie relevanten Themen.

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Der Ökonom Gabriel Felbermayr (der Deutschland leider bald wieder verlässt) geht in der Wirtschaftswoche mit der Klimapolitik der Grünen ins Gericht: „Der Programmentwurf der Grünen für die Bundestagswahl lässt wenig Zweifel, wie künftig wirtschaftspolitisch agiert werden soll: Staatliche Subventions- und Ausgabenprogramme bilden flankiert von regulatorischen Eingriffen wie erwartbar das Grundgerüst für den versprochenen Umbau zu einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft.” Marktliche Anreizsysteme spielten bei den Grünen, so Felbermayr, allenfalls eine Nebenrolle oder seien politisch gelenkt. – Dabei wären doch Anreize und Wettbewerb um die effizientesten Lösungen so wichtig, um die sportlichen Klimaziele auch wirklich erreichen zu können. Liebe Grünen, Markt und Klimaschutz können zwei Seiten einer Medaille sein!

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Geldleihen für umsonst?! – Auch in der Corona-Krise hält die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins bei null Prozent. Kredite ohne Leihkosten – schön, oder? Leider nicht nur, sagt Prof. Friedrich Heinemann vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im detector.fm Podcast. Die Geldpolitik der letzten Jahre verhindere in der aktuellen Krise die Möglichkeit, den Leitzins abzusenken, und schränke konjunkturelle Maßnahmen ein, so Heinemann. Außerdem werden im Podcast Vor- und Nachteile für Banken und Sparbuchbesitzer diskutiert und Fachbegriffe verständlich gemacht. Schöner Erklärpodcast!

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Die drei klassischen Motive sich für Kinder zu entscheiden sind Sex, Kinderliebe und Alterssicherung. Die Medizin hat den Sex vom Kinderkriegen abgekoppelt, Reichskanzler Otto von Bismarck hat mit der Alterssicherung Ähnliches geschafft. Die Folge: Es werden zu wenige Kinder geboren. Die Ökonomen Timothy W. Guinnane, Tobias A. Jopp und Jochen Streb schreiben im aktuellen Wirtschaftsdienst, was die Wirtschaftspolitik des Deutschen Reichs ab 1871 an Lehren für die heutige Zeit bereit hält.🧔🏻

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Paul Krugman ist vermutlich der bekannteste lebende Ökonom. Adam Tooze, Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Columbia University, beschreibt in einem Essay auf Makronom kenntnisreich das Wirken und Denken des US-amerikanischen Nobelpreisträgers und begibt sich dabei auf eine Reise durch die amerikanische Wirtschaftsgeschichte der letzten 50 Jahre. Eine hervorragende Wochenendlektüre.

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Die Corona-Pandemie wird bekanntlich erst besiegt sein, wenn sie überall auf der Welt besiegt ist. Der US-Präsident Joe Biden möchte dies jetzt damit erreichen, dass der Patentschutz für den Impfstoff aufgehoben wird. Auch in der deutschen Politik findet das Ansinnen Unterstützung, nicht bei der Bundeskanzlerin, aber etwa beim Co-Parteichef der Grünen, Robert Habeck. „Wer die Impfstoffknappheit beseitigen will, indem er den Patentschutz aufhebt“, schrieb dazu der Volkswirt Michael Sauga schon vor einigen Wochen klug im Spiegel, „hat gute Chancen, das Gegenteil von dem zu bewirken, was beabsichtigt ist“. Und Sauga weiter: „Er bestraft die Firmen und ihre Forscher, die den Kampf gegen die Seuche führen müssen. Er nimmt ihnen den Anreiz, die Produktion ihrer Vakzine rasch auszuweiten. Und er erleichtert es den reichen Ländern des Nordens, sich der notwendigen Solidarität mit dem ärmeren Süden zu verweigern. Die Patentgegner bekämpfen nicht die Seuche, sondern diejenigen, die bislang am meisten dazu beigetragen haben, das Virus zu stoppen.“


Gute Kommentare, interessante Hintergründe – jeden Freitag präsentieren wir (Link zum Archiv) fünf Vertiefungen zu den wirtschaftspolitisch interessantesten und relevantesten Themen der Woche. > Keinen Blogpost verpassen