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Weekender-Themen: Bürokratie, CDU, Optimismus, Weltsicht, Rente

Jedes Wochenende empfiehlt der Weekender fünf Vertiefungen zu wirtschaftspolitisch interessanten wie relevanten Themen.

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Wohlstand braucht Produktivitätswachstum, wachsende Bürokratie dämpft diesen Wohlstandsgewinn. Das ist eine Erkenntnis von Ökonominnen und Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), worüber die FAZ exklusiv berichtet. „Wir vermuten, dass zusätzliche Regulierungen und Berichtspflichten dazu geführt haben, dass die Beschäftigten trotz der vermehrten Verwendung von Vorleistungen benötigt werden, um all diese komplexen Anforderungen zu erfüllen – sei es im Berichtswesen, sei es bei der Antragstellung für Projekte oder Angebote“, wird einer der Studien-Autoren, Alexander Schiersch, zitiert. Hintergrund: Dienstleistungsunternehmen nutzen zwar zunehmend Vorprodukte, kompensieren dies allerdings nicht durch eine kleinere Zahl eigener Beschäftigter. Der Grund sei, dass vor allem große Unternehmen, die häufig stärkeren Berichtspflichten unterliegen, einen erhöhten Arbeitseinsatz benötigen, um ihre Dienstleistungen zu erbringen. 

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Lassen sich mit Bekenntnissen zu Sozialer Marktwirtschaft Wahlen gewinnen? Wir glauben fest daran. Und auch in der Union scheinen sich die Stimmen zu mehren, die genau dies versuchen möchten. Einer von ihnen: der niedersächsische Finanzminister Reinhold Hilbers, CDU. Er hält in der Welt ein flammendes Plädoyer für die Soziale Marktwirtschaft. Die Titel seiner fünf Kernforderungen: solide Staatsfinanzen als Markenkern, Stärkung von Eigenverantwortung und Deregulierung, mehr Wettbewerb fördern – mehr Unterschiedlichkeit zulassen, Aufstieg und soziale Teilhabe am Erfolg, mutig an Reformen herangehen – Wettbewerbsfähigkeit steigern. Was abzuwarten bleibt: ob die Wählerinnen und Wähler der CDU bei der Bundestagswahl im September abnehmen werden, dass den Bekenntnissen bei Wahlgewinn auch die Umsetzung folgt. 

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Glaubt man den Analysten von Morgan Stanley, wachsen die weltweiten Investitionen bis nächstes Jahr auf 121 Prozent des Vorkrisenniveaus, wie im Economist zu lesen ist. Besonders Tech-Unternehmen nehmen Geld in die Hand, um die gestiegene Nachfrage nach Soft- und Hardware während der Pandemie auch in Zukunft bedienen zu können. Aber auch andere Branchen wie der Handel investieren, was vermutlich mit positiven Konsumerwartungen zusammenhängt. Die Zahlen jedenfalls machen Hoffnung auf eine schnellere wirtschaftliche Erholung als nach der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren.

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Die Deutschen verschätzen sich regelmäßig bei sozioökonomischen Zahlen wie Rente, Armut oder Arbeitslosigkeit. Das zeigt eine Studie (PDF und hier als kurze Zusammenfassung) des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) gemeinsam mit der Ruhr-Universität Bochum. Die Folge des Bias: Eine pessimistische Wahrnehmung der Realität, was durch ein fehlendes Gefühl für relative Zahlen, möglicherweise auch mit dem Konsum Sozialer Medien zu tun hat. Die Wissenschaftlerinnen Judith Niehues und Ruth Maria Schüler schreiben: „Befragte, die sich vorrangig in sozialen Medien über Politik informieren, tendieren häufiger zu Überschätzungen von Armut und Arbeitslosigkeit und zu sehr pessimistischen Einschätzungen bezüglich der Kriminalitätsentwicklung.“

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„In der letzten Zeit ist es leiser um die Gesetzliche Rentenversicherung geworden“, schreibt Norbert Berthold in seinem neuesten Blogbeitrag auf Wirtschaftliche Freiheit. Doch die gegenwärtige Ruhe täusche. Umverteilungs- und wahlpolitisch motivierte Reformen der Großen Koalition (Rente mit 63, Mütterrente, Grundrente) hätten die Reformen der 00er-Jahre aufgezehrt. Ein Sündenfall: der bis 2025 ausgesetzte Nachholfaktor, der vor allem zulasten der Beitragszahler geht. Berthold, dessen Beiträge an Klarheit nie zu wünschen übrig lassen: „Die weitgehend unbeachtete Geschichte des Nachholfaktors gibt einen Fingerzeig, wie künftig intergenerative Verteilungskonflikte in der Rentenversicherung gelöst werden. Schon jetzt ist der Medianwähler älter als 54 Jahre. Und er wird künftig noch älter. Die Politik wird inter-generativ nichts tun, was die älteren Generationen auf die Palme bringt. Das sind keine guten Aussichten für die jüngeren Generationen und die umlagefinanzierte Alterssicherung.”


Gute Kommentare, interessante Hintergründe – jeden Freitag präsentieren wir (Link zum Archiv) fünf Vertiefungen zu den wirtschaftspolitisch interessantesten und relevantesten Themen der Woche. > Keinen Blogpost verpassen