Weekender

Weekender-Themen: Steuer, Überhitzung, Kommunen, Egoismus, Plattformarbeiter

Jedes Wochenende empfiehlt der Weekender fünf Vertiefungen zu wirtschaftspolitisch interessanten wie relevanten Themen.

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Verheiratete Frauen arbeiten in Deutschland deutlich weniger als im internationalen Vergleich. In Schweden etwa liegt das Arbeitsvolumen um 38 Prozent höher. Ein Grund: In dem skandinavischen Land ist die Besteuerung des Zweitverdienenden so gestaltet, dass Zuverdienst mehr lohnt. Nicola Fuchs-Schündeln und Michèle Tertilt zeigen in der FAZ, welche internationalen Unterschiede bei der Besteuerung von Paaren existieren und welche Veränderungen und Reformen sich in den letzten Jahren durchgesetzt haben.

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Globale Rekordneuverschuldung: Auf der ganzen Welt haben Staaten große Konjunkturpakete aufgefahren. Die Neuverschuldungen sind gigantisch. Die Arten der Ausgaben sind dabei sehr unterschiedlich. Die USA etwa reagierten auf die Not der Bürger mit direkten Checks, in Deutschland wurden soziale Folgen der Krise mit Kurzarbeit aufgefangen. Auch deshalb ist es schwer, nationale Konjunkturpolitiken miteinander zu vergleichen. Im Policy Brief des Peterson Institute for International Economics (PIIE) unternehmen Egor Gornostay und Madi Sarsenbayev dennoch diesen Versuch – mit dem Fokus auf die USA und Japan. Dabei diskutieren sie auch eines der wohl aktuell heißesten Themen der Wirtschaftspolitik: Überhitzen die Ökonomien und was ist mit der Inflation?

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Mehr Geld reicht nicht: Laut dem KfW-Kommunalpanel liegt der Investitionsstau auf kommunaler Ebene bei fast 150 Milliarden Euro. Es braucht dringend öffentliche Investitionen in Schulen, Bahnhöfe, Straßen und vieles mehr. Wie das alles bezahlt werden soll, wird aktuell heftig diskutiert. Die Finanzierung ist allerdings nur ein Teil des Problems. Christian Raffer, Katja Rietzler, Henrik Scheller und Carsten Kühl widmen sich im Makronom den nicht monetären Hemmnissen von Bauinvestition. Diese sind: Die Bauwirtschaft stößt aufgrund von Fachkräftemangel an ihre Kapazitätsgrenzen; in der Bauverwaltung fehlt es, insbesondere im ländlichen Raum, an Personal; langwierige Verfahren und Bürgerbegehren verlangsamen den Prozess.

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Macht das Studium der Ökonomie egoistisch? Die Vermutung ist weit verbreitet. John Stuart Mill, der britische Philosoph, Ökonom und liberale Denker des 19. Jahrhunderts glaubte nicht daran. Er schrieb einmal als Empfehlung an seine Studenten: “Ich rate euch, die großartigen Autoren der Politischen Ökonomie zu lesen und dabei an den Standpunkten festzuhalten, die ihr als richtig erachtet. Die Politische Ökonomie macht einen nicht hartherzig oder selbstsüchtig – sofern man es nicht schon ist.” Daniele Girardi, Sai Madhurika Mamunuru, Simon D. Halliday und Samuel Bowles haben Mills Ansichten nun bestätigt (“Does economics make you selfish?“). Sie begleiteten einen Mikroökonomie-Kurs und verglichen die Studierenden mit einer Vergleichsgruppe. Dabei wurde der Einfluss des Ökonomiestudienganges auf persönliche und politische Ansichten untersucht. Ergebnis: Das Studium hat keinen Einfluss auf eigennütziges Denken und Verhalten.

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Die Arbeits- und Vergütungsbedingungen von Plattformarbeitern bei Uber, TaskRabbit und Co. stehen in der Kritik. Befürchtet wird, dass digitale Plattformen lang bewährte Absicherungs- und Arbeitsschutzmechanismen des Normalarbeitsverhältnisses aushöhlen. Ist die Befürchtung gerechtfertigt? Nein, meint Kalle Kappner, Promotionsstudent an der Humboldt-Universität zu Berlin, auf dem Blog von Prometheus. Ein Grund: Nur ein kleiner Teil der digitalen Plattformarbeiter nutze die Gig-Ökonomie als Haupteinkommensquelle. Die Politik sollte besser davon absehen, Vermittlungsunternehmen wie klassische Arbeitgeber zu regulieren. Stattdessen sollte sie für niedrig qualifizierte Plattformarbeiter ausreichend Vorsorge- und Absicherungsmöglichkeiten schaffen, so Kappler.


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