Ordnungspolitik

Weekender-Themen: Migration, CORE, Impfquote, Norwegen, Geldpolitik

Jeden Freitag empfiehlt der Weekender fünf Vertiefungen zu wirtschaftspolitisch interessanten wie relevanten Themen.

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Die Europäische Union hat bekanntlich einen gemeinsamen Arbeitsmarkt. Zumindest in der Theorie. Und in der Praxis? Eher nicht. David Dorn und Josef Zweimüller, beide Uni Zürich, haben sich die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte angesehen und kommen in ihrem Paper „Migration and Labor Market Integration in Europe“ zu folgendem Schluss: „Wir sind immer noch weit von einem gemeinsame Markt entfernt.“ Als einen Beleg nehmen sie die großen Unterschiede bei Arbeitslosenquoten in Europa (Tschechische Republik: 2,0 Prozent, Spanien: 16,6 Prozent). Solch hohe Varianz ist ein Indiz, dass Migrationsbewegungen innerhalb Europas gering sind. Zum Vergleich: In den USA schwanken die Werte zwischen den Staaten deutlich weniger (zwischen 2,4 und 6,6 Prozent). Auf der anderen Seite gibt es doch Veränderung: In praktisch allen europäischen Staaten ist in den vergangenen Jahren (von 2005 bis 2019) der Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung gestiegen, in einigen Staaten um bis zu 5 Prozentpunkte. Die reichsten Länder haben dabei tendenziell den höchsten Anteil ausländischer Bevölkerung (Luxemburg etwa mit 47,5 Prozent und die Schweiz mit 25,1 Prozent). Was ebenfalls interessant ist: Der Anteil innereuropäischer Migranten mit hohem Bildungsabschluss nimmt stetig zu.  

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Sie wollten schon immer tiefer in die Welt der Ökonomie einsteigen, haben aber bisher einen solchen Einstieg nicht gefunden? Vielleicht taugt CORE für Sie. Das Non-Profit-Projekt macht ökonomisches Wissen digital und daher für fast alle Menschen zugänglich. Kern des Projekts ist die ökonomische Lehre. Die Plattform gibt es seit 2013 und einer ihrer Lehrer ist Nikolaus Wolf, Ökonomie-Professor an der Humboldt Universität in Berlin. Er sagt über das Projekt: „CORE ist eine hervorragende Möglichkeit, Studenten an die Wirtschaftswissenschaften heranzuführen: Es kombiniert modernste Wirtschaftstheorie mit einer umfassenden Perspektive auf die moderne Entwicklung; und es tut dies mit einer Vielzahl neuer Lehrmittel, welche Lernende lieben.“ Neugierig

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Wie lässt sich die Impfquote in Deutschland schnell erhöhen, sodass die vierte Welle nicht so hoch wird? Die Verhaltensökonomik bietet ihre Hilfe an. Diese beschäftigt sich unter anderem mit Verhaltensweisen von Menschen und wie diese über sogenannte „Nudges“ (positive Anreize) in ihrem Verhalten in eine bestimmte Richtung gelenkt werden können. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung überlegen die Ökonomen Thomas Beschorner und Martin Kolmar sowie die Ökonomin Nora Szech, wie diese im Falle der Corona-Impfung aussehen könnten. So würde, vermuten die Wissenschaftler, bei einer Impfprämie von etwa 500 Euro die Zielvorgabe des Robert-Koch-Instituts zur Beendigung der Pandemie von 85 Prozent Impfquote erreichbar werden. Freilich müssten diesen Geldbetrag auch all jene erhalten, die bereits geimpft sind. Der Betrag wäre gigantisch – und könnte sich dennoch rechnen. Das ifo Institut schätzt den sozialen Wert einer Impfung pro Person auf 1500 Euro.   

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Ach, in Norwegen müsste man leben

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Die amerikanische Notenbank FED hat ein Ende der Niedrigzins-Politik stets an drei Bedingungen geknüpft: Einen stabilen Arbeitsmarkt, eine relativ hohe Inflation und eine spürbare Erholung der durch die Corona-Krise getroffenen US-amerikanischen Wirtschaft. Alle drei Kriterien sind mittlerweile erfüllt. Konsequenterweise wird nun davon ausgegangen, dass in nicht allzu ferner Zukunft die FED damit beginnt, ihre Anleihenkäufe spürbar zu reduzieren. Die europäische Notenbank EZB hingegen hält sich nach wie vor mit eindeutigen Äußerungen zurück, auch wenn Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, fordert, das Krisenprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme), das speziell für die Pandemie geschaffen wurde, bald zu beenden. Dass die Signale in Europa nicht eindeutig sind, liegt in erster Linie an der großen Uneinigkeit in der Euro-Zone und dem großen Interesse einiger Staaten und Personen, die lockere Geldpolitik beizubehalten. Einen guten Überblick über die aktuelle Lage gibt Jan Mallien im Handelsblatt.


Gute Kommentare, interessante Hintergründe – jeden Freitag präsentieren wir (Link zum Archiv) fünf Vertiefungen zu den wirtschaftspolitisch interessantesten und relevantesten Themen der Woche. > Keinen Blogpost verpassen