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Weekender-Themen: Konjunkturprognose, Rentenpolitik, Lieferkette, Energiewende, Weimann

Jeden Freitag empfiehlt der Weekender fünf Vertiefungen zu wirtschaftspolitisch interessanten wie relevanten Themen.

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Die Wirtschaftsforschungsinstitute ha­ben kürzlich ihre Konjunkturprognose kräftig nach unten korrigiert. Haben sich wieder einmal alle geirrt? Nicht wirklich, argumentieren der Ökonom Oliver Holtemöller und die Ökonomin Christiane Baumeister in der FAZ. Denn erstens liege der durchschnittliche Prognosefehler der Projektgruppe Gemeinschaftsdia­gnose, die seit den 1950er-Jahren Gutachten vorlegt, bei null, was bedeutet, die Prognosen liegen mal zu hoch und mal zu niedrig, aber nicht systematisch. Zweitens seien die Prognosefehler insofern keine Fehler, dass die Prognosen auf Basis der zum Zeitpunkt der Prognose-Erstellung vorliegenden Daten richtig seien. „Insgesamt sind die Prognoseabweichungen nicht das Resultat handwerklicher Fehler, sondern rühren von der Unsicherheit über die zukünftige ökonomische Entwicklung her“, schreiben Holtemöller und Baumeister. Das heiße allerdings nicht, dass die Vorhersagen nicht besser werden könnten. Entscheidend dafür sei die Datenlage: „Wenn es gelingt, mehr und neue Datenquellen für die wissenschaftliche Forschung zu erschließen, können die Prognosen künftig noch genauer werden.“

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Die Ökonomen Axel Börsch-Supan, Friedrich Breyer und Klaus M. Schmidt haben in der Süddeutschen Zeitung einen Gastbeitrag zur Rentenpolitik veröffentlicht. Ihr Tenor: Generationengerechtigkeit geht anders. Sie kritisieren sowohl vergangene Politik („Das Problem der Rentenfinanzierung wäre weniger gravierend, wenn die große Koalition in den letzten vier Jahren ihre Hausaufgaben gemacht hätte“) wie auch die gegenwärtige („Die im Sondierungspapier angekündigte Festschreibung des Rentenniveaus auf mindestens 48% ist ein grober Verstoß gegen das Prinzip der Generationengerechtigkeit“). Auch was die Zukunft betrifft, ist der Text eindeutig: „In dieser Legislaturperiode muss eine nachhaltige Reform der gesetzlichen Rentenversicherung endlich angegangen werden.“ – Wir bleiben gespannt, was die Ampel diesbezüglich liefern wird.

Welche Möglichkeiten haben Unternehmen, ihre Lieferketten widerstandsfähiger zu machen? Dalia Marin, Lehrstuhlinhaberin am Seminar für Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität München, nennt in ihrem Blogpost auf Ökonomenstimme drei Möglichkeiten: Produktion aus Entwicklungsländern zurückzuholen, gegen Schocks in der Lieferkette versichern sowie Inputs aus zwei oder sogar drei Quellen beziehen. Und auch die Politik könne ihren Beitrag leisten, meint Marin: „Durch Anreize für Unternehmen, in Sektoren mit hoher Anfälligkeit für Lieferunterbrechungen zu wechseln, können Regierungen in der EU und den USA sicherstellen, dass sowohl in Europa als auch in Nordamerika eine ausreichende Anzahl von Herstellfirmen von Vorprodukten zur Verfügung steht, um sich gegen das Risiko von Lieferunterbrechungen abzusichern.“

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Eine erfolgreiche Energiewende durch Elektrifizierung ist an zwei Voraussetzungen geknüpft, schreibt Andreas Fischer, Economist für Energie und Klimapolitik beim Institut der deutschen Wirtschaft, in dem Kurzpaper „Die ökologischen Kosten des schleppenden Ausbaus“: „Erstens eine Verringerung der Strompreise, wodurch der potenziell grüne Energieträger Strom im Vergleich zu fossilen Alternativen günstiger wird und nicht zuletzt auch untere Einkommensschichten deutlich entlastet werden. Zweitens ist eine Bereitstellung ausreichender Mengen an grünem Strom unabdingbar.“ Die bisherigen Ausbauziele, die erst zu Beginn des Jahres verabschiedet wurden, reichten dazu bei Weitem nicht aus, so Fischer. – Auf die nächste Bundesregierung wartet viel Arbeit.

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Joachim Weimann, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Magdeburg, kämpft für eine erfolgreiche Klimapolitik. „In den letzten Jahren habe ich nichts unversucht gelassen, um die Erkenntnisse, zu denen meine Kollegen und Kolleginnen und ich gekommen sind, der Öffentlichkeit und der Politik nahezubringen“, schreibt der Umweltökonom auf seiner neuen Website nurmalkurz.org. Die hat er gestartet, weil „der Erfolg von alldem bisher überschaubar ist“. Auf was Weimann jetzt setzt: Bewegtbild (hier sein Youtube-Kanal). Denn: „Meine Tochter hat mich schließlich davon überzeugt, dass es notwendig ist, sich den Kommunikationsgewohnheiten der heutigen Zeit zu öffnen und YouTube und Facebook zu nutzen. Ich habe die sozialen Medien bisher konsequent gemieden, aber, wenn man Menschen erreichen will, geht wohl kein Weg an den ‚neuen Medien‘ vorbei.“ – Welcome to Neuland, Herr Professor!


Gute Kommentare, interessante Hintergründe – jeden Freitag präsentieren wir (Link zum Archiv) fünf Vertiefungen zu den wirtschaftspolitisch interessantesten und relevantesten Themen der Woche. > Keinen Blogpost verpassen