Ordnungspolitik

Weekender-Themen: Marktwirtschaft, Lars Feld, Staat, Freiheit, Corona

Jeden Freitag empfiehlt der Weekender fünf Vertiefungen zu wirtschaftspolitisch interessanten wie relevanten Themen.

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Ökologische Marktwirtschaft – Wächst die Weltwirtschaft jährlich um drei Prozent pro Jahr, wird sich die Wirtschaftsleistung in 25 Jahren verdoppelt haben. Im gleichen Zeitraum sollen die weltweiten CO2-Emissionen gegen Null laufen. Ralf Fücks, Geschäftsführender Gesellschafter des Zentrums Liberale Moderne, glaubt, dass dies kein Widerspruch ist, wenn es gelingt, die Umweltpolitik marktwirtschaftlich zu gestalten. „Der effektivste Hebel bleibt die Einbeziehung ökologischer Kosten in die Preisbildung“, schreibt Fücks in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Und: „Deutschland hat alle Voraussetzungen, Vorreiter für eine klimaneutrale Industriegesellschaft und ein Kompetenzzentrum ökologischer Innovation zu sein. Umweltfreundliche, global anschlussfähige Lösungen für die Bedürfnisse einer wachsenden Weltbevölkerung zu entwickeln ist unser wichtigster Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.”

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Lindners Neuer – Wie tickt Lars Feld, der neue Berater von Finanzminister Christian Lindner? Lisa Nienhaus und Mark Schieritz von Die Zeit haben mit Feld gesprochen. Etwa über Klimaschutz („Wir müssen dafür sorgen, dass der Ausstoß von Kohlendioxid teurer wird – am besten im Rahmen einer internationalen Vereinbarung.”) und die gesetzliche Rente („Natürlich geht es auch ums Renteneintrittsalter. Das sollten wir an die höhere Lebenserwartung koppeln.”). – Erhellend!

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Staat statt Markt – Ebenfalls in Die Zeit betrachtet Kolja Rudzio kritisch den neuen Glauben an den Staat. Er schreibt: „Längst hat sich ein neues Credo herausgebildet, nun heißt es immer öfter: Das regelt der Staat. Er ist der neue Superstar, dem die Lösung aller Probleme anvertraut wird.” Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts, hält das für eine besorgniserregende Entwicklung. Der Ökonom beobachtet seit Jahren einen Trend zu mehr staatlicher Lenkung und planwirtschaftlichen Ideen. In Anlehnung an den viel zitierten Begriff des Neoliberalismus spricht er von einem schleichend um sich greifenden „Neodirigismus”. Soll heißen: Nicht ein übertriebener Glaube an den Markt ist heute das Problem, sondern eine übertriebene Staatsgläubigkeit. Unter anderem will die EU-Kommission zukünftig beurteilen, wann Firmen einen nachhaltigen „sozialen Beitrag” für die Gesellschaft leisten. „Die Idee, die ganze Wirtschaft, die vielfältig ist und sich ständig wandelt, in einem politischen Prozess danach zu sortieren, wer gut und wer schlecht ist, ist absurd”, meint Fuest. „Etwas Derartiges hat es vielleicht zuletzt in der Sowjetunion gegeben.”

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Nachdenken über einen zerfledderten Sachverhalt – Freiheit ist für Menschen wichtig. Auch in der Wirtschaft. Aber Freiheit darf nicht grenzenlos sein. Der Theologe Jean-Pierre Wils lehrt an der Universität Nijmegen Philosophie. Im Deutschlandfunk hat er eine halbe Stunde über die Freiheit gesprochen. Ein kluger und notwendiger Vortrag. Denn in der Pandemie ist „Freiheit“ vielerorts zu einem Schlachtruf verkommen.  

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Corona in Deutschland – Was hat die Corona-Pandemie an wirtschaftlichen Schäden hierzulande verursacht? Laut ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser belaufen sich die Ausfälle auf 330 Milliarden Euro. Wollmershäuser: „Dies entspricht einem volkswirtschaftlichen Verlust in Höhe von zusammen zehn Prozent der Wirtschaftsleistung des Jahres 2019.” Zukünftige Wertschöpfungsverluste – die etwa durch Ausfälle in der Bildung entstünden – sind darin noch nicht berücksichtigt. Folgen der Krise seien nun höhere Staatsschulden und eine schlechtere Bildung, aber auch ein Digitalisierungsschub, der die Wirtschaft verändere mit Homeoffice und Online-Handel.


Gute Kommentare, interessante Hintergründe – jeden Freitag präsentieren wir (Link zum Archiv) fünf Vertiefungen zu den wirtschaftspolitisch interessantesten und relevantesten Themen der Woche. > Keinen Blogpost verpassen