Ordnungspolitik

Weekender-Themen: Offene Stellen, Armut, Bürgergeld, Russland, VWL

Jeden Freitag empfiehlt der Weekender fünf Vertiefungen zu wirtschaftspolitisch interessanten wie relevanten Themen.

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Arbeitsmarkt – 1,7 Millionen offene Stellen gibt es aktuell in Deutschland. Könnten diese Stellen besetzt werden, würden alle Seiten profitieren: Beschäftigte, Unternehmen, die Gesellschaft. Damit dies geschieht, will die Bundesregierung die Einwanderung für Fachkräfte erleichtern. In einem Gastbeitrag für das Handelsblatt schreiben Innenministerin Nancy Faeser und Arbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD), dass die Regierung die formalen Anforderungen für die Einreise senken will. – Wir freuen uns, sobald den Worten Taten folgen.

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Was heißt „arm“? – Armut ist ein Problem. Auch in Deutschland. Durch die Inflation wird das Problem größer. Allerdings: Was heißt eigentlich „arm“? Roland Preuß ist der Frage in der Süddeutschen Zeitung nachgegangen (Artikel hinter Bezahlschranke) und hat ein lesenswertes Stück über ein Dauerbrenner-Thema geschrieben. Er stellt fest: „Die Debatte um Armut wird hitzig geführt. Wer die Datengrundlage infrage stellt, gilt schnell als Mitglied einer neoliberalen Teufelstruppe, als Verharmloser von Armut, die es ja gibt.“ Ein Problem in der Debatte: Positive Entwicklungen werden kaum kommuniziert. Die stecken zum Beispiel in der Arbeit von Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Grabka misst Armut lieber anhand von konkretem Mangel, „auch das ist ein Maßstab, der in Europa anerkannt ist“, so Preuß. Zur untersten Kategorie „erhebliche materielle Deprivation“ zählte man in Deutschland 2008 noch 5,5 Prozent der Einwohner. Bis 2019 hat sie sich auf 2,7 Prozent halbiert.  

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Hartz IV goes Bürgergeld – Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat diese Woche in Berlin seine Vorstellung vom neuen Bürgergeld präsentiert. Es soll laut Koalitionsvertrag das bestehende Hartz-IV-System ablösen. Doch im Koalitionsvertrag blieb die Reform einigermaßen nebulös. Allzu viel schlauer ist man nach Heils Präsentation nicht. Den Konflikten mit den Koalitionspartnern ist der Arbeitsminister jedenfalls zunächst aus dem Weg gegangen. Weder präsentierte er die Höhe noch das Berechnungsverfahren der künftigen Regelsätze. Auch über eine grundlegende Reform der Hinzuverdienstregeln für Grundsicherungsempfänger sagte Heil nichts. Jetzt geht der Gesetzentwurf in die Abstimmung zwischen den Ressorts. – Gut möglich, dass der Herbst ein politisch heißer wird.  

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Russland – Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigt immer stärker negative Auswirkungen auf die russische Wirtschaft, meint Georg Erber vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Auf dem Blog Ökonomenstimme beschreibt er die Folgen der wegen des Krieges gegen Russland verhängten Sanktionen. Erbers Fazit: „Russlands Zukunftsperspektiven sehen so oder so düster aus. Durch die Art des Vernichtungskriegs in der Ukraine sind die materiellen Schäden dort so hoch, dass sie die Wirtschaftskraft Russlands einen Wiederaufbau zu stemmen, übersteigen werden – selbst bei einer Abtretung des Donbass an Russland.“ 

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Volkswirtschaftslehre – Frauen sind in wirtschaftswissenschaftlichen Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert. Warum ist das so? Judith Henke hat sich die wissenschaftliche Literatur zu dem Thema angesehen. Die zeigt: Es gibt strukturelle Benachteiligung in manchen Bereichen von Forschung und Lehre. Hier Henkes Artikel in der Wirtschaftswoche.  


Gute Kommentare, interessante Hintergründe – jeden Freitag präsentieren wir (Link zum Archiv) fünf Vertiefungen zu den wirtschaftspolitisch interessantesten und relevantesten Themen der Woche. > Keinen Blogpost verpassen