Das Leben, wie es bisher war, meint Steingart, verabschiedet sich. Heute könne eine verwirrende Vielzahl von Leben innerhalb einer Lebenszeit gelebt werden. Soweit diese Vielzahl der Lebensmöglichkeiten den einen irritiert oder gar lähmt, lässt sie den anderen zu einem freien Menschen werden. Ein für Steingart durchaus beglückender Zustand. Doch ist kein Glück von Dauer, wenn dem Leben die Ordnung stiftende innere Fülle fehlt. Für solche Fälle empfiehlt Steingart zum Ende seines Buches – etwas überraschend – „die Stille der Kirchen und die Spiritualität ihrer Gottesdienste“.
Es ist schade, dass der Autor die Chance verpasst, wirklich neue Ideen zu entwickeln und den derzeitigen Wandel als den Beginn eines Aufbruchs und eines großen gesellschaftlichen und politischen Wagnisses ausführlicher und anteilnehmender zu analysieren. Die Kompetenz hätte er. Vor zwei Jahren gelang das Claus Leggewie und Harald Welzer mit dem in Textart und Titel sehr ähnlichen Buch: „Das Ende der Welt, wie wir sie kannten“.