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Kapitalgedeckte Altersvorsorge: Demographie- und krisenfest

Lange Zeit wurde er für seinen berühmten Ausspruch von der sicheren Rente belächelt. Heute feiert Norbert Blüm ein strahlendes Comeback. Heilfroh sollten wir sein, dass der Staat im Alter für uns sorgt, so eine der Botschaften, mit denen der ehemalige Bundesarbeitsminister wieder durch die politischen Talkshows tingelt. Man stelle sich vor, wir wären 2008 mit einem kapitalgedeckten Rentensystem in die Krise gegangen. Wie stünden wir dann heute da? Die Antwort lautet: vermutlich ziemlich gut. Wer etwas über die Stärken und Schwächen von kapitalgedeckten Altersvorsorgesystemen wissen möchte, sollte seine Informationen lieber nicht aus deutschen Talksendungen beziehen. Sinnvoller ist es, einmal ein reales Beispiel für ein solches Verfahren zu betrachten, wie es in Chile seit nunmehr 30 Jahren besteht. In der Andenrepublik muss jeder regulär beschäftigte Arbeitnehmer allmonatlich 10% seines Bruttogehaltes auf ein individuelles Rentensparkonto einzahlen. Den Anbieter kann dabei jeder frei wählen und jederzeit wechseln. Auch die Risikostufe ist frei wählbar. 2008 kam es in diesem System tatsächlich zu einem spektakulären Absturz. Im Mittel lagen die Verluste bei fast 20%, Fonds der höchsten Risikostufe verloren gar ganze 40% ihres Wertes. Kritiker, wie der keynesianische Ökonom Paul Krugman, jubelten bereits über das “Scheitern” des ungeliebten Systems. Doch 2009 verzeichneten die Vermögenswerte der Rentensparer einen ebenso spektakulären Wiederaufstieg, der sich 2010 fortsetzte. Inzwischen ist das Vorkrisenniveau wieder erreicht bzw. übertroffen. Chiles kapitalgedecktes Rentensystem hat die Krise eindrucksvoll gemeistert. Was hindert uns also daran, von einem System zu lernen, dass nicht nur demographiefest ist und den Beteiligten Wahlfreiheit, Vermögensbildung und persönliche Autonomie ermöglicht, sondern dass zudem auch noch erstaunlich krisensicher ist? Es liegt wohl vor allem an dem tief verwurzelten Denkfehler, dass wir den Staat automatisch mit Solidarität, den Markt dagegen mit Egoismus verbinden. Dabei ist es doch wirklich keine Seltenheit, dass gut organisierte Gruppen ihre Interessen in der politischen Arena durchsetzen – auf Kosten anderer. Da ist die Rentenpolitik keine Ausnahme. Man denke etwa daran, wie verbissen privilegierte Gruppen in Griechenland oder Frankreich ihre Sonder-Rentenformeln verteidigen. Und genau darin besteht ein weiterer Vorteil eines privatwirtschaftlichen Systems: Es entpolitisiert den Lebensbereich der Altersvorsorge. Eine höhere Rente lässt sich in Chile nicht durch das Veranstalten von Streiks und Strassenblockaden erzielen, sondern nur durch regelmäßiges Sparen.
Kristian Niemietz ist derzeit Mphil/PhD Student  in  Public  Policy  am  King’s  College  London und arbeitet als Poverty  Research  Fellow  beim  Institute of  Economic  Affairs in London.

Lange Zeit wurde er für seinen berühmten Ausspruch von der sicheren Rente belächelt. Heute feiert Norbert Blüm ein strahlendes Comeback. Heilfroh sollten wir sein, dass der Staat im Alter für uns sorgt, so eine der Botschaften, mit denen der ehemalige Bundesarbeitsminister wieder durch die politischen Talkshows tingelt. Man stelle sich vor, wir wären 2008 mit einem kapitalgedeckten Rentensystem in die Krise gegangen. Wie stünden wir dann heute da?

Die Antwort lautet: vermutlich ziemlich gut. Wer etwas über die Stärken und Schwächen von kapitalgedeckten Altersvorsorgesystemen wissen möchte, sollte seine Informationen lieber nicht aus deutschen Talksendungen beziehen. Sinnvoller ist es, einmal ein reales Beispiel für ein solches Verfahren zu betrachten, wie es in Chile seit nunmehr 30 Jahren besteht. In der Andenrepublik muss jeder regulär beschäftigte Arbeitnehmer allmonatlich 10% seines Bruttogehaltes auf ein individuelles Rentensparkonto einzahlen. Den Anbieter kann dabei jeder frei wählen und jederzeit wechseln. Auch die Risikostufe ist frei wählbar.

2008 kam es in diesem System tatsächlich zu einem spektakulären Absturz. Im Mittel lagen die Verluste bei fast 20%, Fonds der höchsten Risikostufe verloren gar ganze 40% ihres Wertes. Kritiker, wie der keynesianische Ökonom Paul Krugman, jubelten bereits über das “Scheitern” des ungeliebten Systems.

Doch 2009 verzeichneten die Vermögenswerte der Rentensparer einen ebenso spektakulären Wiederaufstieg, der sich 2010 fortsetzte. Inzwischen ist das Vorkrisenniveau wieder erreicht bzw. übertroffen. Chiles kapitalgedecktes Rentensystem hat die Krise eindrucksvoll gemeistert.

Was hindert uns also daran, von einem System zu lernen, dass nicht nur demographiefest ist und den Beteiligten Wahlfreiheit, Vermögensbildung und persönliche Autonomie ermöglicht, sondern dass zudem auch noch erstaunlich krisensicher ist? Es liegt wohl vor allem an dem tief verwurzelten Denkfehler, dass wir den Staat automatisch mit Solidarität, den Markt dagegen mit Egoismus verbinden. Dabei ist es doch wirklich keine Seltenheit, dass gut organisierte Gruppen ihre Interessen in der politischen Arena durchsetzen – auf Kosten anderer. Da ist die Rentenpolitik keine Ausnahme. Man denke etwa daran, wie verbissen privilegierte Gruppen in Griechenland oder Frankreich ihre Sonder-Rentenformeln verteidigen.

Und genau darin besteht ein weiterer Vorteil eines privatwirtschaftlichen Systems: Es entpolitisiert den Lebensbereich der Altersvorsorge. Eine höhere Rente lässt sich in Chile nicht durch das Veranstalten von Streiks und Strassenblockaden erzielen, sondern nur durch regelmäßiges Sparen.


Kristian Niemietz ist derzeit Mphil/PhD Student  in  Public  Policy  am  King’s  College  London und arbeitet als Poverty  Research  Fellow  beim  Institute of  Economic  Affairs in London.