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Staatsgeld als letzter Ausweg

Die Übernachteinlagen der Finanzinstitute bei der EZB haben einen neuen Rekordstand erreicht. Über 500 Milliarden Euro wurden am Dienstag bei der Notenbank geparkt. Das verheißt nichts Gutes. Um eine Implosion des europäischen Bankensystems im Vorfeld zu verhindern gibt es nur einen Weg: Staatsgeld für Banken.

501,93 Milliarden Euro. Diese horrende Summe parkten die Banken am Dienstag bei der EZB. Das Signal ist eindeutig: Im Bankensektor braut sich wieder etwas zusammen. Internationale Institute misstrauen den europäischen Banken angesichts der immer neuen schlechten Nachrichten. Und Europas Banken misstrauen sich selbst. Es droht eine Kreditklemme – diesmal nicht für Unternehmen, sondern für Finanzinstitute.

Dazu kommt, dass die Banken zusammen 106 Milliarden Euro aufbringen müssen, um die von der Bankenaufsicht geforderte Kernkapitalquote von neun Prozent zu erfüllen. Wenn aber kaum Geld verliehen wird, muss es aus Verkäufen oder einbehaltenen Gewinnen kommen. Doch solche Summen lassen sich kaum erzielen. Damit stecken die Banken im Dilemma: Sie sollen ihre Eigenkapitalbasis in einer Zeit erhöhen, in der ihr Eigenkapital erodiert, weil sie in der Krise Milliarden abschreiben müssen. Das System gerät an seine Grenzen.

Es bleibt nur ein Weg: Alle systemrelevanten Institute müssen zur Rekapitalisierung mit Staatsgeld gezwungen werden – systematisch und proaktiv. Im Gegenzug erhält der Staat Beteiligungen an den Instituten. So können mögliche Zusammenbrüche im Vorfeld verhindert werden. Auch wenn eine erneute Rettung der Banken mit Steuergeldern schmerzt: Hier steht der Zusammenbruch des ganzen Systems gegen eine befristete Staatsbeteiligung.


Ein ausführliches Argumentationspapier von Prof. Hüther zur obligatorischen Rekapitalisierung der systemrelevanten Banken in der Eurozone können Sie hier downloaden.

Ein Interview mit Prof. Hüther in der Süddeutschen Zeitung finden Sie hier.