OrdnungspolitikTagged , , ,

Ökonomie muss Farbe bekennen

Das Ansehen der Wirtschaftswissenschaften hat im Zuge der Krise schwer gelitten. Wie kann und muss die Wissenschaft nun darauf reagieren? Was muss sich ändern, damit das Ansehen der Ökonomie zukünftig wieder steigt?

Die Finanz-, Wirtschafts- und die Schuldenkrise haben das Ansehen der ökonomischen Wissenschaft schwer beschädigt. Die herrschende Lehre in der Ökonomik hat die Krise weder vorhergesagt noch erklärt. Noch schlimmer ist, dass sie Mitschuld an den Fehlentwicklungen trägt, die zu der Krise geführt haben. Zugleich hat die Ökonomik gravierende Erkenntnislücken offenbart, vor allem hinsichtlich des Zusammenwirkens von Finanzsystem, industrieller Arbeitsteilung und Welthandel. Nun stellt sich die Frage: Wie kann die Ökonomik auf ihre Versäumnisse und Fehler am sinnvollsten reagieren?

Notwendig ist eine differenzierte, konkrete Kritik des ökonomischen Mainstreams, ohne ihn gleich völlig zu verwerfen. Darüber hinaus besteht die eigentliche Herausforderung zeitgemäßer Ökonomik darin, dass sie sich für den Austausch mit anderen Disziplinen öffnen muss. Bei der Reform der Wirtschaftswissenschaften geht es um Methodenvielfalt, nicht um einen Paradigmenwechsel. Nimmt man sich die vielen Beschränkungen des Idealtypus vor, dann eröffnen sich die Pfade der Weiterentwicklung. So führt die Bindung ökonomischer Erkenntnis an Raum und Zeit zur wirtschaftshistorischen und wissenschaftsgeschichtlichen Analyse. Die Würdigung des Marktmechanismus, der Verfügungsrechte und vertragstheoretische Überlegungen führen zur Institutionen- und Ordnungsökonomik. Oder die Erweiterung des Konzepts individuellen Vorteils und die Berücksichtigung psychologischer Erkenntnisse bereiten den Weg zur Verhaltensökonomik.

Doch vor allem muss sich jeder, der an der Modernisierung der Ökonomik arbeitet, über eines im Klaren sein: Es ist naiv, zu glauben, dass eine Ökonomik mit größerer gesellschaftlicher Relevanz ohne Werturteile zu betreiben wäre. Wir brauchen einen offenen Diskurs über die normativen Grundlagen. Oder mit den Worten Gierschs:“ Es ist besser, gleich Farbe zu bekennen und zu erklären, wo man im Spannungsfeld der Werte steht!“


Die Langversion dieses Artikels können Sie hier lesen.