Dieses Verhalten der Regierung zeigt Wirkung. Denn selbst wenn Opel so gesund wäre, wie sich das Unternehmen in den Medien darstellt, ist es für einen privaten Investor gegenwärtig überhaupt nicht anreizkompatibel, ohne den Ruf nach staatlicher Unterstützung zu bieten. Ganz im Gegenteil, die Wahlkampfauftritte der Großkoalitionäre (wer ist der bessere Opelaner?) laden zum Rent-Seeking und zur Erpressung ein; es wäre einzelwirtschaftlich geradezu fahrlässig, pokerten die Beteiligten nicht um unsere Steuermilliarden. Dabei gehen sowohl die Bieter als auch General Motors geschickt vor: Jeweils kurz vor konkreten Ergebnissen werden neu Forderungen präsentiert. Auch dies ist rational, wenn die Gegenseite ein Gelingen der Verhandlungen quasi um jeden Preis in Aussicht stellt. Die Politik wird erpressbar und verhindert so möglicherweise eine schnelle Lösung.
Hielten sich die Politiker zurück (und wäre Opel gesund), würde sich garantiert auch schnell ein privater Investor finden, der das Unternehmen zurück in die Gewinnzone führt – ganz ohne öffentliche Subventionen. Plausibler als die These des gesunden Unternehmens Opel ist jedoch die Gegenthese. Opelfahrzeuge verkauften sich schon vor Ausbruch der Finanzkrise schlecht. Im letzten Jahr brach der Absatz um 9 Prozent ein; deutlich größere Verluste als andere deutsche Hersteller.
Aber auch unter diesen Bedingungen hat der Staat sich nicht einzumischen, wie der Fall Holzmann im Jahre 1999 und viele Fälle der Vergangenheit zeigen, in denen der Strukturwandel mit Hilfe von Subventionen verschleppt wurde, ohne dass die Unternehmen am Ende überlebten. Altkanzler Schröder rettete den Baukonzern medienträchtig vor der Insolvenz, ohne das Verschwinden des Unternehmens rund zwei Jahre später verhindern zu können. Ob Opel ein ähnliches Schicksal droht, entscheidet sich nicht heute und schon gar nicht im Kanzleramt. Es wäre deshalb an der Zeit, dass die Parteien im Wahlkampf sich (und den Steuerzahler) nicht länger zum willfährigen Opfer der durchschaubaren Erpressungsstrategien aller Beteiligten machen, ohne dass es Garantien gibt. Inzwischen gilt wohl auch die Vermutung nicht mehr, dass Opel (zu welchem Preis auch immer) die betroffenen Politiker rettet (anstatt andersherum). Dies zu erkennen, wäre die größte staatsmännische Leistung, die hier noch möglich ist.