Krise

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EWF – Grundstein zur Ausbeutung

Vor der Euro Einführung debattierten die EU-Staaten intensiv, wie die finanzpolitische Disziplin der Euro-Mitglieder auf Dauer gewährleistet werden kann. Der Sachverständigenrat hatte immer darauf hingewiesen: Nur wer die Maastricht-Kriterien erfüllt, darf in die Währungsunion aufgenommen werden. Im Falle Griechenland wurde nicht „richtig“ hingeschaut. Dieses Fehlverhalten in der Vergangenheit rechtfertigt aber nicht, dass die Hellenen auch künftig einen Sonderstatus für sich in Anspruch nehmen dürfen. Fakt ist: Griechenland hat ein gigantisches Haushaltsdefizit. Zur Recht fordern deshalb die Kapitalmärkte eine entsprechende Risikoprämie. Jetzt wird so getan, als sei dies eine böse Überraschung sei. Was soll daran überraschend sei?

Griechenland  – und niemand anderes –  muss für seine Defizite haften. Der Haftungsausschluss gehört zur Geschäftsgrundlage der Währungsunion. Nur über unterschiedliche Bonitätseinstufungen der Finanzmärkte kann die mangelnde Budgetdisziplin einzelner Länder weitestgehend unterbunden werden. Wer den Haftungsausschluss infrage stellt, der schädigt durch höhere Risikoprämien alle Beteiligten. Ein Europäischer Währungsfonds würde genau dazu führen. Durch kleine Finanzierungsbeiträge könnten sich die Mitglieder im Krisenfall den Beistand der anderen erkaufen. Wie bei einer Versicherung wäre damit der Grundstein zur Ausbeutung der Gemeinschaft gelegt.

Europa, Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , , , , 11 Kommentare zu Französisches Missverständnis

Französisches Missverständnis

aussenhandelssaldoZahlungsbilanztheorie und was die französische Regierung daraus macht!

Es wird mal wieder Zeit für eine grundsätzliche Bemerkung. Die neue französische Initiative zur Reduzierung der deutschen Exportüberschüsse zeigt ein fundamentales Missverständnis über die Zusammenhänge in der Zahlungsbilanz. Zur Erinnerung: Es seien besonders die deutschen Exportüberschüsse, die den europäischen Partnern Schaden zufügten. Deshalb sollte Deutschland weniger exportieren und dies durch höhere Löhne durchsetzen – Stichwort kaufkraftorientierte Lohnpolitik. Abgesehen davon, dass niemand die Tarifpartner zur Erhöhung der Löhne zwingen kann, würde eine Reduzierung deutscher Exporte (durch Verteuerung oder Qualitätsverringerungen) keineswegs automatisch eine Passivierung der deutschen Handelsbilanz zur Folge haben. Wahrscheinlich bleiben die Salden in Deutschland und anderswo auf dem vorherigen Stand, nur es würde weniger exportiert und importiert werden. Nur die Umsätze sinken, und damit die Einkommen und vermutlich die Beschäftigung – allerdings nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa!

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Finanzmarkt, Soziales, Steuern und FinanzenTagged , , , , , , 4 Kommentare zu Bald griechische Verhältnisse?

Bald griechische Verhältnisse?

Während sich Griechenland am vergangenen Donnerstag im Streik befand, präsentierte das Statistische Bundesamt handfeste Daten zur deutschen Staatsverschuldung: mit der Rekordsumme von 1,69 Billionen Euro steht unser Land tief in der Kreide. Ergo: Deutschland muss sparen. Der Streik in Griechenland zeigt aber: die wenigsten sind dazu bereit. Zeigen uns die Helenen exemplarisch, was der Politik und Gesellschaft droht, wenn ein Sparkurs bei uns eingeschlagen wird?

Konsolidierungspolitik macht den Regierungen offenbar keine Freude. Im letzten Konjunkturzyklus hat die damalige Große Koalition selbst bei sprudelnden Steuerquellen weiter Schulden aufgenommen. Jegliche Mehreinahmen wurden durch höhere Ausgaben verfrühstückt. Einschnitte bei Pensionen und Renten sind sakrosankt, weil diese Wählergruppe nicht nur in Deutschland eine wahlentscheidende Größenordnung hat. Die österreichische Regierung ist kürzlich an dieser Front eingeknickt und die Franzosen haben die gleichen Erfahrungen hinter sich. Und Griechenland zeigt, wie explosiv eine seit Jahrzehnten auf Pump lebende Gesellschaft reagiert, wenn plötzlich die Rechnung präsentiert wird und massive Steuererhöhungen, Gehaltskürzungen für den öffentlichen Dienst und Nullrunden für die Rentner beschlossen werden.

Im Alltag kennen wir den Grundsatz: Wer bestellt, bezahlt! In unserem Anspruchsdenken gegenüber dem Staat negieren wir diesen schlichten Zusammenhang. Und weil es kaum noch Politiker gibt, die uns Wähler an diese Grundregel erinnern, werden selbst in guten Konjunkturzeiten einfach weitere Wünsche erfüllt, wird das Sparen vergessen. Doch das frühzeitige Neinsagen der Politik zu wohlfeilen Wünschen der Bürger ist die Grundvoraussetzung dafür, dass wir nicht bald griechische Verhältnisse erleben.

Europa, Finanzmarkt, OrdnungspolitikTagged , , , , , , Leave a Comment on EWF – Rettung oder Sündenfall?

EWF – Rettung oder Sündenfall?

Rettung oder nicht? Über nichts wird derzeit mehr geschrieben als über den drohenden Staatsbankrott von Griechenland. Für die einen ist die Rettung Griechenlands mit Hilfe eines europäischen Währungsfonds eine absurde Idee. Andere sagen, wir brauchen den EWF um strengere Regeln durchzusetzen.

Ottmar Issing, ehemaliger Chefvolkswirt der EZB, warnte gegenüber der FAS ausdrücklich davor, die Idee eines EWF weiterzuverfolgen. Hilfe aus dem europäischer Währungsfonds für Griechenland käme ohnehin zu spät.

“Statt über künftige finanzielle Unterstützung im Notfall zu verhandeln, sollte sich die Gemeinschaft darauf konzentrieren, wie durch strikte Überwachung und zeitnahe Sanktionen für Fehlverhalten einzelner Länder dauerhaft Stabilität gesichert werden kann.“

Prof. Hans-Werner Sinn plädiert in einem Gastbeitrag mit der FAS dafür, anstelle einen europäischen Währungsfonds zu schaffen, lieber den IWF einzuschalten.

“Schließlich wurden dessen Hilfsmittel wurden kürzlich unter deutscher Beteiligung um 500 Milliarden Dollar aufgestockt. Es ist nicht einzusehen, warum wir nun ein zweites Mal zahlen sollten.“

In einem Interview mit der Bild am Sonntag plädiert Finanzminister Schäuble für die Einführung eines EWF:

 „weil wir strengere Regeln brauchen. Nur so bleibt der Euro vertrauenswürdig.“


Hier geht's zu weiteren Beiträgen zum Thema Griechenland im ÖkonomenBlog:

Starker Euro-nur ohne Griechen-Hilfe – von Frank Schäffler
Gewinner ist immer der Staat – von Prof. Michael Hüther
EWF – Eine absurde Idee – von Prof. Andreas Freytag
Stabilität des Euro gefährdet? -von Prof. Renate Ohr
Und tschüs – von Frank Schäffler
Exempel Griechenland – von Marco Mendorf
Kontrolle ist gut, Strafe ist besser – von Marc Feist

Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , , , 3 Kommentare zu EWF – Eine absurde Idee!

EWF – Eine absurde Idee!

Die Haushaltsdefizite der so genannten Pigs-Staaten werden immer größer. Die EU will nun einen europäischen Währungsfonds schaffen, der Staatsbankrotte innerhalb der EU verhindern soll.

Angesichts der sich zuspitzenden Haushaltskrise in Griechenland, aber möglicherweise auch anderswo, sucht die Politik, allen voran in Deutschland und Frankreich, nach Wegen, den größten Schaden zu verhindern. Eine direkte Hilfe für Griechenland ist nach dem Vertrag von Lissabon ausgeschlossen – „No Bail Out“ steht dort. Auch Rettung durch den IWF ist nicht opportun, weil man meint, in Europa brauche man keine Bevormundung von außen. Das würde den Eindruck erwecken, man schaffe es selber nicht! Der Eindruck ist richtig.

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Europa, Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , , 5 Kommentare zu Inflation: Gewinner ist immer der Staat

Inflation: Gewinner ist immer der Staat

Während die Inflationsrate für den Euroraum recht stabil bei etwa 2 Prozent gehalten werden konnte, war die Preisteuerungsrate in Griechenland mit etwa 4 Prozent fast doppelt so hoch.

Griechenland hält Europa in Atem. Die Haushaltslage der Helenen ist nicht nur ein Regelverstoß gegen die Fiskalkriterien der Europäischen Währungsunion, sie kommt einem Offenbarungseid gleich. In einer solchen fundamentalen Krise ist der Versuch nicht weiter überraschend, die anfallenden Lasten zu externalisieren. Überraschend sind dagegen Vorschläge und Diskussionsbeiträge aus internationalen Institutionen sowie von Ökonomen, die direkt oder indirekt die griechische Neigung zur Verdrängung des Problems unterstützen.

Kein geringerer als der IWF hat die Idee propagiert, die gegenwärtigen Probleme mittels Inflation „zu lösen“. Inflation ist aber der Versuch, einen akuten Verteilungskonflikt zu vertagen und ihn damit künftigen Generationen aufzubürden. Dem politischen Zeitgewinn stehen hohe gesamtwirtschaftliche Kosten gegenüber. Während der Staat als Inflationsgewinner für seine Verfehlungen auch noch prämiert würde, käme die Europäische Währungsunion durch die Finanz- und Geldpolitik unter Druck. Ein fundamentaler Vertrauensverlust wäre die Folge – denn die Verlierer sind die Sparer.

Europa, Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , , 3 Kommentare zu Griechische Naturkatastrophe

Griechische Naturkatastrophe

Ist der Euro in Gefahr? Die Schuldenkrise in Europa wird zur Belastungsprobe für die Gemeinschaftswährung

Ein Rechtsgutachten des Bundestages hat nun festgestellt, dass der Artikel 122 des AEUV eine rechtliche Grundlage für eine Hilfsverpflichtung Deutschlands an Griechenland bildet, denn es handele sich bei der griechischen Haushaltskrise um einen Notfall. Wörtlich sagt der entsprechende Passus aus, dass einem Staat geholfen werden kann “der aufgrund von Naturkatastrophen oder außergewöhnlichen Ereignissen, die sich seiner Kontrolle entziehen, von Schwierigkeiten betroffen oder von gravierenden Schwierigkeiten ernstlich bedroht ist” (Art 122 (2) AEUV). Der Politiker Dr. Schick sprach von spekulativen Attacken, denen Griechenland ausgesetzt sei, als einem typischen Fall für eine solche Notlage.

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Europa, Finanzmarkt, Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , , 2 Kommentare zu Ausgaben-Explosion

Ausgaben-Explosion

Das Handelsblatt berichtet in seiner heutigen Ausgabe: “Länder ächzen unter der Schuladenlast“.

Die 16 Bundesländer haben im abgelaufenen Jahr 25,5 Mrd. Euro mehr ausgegeben als eingenommen. (…) Im Vorjahr hatten die Länder noch einen Überschuss von 700 Mio. Euro erzielt.  (…) Die hohen Defizite trieben auch die Schuldenstände in die Höhe: Erstmals summierten sich Ende 2009 die Gesamtschulden der Länder auf über 500 Mrd. Euro.

Im ÖkonomenBlog schrieb Frank Schäffler am 20. Mai 2009: Einfach mal nicht mehr ausgeben.

Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , , 2 Kommentare zu Marktversagen bei Salz und Mützen?

Marktversagen bei Salz und Mützen?

Streusalzmangel in Gütersloh und Bielefeld. Ausverkaufte Mützen bei Kaufhof und C&A. Was hat das miteinander zu tun? Einiges – und nichts. Zunächst ist  es der lange und eisige Winter: Über das Normalmaß der vergangenen Jahre hinaus müssen schon seit Wochen die Straßen und Autobahnen mit Streusalz befahrbar gehalten werden. In einigen Bundesländern sind die Reserven nun endgültig aufgebraucht, Fahrbahnen und ganze Streckenabschnitte werden gesperrt. Bis die Frachtschiffe aus Marokko mit Nachschub am Hamburger Hafen ankommen, werden noch einige Autofahrer beschwerliche Reisen erleben müssen. Hat der freie Markt versagt?

Genau so wie bei den Mützen? Ja genau – Marktversagen bei Wintermode: Schaals, Handschuhe und eben auch Mützen sind knapp geworden im sibirischen Deutschland. Vor dreieinhalb Wochen ist es mir am Berliner Alexanderplatz tatsächlich nicht möglich gewesen, in den umliegenden Kaufhäusern eine wärmende Kopfbedeckung zu erwerben. Hier wird doch wohl kein Mensch tatsächlich von Marktversagen sprechen wollen? Oder? Fordert gar jemand eine staatliche Mützenversorgung? Vorübergehend konnte ich mir mit meiner Kapuzenjacke weiterhelfen. Und seit dem Wochenende sind Strickmützen jetzt wieder im Angebot.

Beim Salz allerdings gehen die Meinungen auseinander. Die ersten Abgeordneten fordern bereits eine „nationale Streusalzreserve“. Na toll: Noch eine Behörde zur Korrektur angeblichen Marktversagens. Aber: Versagt hier wirklich der Markt? Nein! Das Gegenteil ist der Fall. Es gibt gar keinen richtigen Markt! Auf den Bundesfernstraßen und Autobahnen regiert unser Staat – nicht die Wirtschaft. Im Auftrag des Bundes müssen die Länder die Befahrbarkeit der Straßen garantieren. Dumm nur, dass der Bund mit den Ländern keine vertraglichen Leistungsziele vereinbart hat. Schon gar keine Gewährleistung und Sanktionsmöglichkeiten. Ordentliche Verträge und klare Haftungsregeln – das wäre die Grundlage einer marktwirtschaftlichen Lösung. Gut, bei einem Jahrhundertwinter, da wird´s halt mal knapp. Aber dafür könnte doch niemals der Staat Vorsorge treffen. Das nächste Staatsversagen wäre gleich vorprogrammiert. Ob Salz oder Mützen: der Markt muss uns schützen!


Hier geht's zu weiteren Beiträgen zu diesem Thema
Gemeinden in NRW – von Streusalz ausgeschlossen – Spiegel Online vom 16. Februar 2010
Nationale Streusalzreserve? – Rheinische Post vom 04. Februar 2010

Europa, Finanzmarkt, Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , , , , , 1 Kommentar zu Starker Euro – nur ohne Griechen-Hilfe

Starker Euro – nur ohne Griechen-Hilfe

Eine Rettung Griechenlands durch europäische Fiskalpolitik verstößt gegen das Regelwerk der EU und gefährdet die Stabilität unserer gemeinsamen Währung. Jegliche Hilfe wäre ein Bruch der Verträge. Da gibt es aus gutem Grund keine Umgehungsmöglichkeiten. Wir haben seinerzeit unsere D-Mark abgegeben – und zwar mit der Auflage, dass finanzielle Hilfen zur Begleichung von Haushaltsnotlagen nicht erlaubt sind. Das war auch gut und richtig so. Denn der Euro sollte genau so stabil sein wie damals unsere nationale Währung.

Wenn wir Griechenland nun durch Finanzhilfen beispringen, besteht die Gefahr, dass wir einen zunehmend schwachen Euro bekommen. Denn diese Hilfe wird Nachahmereffekte haben. Mit den Finanzhilfen ist es bei Griechenland ähnlich, wie bei Alkoholikern, denen wir eine Flasche Schnaps in die Hand drücken. Strukturelle Haushaltsdefizite müssen anders gelöst werden. Das Beispiel Irland zeigt, dass die Finanzmärkte durchaus intelligent reagieren können. Irland hatte ähnliche Probleme wie Griechenland heute und konnte sich durch rigorose Konsolidierung selbst wieder fangen. Nur so konnte Irland auch wieder Vertrauen in den Anleihenmärkten aufbauen. So sind die Zinsunterschiede zu deutschen Staatsanleihen auch wieder erheblich gesunken. Statt Griechenland jetzt kurzfristig zu helfen, muss der Stabilitäts- und Wachstumspakt verschärft werden.


Der Bundestagsabgeordnete und Finanzexperte Frank Schäffler äußert sich heute auch in der Welt am Sonntag: “Empörung über Hilfe für Griechenland”.

Europa, Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , , , , , 4 Kommentare zu Sündenfall Griechenland

Sündenfall Griechenland

Nun also doch: die EU will Griechenland stützend bei Seite stehen und holt dazu den IWF ins Boot.  Noch ist offen, wie die Hilfe im Detail aussehen wird. Fest steht aber schon jetzt: wer Griechenland stützt, begeht einen ordnungspolitischen Sündenfall. Die disziplinarische Wirkung des Marktes ist dahin. Denn auch andere marode Staaten, wie Portugal und Spanien, wissen jetzt – wenn's ernst wird, zahlt die Gemeinschaft. Kein Grund also, das Ausgabenverhalten zu ändern. ÖkonomenBlog Autor Frank Schäffler warnte bereits am 26. Januar davor Griechenland zu retten. Stattdessen fordert er: “Wer vorsätzlich sich den Zugang in den Euro durch falsche Angaben erschleicht und dauerhaft gegen die Stabilitätskriterien verstößt, muss auch zum Austritt aus dem Währungsraum gezwungen werden können.”  Dem stimmt auch Prof. Dirk Meyer von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg zu: “Griechenland muss den Euro abgeben”, fordert er in einem Focus Interview.


Hier geht’s zu weiteren Beiträgen zum Thema:
“Warum Deutschland für Griechenland zahlen muss” – Ein Kommentar in Spiegel-Online von Henrik Müller
Exempel Griechenland – Ein ÖkonomenBlog-Beitrag von Marco Mendorf
Kontrolle ist gut, Strafe ist besser – Ein ÖkonomenBlog-Beitrag von Marc Feist
Angst vor einem zweiten Griechenland wächst “- Handelsblatt vom 04. Februar 2010
EZB nimmt Griechen in die Pflicht “- FTD vom 04. Februar 2010
Prof. Peter Bofinger im SPIEGEL-Interview: “Der Euro könnte die Staatspleite verkraften”

Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , 1 Kommentar zu Marode Banken abwickeln: Mit Plan!

Marode Banken abwickeln: Mit Plan!

Die Eigenkapitalrendite der 19 größten international aktivsten Banken hat erheblich abgenommen. Ein Zeichen, dass nicht solide gewirtschaftet wurde.

Obwohl die Gewinne der Banken wieder sprudeln; die Finanzkrise noch längst nicht überstanden. In den letzten zwei Jahren mussten die Banken ordentlich Federn lassen. Die Eigenkapitalrendite ist erheblich gesunken – solide gewirtschaftet wurde also nicht. Schlimmer war, dass aus einer Pleite ein Flächenbrand zu werden drohte. Die US-Regierung hat nun einen ersten Schritt gewagt vorzubeugen. Mit Sondersteuern, Boniregelungen und sogar Zerschlagung wird gedroht. Doch die Diskussionen führen an den eigentlichen Ursachen der Krise vorbei. Denn versagt haben in erster Linie die staatlichen Aufsichtsgremien. Will man die Fehler der Vergangenheit vermeiden, brauchen wir eine unabhängige Aufsicht, die ihre Maßnahmen wirkungsvoll, ohne politische Einflussnahme durchsetzen kann.

Konkret heißt das: das unabhängige Aufsichtsgremium sollte die dem Finanzministerium unterstehende Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht unterstützen und gleichzeitig kontrollieren. Weitere Aufgabe der Aufsicht ist es neue Eigenkapitalvorschriften zu erlassen. Wichtig dabei ist, dass sich die Vorschriften für die Hinterlegung von Eigenkapital nach dem Systemrisiko einer Bank richten. Je größer die Rolle einer Bank desto mehr Eigenkapital muss hinterlegt werden. Doch was passiert, wenn eine systemrelevante Bank zahlungsunfähig wird? Für diesen Fall muss jede Bank einen Notfallplan erstellen, der zeigt, wie die Bank im Pleitefall abwickelt werden kann. So kann der Insolvenzschaden  für die Sparer und Steuerzahler minimiert werden. Denn den Schaden tragen dann – im Sinne der Marktwirtschaft – die Eigentümer.


Hier kommen Sie zu einem ausführlichen Bericht des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln.

Europa, Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , , 8 Kommentare zu Kontrolle ist gut, Strafe ist besser

Kontrolle ist gut, Strafe ist besser

Griechenland hat von der EU-Kommission einen strikten Sparkurs auferlegt bekommen. Bis 2012 mus das Staatsdefizit auf 2,8 Prozent des BIP sinken.

Erstmals macht die EU-Kommission einem ihrer Mitglieder wirtschaftspolitische Auflagen: Griechenland muss sparen und zwar drastisch. Das Staatsdefizit muss binnen zwei Jahren auf 2,8 Prozent gesenkt werden. Ein Rückgang von rund 10 Prozentpunkten im Vergleich zu heute. Gut so, denn die Ursachen der Schieflage sind hausgemacht. Nicht neu ist die schlechte Haushaltslage der Griechen und seit Oktober ist bekannt, dass die Einführung des Euro durch Statistikfälschungen quasi erschlichen wurde.

Die Hoffnung der Hellenen auf Gelder der EU hat der Währungskommissar Almunia erst einmal zerschlagen. ÖkonomenBlog Autor Frank Schäffler stimmt dem zu: keine EU Hilfe für Griechenland. Stattdessen droht die Kommission Griechenland Strafen an, wenn der auferlegte Sparplan nicht eingehalten wird. Doch wie hoch das Strafmass ausfällt bleibt offen. Viele Möglichkeiten hat die EU nicht: zwar kann man Defizitsündern die Zahlungen aus dem EU Topf streichen, doch diese Mittel sind im Haushalt längst eingeplant – eine Kürzung würde die Lage nur noch verschlimmern. Eine Exit-Option für Euro-Staaten, die sich nicht an die Regeln halten, gibt es auch nicht. Fest steht aber: eine klare Regelung mit konkretem Strafmaß ist unabdinglich. Denn mit Portugal und Spanien warten bereits die nächsten Pleitekandidaten.


Hier geht’s zu weiteren Beiträgen zum Thema:
Prof. Dirk Meyer in Focus-Online: “Griechenland muss den Euro abgeben”
Angst vor einem zweiten Griechenland wächst “- Handelsblatt vom 04. Februar 2010
EZB nimmt Griechen in die Pflicht “- FTD vom 04. Februar 2010
Prof. Peter Bofinger im SPIEGEL-Interview: “Der Euro könnte die Staatspleite verkraften”

Europa, Finanzmarkt, Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , , , , , , , , , 6 Kommentare zu Exempel Griechenland

Exempel Griechenland

Griechenland kann seine Staatsanleihen nur noch durch hohe Risikozuschläge am Markt platzieren. Derzeit werden griechische Staatsanleihen mit rund 6% verzinst.

Selten habe ich eine so klare und konsequente politische Agenda in Form eines Interviews gelesen. Der griechische Finanzminister Georgios Papaconstantinou hat sich viel vorgenommen. Zack-Zack: So rattert er seinen brachialen Konsolidierungskurs in der FAZ am Mittwoch nur so runter: Verbrauchsteuern anheben, pauschale Ausgabenkürzungen aller Ressorts von 10 Prozent, Gehaltseinbußen im öffentlichen Dienst. Zudem: Steuerreform, Sozialreformen, weniger Verwaltung und Bürokratie. Hut ab. So eine Rosskur könnte auch der deutschen Volkswirtschaft nicht schaden. 

Griechenland steht allerdings vor deutlich größeren Problemen als wir. Seine extrem hohe Staatsverschuldung führt zu aktuten Finanzierungsengpässen: Nur durch erhebliche Zinsaufschläge ist es der griechischen Regierung überhaupt noch möglich, Staatsanleihen auf den Markt zu bringen. Das Land hat jahrelang über seine Verhältnisse gelebt – und seinen Kunsum auf Pump finanziert, schreibt Otmar Issing heute in einem lesenswerten Beitrag in der FAZ. Und nun? Müssten die Euro-Länder ihrem größten Sorgenkind jetzt nicht finanziell unter die Arme greifen? Issing meint: Nein. Falsch verstandene Solidarität führe mittelfristig zu gefährlichen Anreizen. Immerhin stehen Spanien, Italien und Irland auch schon auf der Matte. ÖkonomenBlog-Autor Frank Schäffler meint zudem: Finanzhilfen sind mit der No-bail-out Klausel nicht zu machen. Was neben dem Stabilitäts- und Wachstumspakt fehlt, ist eine überzeugende Exit-Variante für chronische Spielverderber.

Jetzt also hart bleiben? Werner Mussler (FAZ) schreibt heute in seinem Leitartikel: “Nicht nur Griechenland, auch der Stabilitätspakt steht (wieder) vor einer Bewährungsprobe. Dass er in der Vergangenheit ausgehöhlt wurde, ist kein Argument dafür, ihn jetzt zu vergessen.” Also: an den Griechen jetzt ein weitreichendes Exempel statuieren? Zumindest erscheint es lohnenswert, die athener Regierung bei der Umsetzung ihrer mehr als ambitionierten Sanierungsagenda zu unterstützen. So kann aus einem Exempel vielleicht noch ein Vorbild für andere werden.


Prof. Dirk Meyer in Focus-Online: “Griechenland muss den Euro abgeben”