Wachstum

Finanzmarkt, Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , 5 Kommentare zu … in die Krise getrieben

… in die Krise getrieben

Die schwer angeschlagene BayernLB ist im dritten Quartal 2008 tief in die roten Zahlen gerutscht.

Wer hat Deutschland in den Sog der Finanzkrise getrieben, die Politik mit ihren Landesbanken oder die Deutsche Bank? Die Antwort: beide. Der Schaden wird voraussichtlich einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag betragen, genug jedenfalls, um die Rolle der Banken ernsthaft zu beschneiden. Josef Ackermann war es, der den Umbau der Deutschen Bank vom seriösen Finanzierer der Deutschland AG zum T-Rex unter den Banken-Dinosauriern forcierte. Die Deutsche spielte dann eine zentrale Rolle bei der Konstruktion der milliardenschweren Schattenbanken, die schließlich implodierten, wie etwa bei der in Staatshand befindlichen IKB. Zugleich trieb die Deutsche hunderte deutscher Mittelständler und Kommunen in hoch riskante Zinsswapgeschäfte. Die von der Politik protegierten Landesbanken wiederum sind seit Jahrzehnten eine Lachnummer für die Wall Street. Ihre Spekulationen mit vom Staat garantierten Geldern haben ganze Generationen von Investmentbankern ernährt. So stiegen die Landesbanken erst dann groß in den USA ein, als sich die dortigen Investoren aufgrund der abnorm steigenden Hauspreise bereits zurückzogen. Durch die Vereinbarung mit der EU- Kommission von 2001 hatte es der Großlobbyist der Landesbanken, Peer Steinbrück (damals NRW-Finanzminister), zusammen mit seinen Kollegen Faltlhauser (Bayern) und Stratthaus (Baden-Württemberg), erreicht, dass bis 2005 rund 100 Milliarden Euro mit Staatsgarantien von den Banken emittiert werden konnten, die großteils direkt und zum Zeitpunkt des höchsten Risikoniveaus in die USA flossen. Darum sind beide – Ackermann und Steinbrück – Symbolfiguren für Verantwortungslosigkeit und Eigennutz zu Lasten der Allgemeinheit.


Die schwer angeschlagene BayernLB ist im dritten Quartal 2008 tief in die roten Zahlen gerutscht. Bis Ende September haben sich in der Staatsbank über 1,6 Milliarden Euro Verluste aufgebaut. Der Freistaat Bayern will die Bank nun mit zehn Milliarden Euro Steuergeldern stützen. Zusätzlich bürgt Bayern für Risiken in Höhe von knapp fünf Milliarden Euro. Und für weitere Risiken in Höhe von 15 Milliarden Euro übernimmt der Bund eine Garantie. Bayern verzichtet darauf, Hilfen aus dem Sonderfonds des Bundes in Anspruch zu nehmen – das hätte angesichts komplizierter Auflagen eine schnelle Lösung erschwert, sagte Finanzminister Georg Fahrenschon.Hans-Joachim Dübel kommentiert die Bankenkrise im Tagesspiegel am 26. November 2008 mit den Worten: „Ackermann und Steinbrück sind schuld“. Den gesamten Gastkommentar können Sie hier nachlesen.

Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , , , Leave a Comment on Offene Flanken schließen

Offene Flanken schließen

Die Mehrheit der Steuerzahler leidet unter der kalten Progression. Außerdem steigen die Steuersätze oberhalb des Grundfreibetrags zu steil an - das belastet gerade die Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen besonders stark. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat hierzu finanzierbare Reformvorschläge entwickelt.Auch im nächsten Jahr müssen wir mit einschneidenden rezessiven Anpassungen rechnen: Die seit dem Spätsommer massiv und seit dem Herbst dramatisch einbrechenden Auftragseingänge machen deshalb eine Neubewertung der gesamtwirtschaftlichen Aussichten unausweichlich. Finanzminister Steinbrück hat allerdings durchaus recht mit dem Hinweis, dass man gegen eine Rezession nicht „anfinanzieren“ könne. Das propagiert indes auch niemand. Wohl aber kann es gelingen, durch schnelles, transparentes und massives Handeln rezessive Entwicklungen abzufedern und deren gesamtwirtschaftliche Kosten zu begrenzen.
Dies wird aber mit Einmalmaßnahmen wie Konsumschecks ebenso wenig gelingen wie mit staatlichen Investitionsgroßprogrammen, die auf die Schnelle nicht zu realisieren sind. Warum hat die Bundesregierung, wie in der Haushaltsdebatte sichtbar wurde, Angst vor Steuersenkungen? Traut sie den Bürgern so wenig? Sieht sie alle Dämme gegen neue gruppenspezifische Sonderwünsche im Hinblick auf zusätzliche Ausgaben brechen? Eine Senkung der Einkommensteuerlast durch eine Abschaffung des Solidaritätszuschlags und eine Tarifglättung im unteren Bereich um insgesamt 25 Mrd. Euro kann zwei offene Flanken schließen und die Regierung sogar stärken: gegenüber Sonderwünschen einzelner Branchen oder Interessen ebenso wie gegenüber den unmoralischen Ansinnen mancher europäischer Freunde. Wer jetzt aber zunächst die Bundestagswahl im Herbst 2009 abwarten will, der hat bereits heute den richtigen Zeitpunkt des Handelns versäumt.


Die Mehrheit der Steuerzahler leidet unter der kalten Progression. Außerdem steigen die Steuersätze oberhalb des Grundfreibetrags zu steil an – das belastet gerade die Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen besonders stark. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat hierzu finanzierbare Reformvorschläge entwickelt.

Finanzmarkt, Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , Leave a Comment on Gipfel bereits jetzt gescheitert

Gipfel bereits jetzt gescheitert

Durch die Transaktionen der US-Notenbanken hat sich in den vergangen Wochen die Zentralbankgeldmenge enorm erhöht.  Die Graphik zeigt die Zentralbankgeldguthaben der US-Banken bei der Fed (ohne Bargeldbestände). Diese Geldbestände sind also (noch) nicht in die Hände der Nichtbanken (Konsumenten, Unternehmen) gelangt.

Der Weltfinanzgipfel in Washington ist erst zwei Wochen her – und im Ergebnis bereits heute gescheitert. Denn die Staatschefs haben eines konsequent ignoriert: Das, was man investiert, muss zuvor immer erst erspart werden. Und Kredite, die aus Erspartem bestehen, haben eine andere Wirkung als Kredite, die durch Geldschöpfung entstehen. Investitionen, die durch Kredite finanziert werden, die aus Erspartem bestehen, erhöhen den gesamtwirtschaftlichen Wohlstand. Investitionen, die durch Kredite finanziert werden, die aus Geldschöpfung bestehen und das heißt aus einer Geldmengenerhöhung, blähen unsere Wirtschaft lediglich künstlich auf. Ökonomen bezeichnen dieses Phänomen als Bubble-Economy. In der Folge steigen nicht so sehr die Preise für Konsumgüter. Vielmehr steigen die Preise für Unternehmen, Aktien und Immobilien. Die Bundesbank unterscheidet deshalb die Konsumgüter-Preisinflation von der Vermögensgüter-Preisinflation. Dass die aus Geldmengenvermehrung entstandenen Blasen platzen, wenn der Zins steigt und wenn weitere Liquidität ausbleibt, konnten wir seit Mitte 2007 beobachten. Der Weltfinanzgipfel ist gescheitert, weil der evidente Zusammenhang zwischen einer Vermögensgüter-Preisinflation und der enormen Geldmengenerhöhung in Europa und den USA systematisch und absichtlich ausgeblendet wurde und die Rolle der Zentralbanken nicht kritisch hinterfragt worden ist. Zudem wird ständig ausgeblendet, dass der Staat durch das Teilreservebank-Privileg und unzureichende Eigenkapitalvorschriften es den Banken ermöglicht, aus den Ersparnissen ihrer Kunden eine vielfache Geldmenge in Form von Krediten schöpfen zu können. Da es immer nur eine begrenzte Anzahl von sicheren und im Risiko kalkulierbaren Investitionsprojekten gibt, haben die Banken, um die erhöhten Geldmengen unterbringen zu können, auch risikoreiche und im Risiko nicht kalkulierbare Investitionsprojekte erfunden. Zudem hätte man sich in Washington ernsthaft die Frage stellen müssen, ob diese Kredit- und Geldschöpfung letztlich nur in einem reinen Papiergeldsystem möglich ist. In Bretton Woods hatte man sich diese Frage gestellt und die Konsequenzen daraus gezogen.


Zur Grafik: Durch die Transaktionen der US-Notenbanken hat sich in den vergangen Wochen die Zentralbankgeldmenge enorm erhöht. Die Graphik zeigt die Zentralbankgeldguthaben der US-Banken bei der Fed (ohne Bargeldbestände). Diese Geldbestände sind also (noch) nicht in die Hände der Nichtbanken (Konsumenten, Unternehmen) gelangt. Der Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler veröffentlichte dazu einen Gastbeitrag in der FTD.

Europa, Finanzmarkt, Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , , Leave a Comment on Steuerdebatte kommt in Fahrt

Steuerdebatte kommt in Fahrt

Die Wirtschaftswoche startete am 17. November 2008 Ihre „Aktion Steuern senken“ .Deutschland ist Weltspitze: Zumindest was Steuern und Abgaben angeht. Im März diesen Jahres hatte die OECD bereits vorgerechnet: Von 100 Euro Arbeitskosten blieben einem Durchschnittsverdiener in 2007 gerade noch 47,80 Euro Nettoeinkommen übrig. Die OECD forderte bereits damals: Runter mit Steuern und Sozialabgaben – vor allem für die Gering- und Durchschnittsverdiener. Diese werden hierzulande nämlich besonders hart getroffen. Während in Frankreich für einen Arbeitnehmer mit halbem Durchschnittslohns nur 30 Prozent der Arbeitskosten als Steuer- und Sozialabgaben anfallen, sind es in Deutschland hingegen 45 Prozent. Angesichts der gegenwärtigen Wirtschaftskrise hat die Debatte über Steuersenkungen jetzt wieder Fahrt aufgenommen: Bundeskanzlerin Merkel stellt für die kommende Legislaturperiode eine Entlastung in Aussicht. Bayern fordert eine Steuerreform noch vor der nächsten Wahl. Der Konjunktur würde es helfen, meint Bundeswirtschaftsminister Glos. Auch Michael Hüther will mit einer „massiven Senkung der Einkommensteuer“ den Haushalten neue Luft verschaffen. Andere wollen die Erhöhung der Mehrwertsteuer zurückdrehen. Peter Bofinger sieht darin eine „Maßnahme mit großer Breitenwirkung“. Im Finanzministerium wird sogar über die Ausgabe von Konsum-Schecks nachgedacht.


Bildnachweis: Die Wirtschaftswoche startete am 17. November 2008 Ihre „Aktion Steuern senken“. Continue reading “Steuerdebatte kommt in Fahrt”

Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , Leave a Comment on Europa braucht einen Konjunkturpakt!

Europa braucht einen Konjunkturpakt!

Länder, die die Defizitgrenze von 3 Prozent BIP überschreiten, sollen sich dazu verpflichten, schon 2009 Strukturreformen zur Sicherung der fiskalischen Nachhaltigkeit umzusetzen.In dieser Ausnahmekrise braucht die EU ein Konjunkturprogramm bei gleichzeitiger Stärkung des Stabilitäts- und Wachstumspakts zur Sicherung der fiskalischen Nachhaltigkeit. Eine solche Stärkung der Gesamtnachfrage ist ein besserer Weg zur Stützung der Realwirtschaft als ein sektorspezifischer Subventionswettlauf. Die Mitgliedstaaten sollten sich jeweils zu einem fiskalischen Impuls von 1 Prozent ihres Bruttoinlandprodukts verpflichten, im Sinne einer gerechten Lastenverteilung. Neben länderspezifischen Maßnahmen sollte eine koordinierte und befristete Senkung der Mehrwertsteuer um einen Prozentpunkt angestrebt werden. Dies ließe sich rasch umsetzen, wäre einfach zu koordinieren und gäbe ein starkes Signal an die Verbraucher, dass alle Regierungen gemeinsam handeln. Gleichzeitig müsste die fiskalische Nachhaltigkeit gestärkt werden. Diejenigen Länder, die mit dem Konjunkturprogramm die Defizitgrenze von 3 Prozent BIP überschreiten, müssten sich dazu verpflichten, schon 2009 Strukturreformen zur Sicherung der fiskalischen Nachhaltigkeit umzusetzen. In Ländern wie Italien könnte dies beispielsweise durch eine Rentenreform geschehen. Widrigenfalls sollte sich die betroffenen Länder einem beschleunigten EU-Defizitverfahren unterziehen, so dass schon für 2010 Korrekturmaßnahmen verlangt werden könnten und nicht erst für 2012, wie es der Stabilitäts- und Wachstumspakt derzeit vorsieht. Eine entsprechende Vereinbarung könnte vom Europäischen Rat am 12. Dezember getroffen und schon zum 1. Januar 2009 umgesetzt werden.


In einem Policy Brief “A European Recovery Programme” fordern Jean Pisani-Ferry, André Sapir und Jakob von Weizsäcker alle EU-Staaten auf, ihre Mehrwertsteuer kurzfristig und befristet zu senken. Die Autoren gehören zum europäischen Think Tank Breugel (Brussels European and Global Economic Laboratory). Inzwischen hat der britische Premierminister Gordon Brown eine befristete Senkung der Mehrwertsteuer angekündigt.

Arbeitsmarkt, Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , , , Leave a Comment on Hilfen strikt begrenzen

Hilfen strikt begrenzen

Seit 2007 werden wieder weniger PKWs in Deutschland zugelassen.Grundsätzlich sollte der Staat weder einzelne Unternehmen retten, noch ganze Branchen an den Tropf hängen. Das wäre ordnungspolitisch ein völlig falscher Ansatz. Trotzdem muss man sich den ganz speziellen Fall Opel genauer ansehen. Die prekäre Situation wurde nicht vom Unternehmen verschuldet. Opel hat keine falsche Unternehmensstrategie verfolgt und auch die Modellpolitik war nicht verfehlt. Der Grund liegt bei der US-Mutter General Motors, die sich am Rande der Insolvenz bewegt. Für Opel Deutschland könnte dies im schlimmsten Fall Entlassungen und Werkschließungen bedeuten. Auch zahlreiche Zulieferbetriebe wären in ihrer Existenz bedroht. Die deutsche Wirtschaft hätte im Falle einer Pleite von Opel eine enorme Zusatzlast zu tragen. Bürgschaften, wie sie nun beraten werden, sind sinnvoll. Allerdings sollten die Konditionen dafür sehr eng gefasst und vor allem zeitlich begrenzt sein. Sie dürfen nichts anderes sein, als eine Brücke, bis Klarheit herrscht, wie es um General Motors bestellt ist. Keinesfalls darf deutsches Steuergeld in die USA abfließen. Das muss jedoch vertraglich auch festgeschrieben werden. Aufpassen sollten wir, dass nicht alle Unternehmen, die in Schieflage geraten, jetzt beim Kanzleramt anklopfen. Denn die Ankündigungen einiger Ministerpräsidenten, nun einen Rettungsschirm für die gesamte Automobilbranche aufzuspannen, zielen in eine völlig falsche Richtung. Die Absatzentwicklung ist kein Argument für staatliche Intervention. Die Regierung muss dafür sorgen, dass Hilfen strikt begrenzt bleiben und nur für in einem so speziellen Fall gewährt werden – sonst kann man den Weg, Opel zu helfen, gar nicht erst gehen.


Bildnachweis: iwd vom 13. November 2008.

Europa, Finanzmarkt, Steuern und FinanzenTagged , , , Leave a Comment on Wohin mit dem Ersparten?

Wohin mit dem Ersparten?

Von Prof. Dr. Andreas Freytag und Gernot Pehnelt

Hohe Auslandsschulden stellen immer dann ein gewisses Risiko dar, wenn es nicht gelingt, die Kapitalzuflüsse in produktivitätssteigernde Maßnahmen zu lenken.Angesichts der weltweiten Finanzmarktkrise fragen sich viele Anleger, wo sie ihr Kapital noch gewinnbringend und möglichst sicher investieren sollen, wenn selbst große Investmentbanken und staatliche Kreditanstalten ins Schlingern geraten. Der sich abzeichnende konjunkturelle Abschwung, sinkende Gewinnerwartungen und die damit verbundenen Risiken haben längst dazu geführt, dass Anleger in Ihren Investitionsentscheidungen äußerst zurückhaltend geworden sind. Diese verständliche Vorsicht tangiert auch Unternehmen und letztlich ganze Volkswirtschaften, die auf Kredite angewiesen sind, um Investitionen, Wachstum, Expansion, Schuldendienste und konsumtive Ausgaben zu finanzieren. Frisches Kapital ist – mehr als je zuvor – zu einer knappen Ressource geworden. Continue reading “Wohin mit dem Ersparten?”

Arbeitsmarkt, Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , , Leave a Comment on Halbherziges Sammelsurium

Halbherziges Sammelsurium

Das Maßnahmenpaket der Bundesregierung kostet in den Jahren 2009 und 2010 etwa 12 Milliarden Euro. Anstatt allgemein Bürger und Unternehmen zu entlasten, gibt es nur selektive Förderungen.Einig waren sich Akteure in einem: „Konjunkturprogramm“ sollte es nicht heißen – immerhin wollte die Bundesregierung mit ihrem Maßnahmenpaket „Beschäftigungssicherung durch Wachstumsstärkung“ nicht in die Schublade keynesianischer Nachfragestimulierung einsortiert werden. Trotz aller semantischen Klimmzüge kommt das Paket dennoch nicht über ein halbherziges Sammelsurium hinaus. Zu den positiven Lichtblicken gehören das Vorziehen ohnehin geplanter Infrastrukturprojekte und die leider nur auf zwei Jahre begrenzte degressive Abschreibung auf mobile Wirtschaftsgüter. Die sektorspezifischen Einzelmaßnahmen verengen das Notwendige – obwohl eine allgemeine steuerliche Entlastung aller Bürger und Unternehmen effizienter und bürokratisch weniger aufwändig gewesen wäre. Denn wir beobachten, wie der abrupte Nachfragerückgang die Anpassungsfähigkeit der Angebotsseite deutlich überfordert. In einer solchen Phase ist eine koordinierte Stützung der Konjunktur durchaus sinnvoll. Sie sollte aber eine nachhaltige Wirkung entfachen. Die stärksten Impulse kämen aus einer definitiven Abschaffung des Solidaritätszuschlags, die wie die Ausreichung von Barschecks direkt, transparent und nachhaltig wirkt. Sinnvoll wäre es außerdem, die hohe Grenzbelastung im unteren Bereich der Einkommensteuer zu reduzieren. Kleine und mittlere Einkommen, die in der Regel eine hohe Konsumquote aufweisen, werden dadruch über Gebühr belastet. Ein solches Programm wäre stringent und hätte eine doppelte Dividende: Es fördert kurzfristig die Konjunktur und langfristig die Wachstumskräfte.


Bildnachweis: Internetseite des Bundesfinanzministeriums.

Finanzmarkt, Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , Leave a Comment on Langfristig Eigenkapital stärken!

Langfristig Eigenkapital stärken!

Deutsche Unternehmen verfügen über deutlich weniger Eigenkapital als ihre Konkurrenten im Ausland.In der derzeitigen Finanzkrise wird eines deutlich: Die Eigenkapitalausstattung der Banken ist viel zu gering. Wer eine Kernkapitalquote von zehn Prozent aufweisen kann, gilt schon als Branchenprimus. Auf das gesamte Eigenkapital bezogen bedeutet dies jedoch lediglich eine Quote von unter zwei Prozent. Unternehmen, die eine so geringe Eigenkapitalquote aufweisen, sind in Krisenzeiten besonders anfällig. Dies erleben wir gerade. Die staatlichen Maßnahmen reichen von der Zwangskapitalisierung in den USA  über eine höhere Mindestkernkapitalquote in Großbritannien, die bei Zuwiderhandlung eine Staatsbeteiligung vorsieht, bis zu einer freiwilligen Lösung unter Auflagen in Deutschland.

Alle Maßnahmen haben mit Marktwirtschaft und Rahmensetzung im Sinne der Ordnungspolitik wenig zu tun, sondern sind der hilflose Versuch des Staates, mit kurzfristigen Maßnahmen ein langfristiges Problem zu lösen. Vielversprechender wäre es, wenn der Staat die Eigenkapitalbildung in Unternehmen nicht steuerlich diskriminieren würde. Der Einsatz von Fremdkapital lohnt sich in Unternehmen mehr als der Einsatz von Eigenkapital, und Banken sind Unternehmen wie jedes andere auch. Fremdkapitalzinsen können steuerlich als Betriebsausgaben abgesetzt werden, die Verzinsung des Eigenkapitals jedoch nicht. Deshalb ist Eigenkapital im Unternehmen teuer und Fremdkapital, unterstützt noch durch billiges Geld der Notenbanken, preiswert. Der Staat beeinflusst damit die Finanzierungsstruktur von Unternehmen. Zwar hat die “Zinsschranke” im Rahmen der Unternehmensteuerreform den Abzug von Fremdkapitalzinsen eingeschränkt. Besser wäre jedoch ein anderer Weg: Eigenkapital und Fremdkapital sollten steuerlich gleich behandelt werden. Und deshalb sollten sowohl die Verzinsung des Eigenkapitals als auch die Verzinsung des Fremdkapitals steuerlich im gleichen Umfang abzugsfähig sein.

Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , , Leave a Comment on Auf einmalige Kassenschlager besser verzichten

Auf einmalige Kassenschlager besser verzichten

Mit einem Konjunkturpaket will die Bundesregierung Investitionen von 50 Milliarden Euro anstoßen. Dazu sollen zwischen 2009 und 2012 etwa 23 Milliarden Euro Steuermittel aufgebracht werden – maßgeblich durch neue Schulden finanziert. Oliver Knipping fordert stattdessen eine Entlastung bei Steuern und Abgaben. Die Grafik zeigt die Entwicklung der Staatsverschuldung in Deutschland. Grafik/Quelle: Bund der Steuerzahler, 2008 Schätzung.Deutschland führt derzeit eine seiner bekanntesten Arien wirtschaftspolitischer Unvernunft auf. Während sich am Konjunkturhimmel erste dunkle Wolken zusammenziehen, haben die Protagonisten staatlicher Konjunkturprogramme bereits ihre Hauptrollen auf der politischen Bühne besetzt. Innerhalb weniger Wochen wird der Spielplan komplett umgestellt und Platz geschaffen für publikumsbeliebte Evergreens. Solides Haushalten und Konsolidierung lief gestern – ab jetzt werden nur noch wohlklingende Ausgabenprogramme auf die Bühne gebracht. Dabei zeigt die Vergangenheit doch mehr als deutlich, dass sich Programme, wie sie jetzt von der Regierung geplant sind, in erster Linie nicht positiv auf die Konjunktur auswirken, sondern vor allem den Staat in noch höhere Verschuldung treiben. Anstatt sich mit punktuellen Förderinstrumenten für einzelne Branchen zu profilieren, sollten die Bürger jetzt insgesamt entlastet werden. Beendet werden sollte vor allem die überproportionale und leistungsfeindliche Besteuerung mittlerer Einkommensbezieher. Der Bühnenbetrieb kann nur mit einem nachhaltigen und konsistenten Spielplan gesichert werden – auf einmalige Kassenschlager sollte Deutschland besser verzichten.


Mit einem Konjunkturpaket will die Bundesregierung Investitionen von 50 Milliarden Euro anstoßen. Dazu sollen zwischen 2009 und 2012 etwa 23 Milliarden Euro Steuermittel aufgebracht werden – maßgeblich durch neue Schulden finanziert. Oliver Knipping fordert stattdessen eine Entlastung bei Steuern und Abgaben. Die Grafik zeigt die Entwicklung der Staatsverschuldung in Deutschland. Grafik/Quelle: Bund der Steuerzahler, 2008 Schätzung.

Arbeitsmarkt, Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , , 1 Kommentar zu Agenda schreibt Geschichte

Agenda schreibt Geschichte

Im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft hatte das Institut zur Zukunft der Arbeit bereits am 6. Oktober in einer Studie prognostiziert: Die Arbeitslosigkeit fällt unter 3 Millionen – die INSM feierte das freudige Ereignis mit einer Plakataktion vor der Internationalen Bauakademie in Berlin.Die Arbeitslosenzahl ist im Oktober erstmals seit über 16 Jahren wieder unter die magische Schwelle von drei Millionen gefallen. Seit 30 Jahren ist es außerdem gelungen, die Sockelarbeitslosigkeit abzubauen. Für das wiedervereinigte Deutschland ist das ohne Zweifel ein historischer Moment. Aber anstatt diesen Erfolg zu feiern, werden bereits wieder dunkle Zukunftsszenarien aufgemalt. Es ist richtig: Die Arbeitslosenzahlen werden mit hoher Erwartung wieder steigen. Das liegt zum einen am (erwarteten) Abschwung und zum anderen an der Finanzkrise. Dennoch sollte nicht klein geredet werden, dass in den letzten Jahren eine Reihe mutiger arbeitspolitischer Entscheidungen getroffen wurden, die sich jetzt auszahlen. Die Kombination von mehr Flexibilität, moderater Lohnpolitik und höheren Anreizen, Arbeit der Sozialhilfe vorzuziehen, hat im Zusammenspiel mit der konjunkturellen Entwicklung zu einer Erfolgsgeschichte auf dem deutschen Arbeitsmarkt geführt. Zudem ist Deutschland durch die Umsetzung der Agenda 2010 besser auf den Abschwung vorbereitet als vor 10 Jahren und übrigens auch besser als die meisten unserer europäischen Nachbarn. Ein großes Manko bleibt allerdings: Deutschland ist Spitzenreiter bei Langzeitarbeitslosigkeit. Deshalb sollte jetzt das Knacken der 3-Millionen-Schwelle auch als Zeichen verstanden werden: Mehr Arbeit für alle ist möglich. Die Bundesregierung muss jetzt alle Anstrengungen darauf konzentrieren, dass dies künftig auch für diejenigen gilt, die über 12 Monate ohne Beschäftigung sind. Dann hätte die Agenda 2010 in der Tat Geschichte geschrieben.


Im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft hatte das Institut zur Zukunft der Arbeit bereits am 6. Oktober in einer Studie prognostiziert: Die Arbeitslosigkeit fällt unter 3 Millionen – die INSM feierte das freudige Ereignis mit einer Plakataktion vor der Internationalen Bauakademie in Berlin. Der Autor des Blog-Beitrages PD Dr. Hilmar Schneider ist Direktor für Arbeitsmarktpolitik am Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA).

Finanzmarkt, Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , , Leave a Comment on Wer gewinnen will, trägt Risiko

Wer gewinnen will, trägt Risiko

Aus Sicht von Michael Hüther ist das Rettungspaket der Bundesregierung „in der Sache angemessen, in der internationalen Koordination zügig und konsistent.“Es war abzusehen, dass sich angesichts der Finanzkrise die Protagonisten der Linken mit der Forderung nach mehr staatlicher Lenkung und Regulierung zu Wort melden. Wären das wirklich die richtigen Konsequenzen? Ist der amerikanische Hypothekenmarkt tatsächlich auf Grund eines fehlenden staatlichen Eingriffes zusammengebrochen? Wer genau hinschaut, der sieht: Hier hat nicht der Markt, sondern in erster Linie der Staat versagt. Denn erst durch massive Eingriffe hat der amerikanische Staat Hypotheken subventioniert und im Zusammenwirken mit Fannie Mae und Freddie Mac durch zu niedrige Zinsen zu einem leichtfertigen Umgang mit unzureichend gedeckten Immobilien-Darlehen verleitet. Familien, für die unter normalen Umständen der Kauf eines Hauses nicht realistisch gewesen wäre, konnten sich durch subventionierte Kredite den Traum eines Eigenheims erfüllen. Mit den gestiegenen Zinsen wurden die meisten dann aus ihrem Schlaf gerissen und konnten ihre Kredite nicht mehr bedienen. Gleichzeitig haben die Investmentbanken mit Papieren gehandelt, deren Werthaltigkeit selbst Fachleute nicht mehr einwandfrei beurteilen konnten. Diese Blase ist nun geplatzt und es offenbaren sich die gigantischen Fehlanreize staatlicher Lenkungsversuche. Was wir in einer solchen Krise jetzt brauchen, ist eine Renaissance der Ordnungspolitik. Dabei wird sich dann auch der Finanzmarkt wieder einem zentralen Grundgesetz der Marktwirtschaft unterwerfen müssen: Wer in der Hoffnung auf überdurchschnittliche Renditen Risiken eingeht, muss dafür haften! Anders ausgedrückt: Wer sich am Wertpapiermarkt astronomischen Gewinne verspricht, muss als die Kehrseite dieser Medaille auch Verluste verantworten.

Hier kommen Sie zu einem ausführlichen Interview mit Michael Hüther zur Finanzmarktkrise.


Bildnachweis: Grafik zum Rettunkspaket der Bundesregierung aus der FAZ vom 15. Oktober 2008

Finanzmarkt, Ordnungspolitik, Steuern und FinanzenTagged , , , Leave a Comment on „Und täglich grüßt das Staatsversagen“

„Und täglich grüßt das Staatsversagen“

Die Frankfurter Rundschau titelt am 09. Oktober 2008 mit der Botschaft: „Die Pleite des Kapitalismus.“ Der Finanzexperte und Mitglied der FDP-Bundestagfraktion, Frank Schäffler, hält dagegen: „Hier versagt nicht der Markt, sondern der Staat.“Wer heute nach mehr Regulierung oder nach der ordnenden Hand des Staates ruft, verkennt Ursache und Wirkung der Krise an den Finanzmärkten. Versagt hat nicht der Markt, sondern der Staat. Sehen wir etwas genauer hin: Es gibt national wie international keine Branche, die so stark reglementiert ist wie der Bankenmarkt – siehe Eigenkapitalrichtlinien, Basel I und II. Trotz dieses hohen Maßes an Regulierung (welches allerdings bisher nicht in den USA gilt) konnten weder die Internet-Blase um die Jahrtausendwende, noch die aktuelle Finanzmarktkrise von der Aufsicht vorhergesagt, geschweige denn verhindert werden: Siehe SachsenLB, siehe IKB oder Hypo Real Estate.

Angesichts dieser und weiterer Katastrophen ist der Ruf nach stärkerer Regulierung höchst populär. Er führt aber zu nichts, solange die eigentliche Ursache von Krisen nicht hinterfragt wird. Ich meine: Die Verursacher der jüngsten Entwicklungen sitzen nicht in den Konzernzentralen der Banken, sondern in den Regierungen und Notenbanken dieser Welt. Der eigentliche Grund für die gegenwärtige Finanzkrise ist die ungezügelte Geldvermehrung. Sie führte zum Immobilienboom in Amerika und zu einer Liquiditätsblase in Europa. Diese Fehlallokation war und ist die Ursache für die Finanzkrise. Deshalb müssen die USA und im Gefolge die Europäische Währungsunion ihre Geldpolitik fundamental verändern. Die internationale Staatengemeinschaft muss Druck auf die US-Regierung ausüben, damit die Federal Reserve auf das alleinige Ziel der Preisniveaustabilität ausgerichtet wird. Dies wird schwere Einschnitte für Wachstum und Beschäftigung in den USA, aber auch in Deutschland bedeuten. Das Motto muss jedoch lauten: besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Lesen Sie weiter auf der Website von The House of Public Affairs: Warum der Staat, und nicht der Markt Schuld an der Finanzkrise hat.


Bildnachweis: Titelseite Frankfurter Rundschau vom 9. Oktober 2008

SozialesTagged , Leave a Comment on Frauen im Vorteil

Frauen im Vorteil

grv-renditen.pngOft wird behauptet, Frauen hätten auf dem Arbeitsmarkt deutlich schlechtere Karten als ihre männlichen Kollegen. Das stimmt auch: die Frauenerwerbsquote in Deutschland ist vergleichsweise gering. Zudem werden Frauen bei gleicher Leistung noch immer systematisch schlechter bezahlt. Beides sollte sich schleunigst ändern! Korrigiert werden sollte aber parallel die deutliche Privilegierung der Frauen in den Sozialversicherungen. Beispiel Rente: Eine im Jahr 1940 geborene Frau erwirtschaftet mit ihren Beiträgen eine Rendite von ca. 3,5 Prozent – der gleichaltrige Mann aber gerade einmal 1,3 Prozent. Dieses Missverhältnis steckt im System: Unseren Sozialversicherungen fehlt es an Beitrags-Leistungs-Äquivalenz. Die Regel müsste lauten: Wer viel einzahlt, bekommt auch viel heraus – und umgekehrt. So könnten wir die massive Umverteilung in den Sozialversicherungen etwas reduzieren – auch ein Beitrag zu mehr Leistungsgerechtigkeit.

Die Umverteilung zu Gunsten der Frauen ist wesentlich der fehlenden Beitragsäquivalenz in den Sozialversicherungszweigen zuzuschreiben. Männer zahlen zwar im Laufe ihres Berufslebens aufgrund einer höheren Erwerbsbeteiligung und höherer Einkommen durchschnittlich weit mehr in die Sozialversicherungen ein als Frauen, erhalten aber nicht grundsätzlich auch ein entsprechend höheres Leistungsniveau. Im Gegenteil: Ihre Rendite ist wesentlich geringer.


Bildnachweis: Pressemitteilung der Stiftung Marktwirtschaft