Ordnungspolitik

Der Markt macht’s

Die Klage ist der Gruß des Kaufmanns. Die Landwirte jedoch werden durch den goldenen Zügel permanenter staatlicher Subventionen und Interventionen geradezu zum Jammern erzogen. Besonders laut scheint das Wehgeschrei der Bauern alljährlich im medialen Sommerloch, wenn entweder die Ernte durch das Wetter beeinträchtigt wird oder wieder einmal die Milcherlöse hinter den Erwartungen zurückbleiben. "Der niedrige Milchpreis bedroht die wirtschaftliche Existenz die Bauern" titelte von wenigen Tagen sogar die F.A.Z.

Der Preis ist jedoch nicht die Bedrohung für die Produzenten. Bedrohlich wird es vielmehr, wenn die Erzeuger die Signale des Preises ignorieren. Milch ist derzeit billig, weil offensichtlich das Angebot die Nachfrage übersteigt oder Wettbewerber preiswerter produzieren. Das Signal an die Milchbauern ist also, die Produktion einzuschränken oder ihre Effizienz zu seigern. Dabei geht es den deutschen Landwirten doch letztendlich nicht anders als anderen Unternehmern in Deutschland: Sie sind Produzenten und als solche müssen sie sich nun mal auf schwankende Märkte einstellen.

In der Sozialen Marktwirtschaft wird wirtschaftliches Handeln durch den Markt koordiniert. Märkte, Preise, Gewinne, Verluste, Anreize und Belohnungen bestimmen darüber, was, wie und für wen produziert wird. Unternehmen erzeugen die Güter, die den höchsten Gewinn erwarten lassen, mit den kostengünstigsten Produktionsmethoden. Für seine Entscheidungen trägt jeder Unternehmer das Risiko selbst. Er soll von seinen Erfolgen profitieren und muss aber auch für seine Verluste allein haften. Die Übernahme des Haftungsrisikos durch den Staat ist der schwerste Verstoß gegen die Grundprinzipien der Sozialen Marktwirtschaft. Das gilt für alle Unternehmen, ob Banken oder Bauern.

Schwankende Preise sind ein Zeichen von funktionierenden Märkten. Unternehmerisch handelnde Landwirte haben viele Möglichkeiten, hierauf zu reagieren. Wenn mit konventioneller Milch kein Geld mehr zu verdienen ist, müssen sie andere Milchprodukte anbieten, beispielsweise auf Bio-Milch umstellen oder die Direktvermarktung in den Fokus stellen. So funktioniert Wettbewerb und am Ende profitiert der Verbraucher mit guten Preisen und vielen Produktvarianten.

Die Politik muss den Rufen nach staatlicher Hilfe widerstehen. Wettbewerb schafft Innovationen und ist die Triebfeder unseres Wohlstands. Wohin Staatseingriffe führen können, haben wir ja bei der Milchquote gesehen. Butterberge und Milchseen sind noch nicht lange passé und nicht einmal stabile Preise konnten damit erreicht werden. Politiker sollten den Fehlgriff Milchquote als Mahnmal dagegen sehen, was passiert, wenn es der Staat besonders gut meint – und es dann nur schlimmer macht.

Der Ausgleich von Angebot und Nachfrage über den Preis macht unser Wirtschaftssystem aus. Ob auf dem Milchmarkt, dem Arbeitsmarkt, dem Strommarkt, etc. Was soll der deutsche Staat denn noch regulieren?

Dieser Artikel ist am 28.08 in der Welt als Gastkommentar in gekürzter Fassung erschienen.

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