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Digitalisierung: Bildungsaufbruch notwendig

Die Digitalisierung erhöht die Anforderungen an Teilhabe für den Einzelnen und den Innovationswettbewerb der Volkswirtschaft als Ganzes. Im internationalen Vergleich ergeben sich für Deutschland erhebliche Herausforderungen, um die Schulen für die Digitalisierung fit zu machen und im Unterricht von Digitalisierung zu profitieren. Der Digitalpakt allein reicht nicht aus, ist aber ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung.

Die zunehmende Digitalisierung in der Arbeitswelt erhöht die Anforderungen an die Erwerbstätigen insgesamt und auch an die Beschäftigten im Helferbereich. Nach Befragungen des IW werden vor allem Kommunikationskompetenzen wichtiger.  Daneben sind für die Teilhabechancen des Einzelnen in Zukunft auch grundlegende digitale Kompetenzen von zentraler Bedeutung. Die Digitalisierung erhöht nicht nur den Bedarf an Grundbildung und verstärkt die Bedeutung der Bekämpfung von Bildungsarmut. Die Digitalisierung bedeutet selbst eine Herausforderung für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Unternehmen im globalen Wettbewerb. Innovationen sind für die Stärkung des Wirtschaftswachstums und der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes maßgeblich.

Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass Deutschland bei der Digitalisierung Nachholbedarf hat. So werden an den Schulen kaum Computer im Unterricht eingesetzt, der Einsatz im Unterschied zu anderen Ländern verbessert nicht systematisch die Kompetenzen der Schüler. Die IT-Kompetenzen der Schüler selbst sind bestenfalls als durchschnittlich einzuschätzen. Im Unterschied zu vielen anderen Ländern bestehen in Deutschland starke Engpässe bei IT-Fachkräften und IT-Akademikern. Auch bei  der Forschung im Bereich Digitalisierung besteht Nachholbedarf. Betrachtet man die patentstärksten Länder beim europäischen Patentamt gemessen an der jeweiligen Erwerbspersonenzahl, so erreicht Deutschland unter den europäischen Ländern nur den siebten Rang. Deutschland ist im internationalen Vergleich gemessen an den Patenten insgesamt sehr forschungsstark, jedoch ist der Spezialisierungsgrad auf Digitalisierungspatente sehr gering.

Innerhalb Deutschlands zeigt sich ein qualitativ differenziertes Bild mit Stärken in Bayern und Baden-Württemberg und Schwächen in Schleswig-Holstein und den neuen Ländern mit Ausnahme Thüringens. Bayern und Baden-Württemberg überzeugen vor allem durch einen hohen Beitrag zur IT-Fachkräftesicherung und Stärken bei der Forschung im Bereich Digitalisierung. An den Schulen gibt es kein Bundesland, das in allen Bereichen als vorbildlich einzustufen ist.

Aus den empirischen Befunden können Forderungen für Digitalisierung und Bildung in Deutschland abgeleitet werden:

  1. Die Ausstattung der Schulen mit der notwendigen digitalen Infrastruktur muss schnell umgesetzt werden. Grundvoraussetzung hierfür ist der Breitbandausbau. Darüber hinaus gehört hierzu auch die Bereitstellung von digitalen Arbeitsplätzen für Lehrkräfte und die Ausstattung aller Klassen mit der erforderlichen Hard- und Software für einen digital gestützten Unterricht.
  2. Lehrerfortbildungen zu digitalen Kompetenzen und digitalem Unterricht müssen verbindlich in Lehrentwicklungsplänen festgeschrieben werden. Ein phasenübergreifendes Konzept zur Vermittlung von digitalen (Lehr-)Kompetenzen ist notwendig: Die Vermittlung dieser Kompetenzen muss in Studium, Referendariat und die aktive Berufsphase integriert sein.
  3. Die Schulleitungen müssen die Umsetzung einer digitalen Strategie an ihrer Schule verantworten und antreiben und u.a. eine strategische Rolle bei der Planung von Lehrerfortbildungen im Bereich digitale Kompetenzen und digitaler Unterricht übernehmen.
  4. Digitale Kompetenzen müssen wie andere Kernkompetenzen in schulübergreifenden Vergleichstests überprüft werden.
  5. Ein Austausch über innovative digitale Lehr- und Lernkonzepte muss stattfinden und kann z.B. durch einen Ideenwettbewerb motiviert werden.

Der Digitalpakt der Bundesregierung mit einem Gesamtbetrag von 5 Milliarden Euro, davon 3,5 Millairden Euro in dieser Legislatur, ist ein guter erster Schritt. Entscheidend sind auch die IT-Infrastruktur und eine umfassende Lehreraus- und -fortbildung zum Einsatz digitaler Medien und Vermittlung digitaler Inhalte und Kompetenzen im Unterricht. Wichtig ist es darüber hinaus, eine amtliche Datenbasis zur Infrastruktur, Lehrkompetenz, Weiterbildung und so weiter im Bereich Digitalisierung und Bildung aufzubauen, um zielgenauer entsprechende Investitionsbedarfe ermitteln zu können.

Dieser Blogbeitrag ist die Zusammenfassung der Sonderveröffentlichung “Digitalisierung und Bildung” aus dem INSM-Bildungsmonitor 2018. (Download als PDF). 

Eine mediale Aufbereitung der Studie findet sich unter anderem bei Spiegel Online.  

Den Standpukt der INSM zu Thema “Digitale Schulbildung” findet sich hier

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