UmweltTagged , , , , ,

Mit Marktwirtschaft gegen Dürren: Wie sich die Landwirtschaft ändern muss

Die Landwirtschaft ist der Wirtschaftssektor in der Europäischen Union mit den meisten Subventionen. Für Dürreereignisse ist sie dennoch schlecht gerüstet.

Auch wenn uns im Corona-geplagten Jahr 2020 eine Jahrhundertdürre wie im Jahr 2018 erspart geblieben ist: Die nächste Dürre kommt bestimmt!

Diese wird angesichts des Klimawandels vermutlich früher kommen, als es uns allen lieb sein wird. Die dann wiederkehrenden Diskussionen sind bereits heute vorhersagbar: So führte die lang anhaltende Dürre im sonnenscheinreichen Sommer 2018 zu einer kontroversen Diskussion um weitere Milliardenhilfen für die Landwirtschaft.

Zur Erinnerung: Dies ist traditionell jener Sektor, der in der Europäischen Union (EU) die umfangreichsten Subventionen empfängt. Tatsächlich machen die Zahlungen der EU an den Agrarsektor regelmäßig rund 40 Prozent des EU-Haushalts aus.

Von der Dürre war aber nicht allein die Landwirtschaft betroffen. Warum sollte man der Landwirtschaft helfen, den damals von der Dürre durch niedrige Flusspegelstände gleichermaßen betroffenen Tankstellenbetreibern sowie der chemischen Industrie aber nicht? Beide Sparten litten unter mangelndem Nachschub an Mineralölprodukten per Schiff.

Das Sündenregister der Agrarpolitik ist in Bezug auf Verstöße gegen die Marktwirtschaft sehr lang.

Die einseitigen Hilfen und immensen Subventionen für die Landwirtschaft sind umso fraglicher, als in Zeiten der Globalisierung der heimische Agrarsektor längst nicht mehr so relevant für die Nahrungsmittelversorgung und die Volkswirtschaft ist wie früher. Gab es in den 1950er-Jahren noch über eine Million Bauernhöfe mit mehreren Millionen Beschäftigten, sind es heute rund 250.000 landwirtschaftliche Betriebe mit weniger als 500.000 Vollzeitbeschäftigten.

Die Frage nach der Berechtigung der Hilfen für die Landwirtschaft stellt sich umso mehr, als das Sündenregister der Agrarpolitik in Bezug auf Verstöße gegen die Marktwirtschaft sehr lang ist. Europäische und deutsche Agrarminister haben in der Vergangenheit vielfach marktwirtschaftliche Mechanismen außer Kraft gesetzt, man denke nur an die Milchquoten oder die Abschlachtprämien für Kälber (sogenannte Herodes-Prämie), gaben Hunderte Milliarden Euro an Subventionen aus, die zur Produktion gigantischer Überschüsse an Fleisch, Getreide oder Milchpulver führten. Diese Überschüsse wurden zu Dumpingpreisen in Entwicklungsländer verkauft und zerstörten dort einen Gutteil der landwirtschaftlichen Betriebe.

Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft

Zumindest sind die dafür verantwortlichen sogenannten Marktordnungen (was hatten die eigentlich mit Markt zu tun?) heute abgeschafft. Anstelle einer Preis- bzw. Mengenregulierung, bei der die EU-Fördergelder an die Produktion gekoppelt waren, ist heute eine Förderung getreten, die in gestaffelter Weise an die landwirtschaftliche Fläche und zugleich an einen Umweltkatalog mit über 100 Seiten gebunden ist.

Der Gedanke nachhaltigen Wirtschaftens hat damit nach Jahrzehnten der Misswirtschaft auch in der Landwirtschaft Einzug gehalten, auch wenn in der aktuell vorgestellten EU-Reform die für die Jahre 2021 bis 2027 für die Landwirtschaft vorgesehene Auszahlung von 400 Milliarden Euro an die europäischen Bauern lediglich zu maximal 25 Prozent an die Umsetzung von Ökoprogrammen geknüpft ist, während der Löwenanteil der Förderung weiterhin aus Direktzahlungen bestehen wird, die an die landwirtschaftlichen Flächen gekoppelt sind.

Ebenfalls als Verbesserung zu sehen ist, dass in Bezug auf Risiken die Eigenvorsorge in der Landwirtschaft immer mehr Priorität genießt. So setzt die Landwirtschaft hinsichtlich Preisrisiken bei Getreide mittlerweile weitgehend auf Vorkontrakte und Terminmärkte, bei Naturgefahren wie Hagel, Sturm und Starkregen bestehen marktgängige Versicherungen, und auch Versicherungen zum Schutz gegen Betriebsunterbrechungen in der Tierhaltung infolge von Seuchen sind mittlerweile recht verbreitet.

Die größte Lücke bei der Versicherung von Risiken klafft jedoch noch immer bei Dürreereignissen. Die Gründe dafür liegen unter anderem in der schwierigen Schadensfeststellung sowie in der Höhe des kumulierten Risikos. So hat die Dürre 2018 einen Schaden von 3 bis 4 Milliarden Euro allein in der deutschen Landwirtschaft angerichtet. Es ist daher höchste Zeit, dass die Versicherungsbranche zusammen mit der Landwirtschaft clevere Versicherungslösungen erarbeitet, denn die nächste Dürre kommt bestimmt. Die Dürre von 2018 sollte aber das allerletzte Extremereignis gewesen sein, bei dem die Schäden vergemeinschaftet wurden, indem der Staat für die Schäden aufkam.

Keinen Ökonomen-Blog-Post mehr verpassen? Folgen Sie uns auf Facebook, Instagram und Twitter, und abonnieren Sie unseren RSS-Feed sowie unseren Newsletter.