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Die Hälfte schluckt der Staat

So entwickeln sich die Steuern und Abgaben.Die Abgabenlast wird in den kommenden Jahren deutlich steigen. Durchschnittsverdiener und Beschäftigte mit geringem Einkommen sind besonders betroffen. Heimliche Steuererhöhungen sind ein wesentlicher Grund dafür.

Arbeitnehmer müssen sich auf höhere Belastungen durch Sozialversicherungsbeiträge und durch die Lohnsteuer einstellen: Der Beitragssatz für die soziale Pflegeversicherung steigt im kommenden Jahr sowie im Jahr 2017. Für die gesetzliche Krankenversicherung wird voraussichtlich in den Jahren 2016 und 2017 mehr Geld fällig. Und weil die große Koalition darauf verzichten will, die sogenannte kalte Progression abzumildern, steigt mit Lohnerhöhungen die Lohnsteuerschuld überproportional.

Insgesamt müssen deshalb alle Einkommensklassen künftig einen höheren Anteil ihres Einkommens an den Staat abführen. Besonders stark betroffen sind Normalverdiener und Beschäftigte mit niedrigem Einkommen. Ein Single, der im vergangenen Jahr laut Berechnungen der OECD einen durchschnittlichen Verdienst von reichlich 45.000 Euro brutto im Jahr erzielte, musste einschließlich der Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung 49,3 Prozent abgeben. Im Jahr 2017 werden über 50 Prozent fällig. Bei einem Bruttoeinkommen von gut 16.000 Euro im Jahr 2013 steigt die Abgabenlast sogar noch stärker, von 37,6 auf 38,9 Prozent. Damit werden die Arbeitsanreize geschwächt. Die steigenden Lohnnebenkosten gefährden zudem sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.

Wirtschaftspolitisch sinnvoll wäre es, bei der Kranken- und der Pflegeversicherung auf ineffiziente Umverteilung zu verzichten und einheitliche Beiträge einzuführen. Außerdem sollte der Einkommensteuertarif jedes Jahr an die Entwicklung der Nominaleinkommen angepasst werden, um die durchschnittliche Steuerbelastung konstant zu halten.

Einwenden könnte man dagegen, dass eine Mehrbelastung hinnehmbar sei, weil sie dazu diene, die Defizite im Staatshaushalt abzubauen. Das Argument wäre überzeugend, würde die Politik in diesem Fall tatsächlich weniger Schulden machen und dadurch künftige Generationen entlasten. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass bei überproportional steigenden Steuereinnahmen zusätzliche Ausgaben beschlossen würden.

Die Belastung der Bürger durch die Einkommensteuer und durch die Sozialabgaben ist spätestens dann sehr schmerzhaft, wenn von deren erarbeiteten Einkommen nur die Hälfte übrig bleibt. Dies wird selbst bei einem Durchschnittsverdiener im Jahr 2017 der Fall sein. Die Regierung tut aber nichts dagegen. Im Gegenteil: Mit Wahlgeschenken wie dem Rentenpaket wird die Situation sogar noch verschlimmert.


Wie entwickeln sich die Steuern und Abgaben? Lesen Sie dazu den aktuellen ifw Policy Brief “Die Lohnsteuer- und die Sozialabgabenbelastung ausgewählter Arbeitnehmerhaushalte in Deutschland” von Dr. Alfred Boss.